⭐ Franziska ↪ Dieter ⭐

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Dad.

Ich liebe dich. Das weißt du doch, oder? Ich habe es immer getan. Selbst in der schlimmsten Zeit, tief in mir drin. Du bist mein Vater und ich werde dich immer lieben, allein deswegen. Auch, wenn du ein schrecklicher Mensch bist. Ich hasse dich dafür, dass du meinen Sohn schlägst. Geschlagen hast. Du hättest nie denken dürfen, ich wüsste das nicht. Was meinst du wohl, weshalb du eines morgens keine Gürtel mehr in deinem Schrank hattest? Ich habe die Striemen auf seinem kleinen Rücken gesehen. Er ist doch noch ein Kind! Wie konntest du ihm das nur antun! Wie kann man so grausam sein?
Soll ihn das selbe Schicksal treffen wie meinen Bruder? Ihn hast du doch auch geschlagen, oder? Ist das etwa eine alte Tradition, das Oberhaupt der Familie schlägt alle jüngeren Männer und nieder, bis sie sterben? Das würde ich niemals zulassen, das weißt du genau.
Ich bin so verzweifelt. Ich brauche eine Schulter, an der ich beruhigt werde. Eine Hand, die mir sanft über den Rücken streicht. Jetzt sofort.
So viel Schreckliches ist passiert. Wo ist der Dad geblieben, der früher für mich da war, als ich mit blutigen Knien nach Hause kam? Wo ist der liebevolle Mann hin, in den Mum sich verliebt hat? Wo ist der humorvolle, kinderliebende Großvater hin verschwunden, der meinen Kindern Geschichten vorgelesen und sie in's Bett gebracht hat? Ich willigt zurück! In diesem Moment soll er neben mir auf dem Sofa sitzen, und mir sagen, wenn es Zeit zum Essen kochen ist, » Lass gut sein, Franziska, ich mach schon. «
Dad, wir können einen Neuanfang starten. Wir zwei können es schaffen, ich weiß das. Du brauchst nur zurückkommen.
Bitte. Ich hab dich lieb. Bitte komm zu mir zurück. Ich vermisse dich doch so, genau wie es meine Kinder tun. Bitte.

Franziska

Bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt