Kapitel 7

260 8 0
                                    

"Lydia."
"Wer ist da? Woher kennen Sie meinen Namen?" Lydia guckt unruhig auf ihr Handy, die Nummer ist unterdrückt. Die Stimme des Mannes, der zu ihr spricht, ist verändert, tief, als würde er durch eine dieser elektronischen Darth Vader Masken sprechen, oder...als wäre er ein Werwolf.
"An der Lichtung mit dem roten Kreuz am Baum. Komm alleine. Ich werde dir nichts tun, Lydia." Der mysteriöse Anrufer legt auf. Lydia zittert.
"Lydia? Wer war das? Alles gut?" Jackson kommt in die Küche, es ist mitten in der Nacht. Lydia ignoriert ihn, sie schnappt sich wie in Trance ihre Tasche und ihren Autoschlüssel. Sie geht zur Haustür.
"Lydia! Es 4 Uhr nachts, du willst doch jetzt nicht weggehen!" Lydia öffnet die Tür.
"Willst du zu diesem Cop? Hey, hast du etwa was mit dem? Schleichst du dich jetzt schon mitten in der Nacht raus? Gott, Lydia, wenn du mich nicht willst, sondern lieber diese Flasche, geh halt zu ihm. Aber ich weiß, dass du mich immernoch brauchst." Lydia dreht sich um, guckt Jackson in die Augen und geht raus. Sie fährt unterbewusst zum Wald, ihr Blick ist leer und starr. Obwohl sie nicht weiß, wo sie hin muss, geht sie zielsicher durch den Wald. Sie bleibt vor einem Baum stehen. Auf einmal bricht sie zusammen.
Ein paar Sekunden später wacht sie auf, keiner ist zu sehen.
"Hallo? Wer sind Sie? Wie bin ich hierher gekommen? Lassen Sie mich gehen!"
"Nanana Lydia, wo sind denn deine Manieren geblieben. Man lässt niemanden einfach stehen, der Hilfe braucht." Peter tritt hinter einem Baum hervor. Lydia verdreht die Augen.
"Wieso überrascht mich das jetzt nicht?" Peter lächelt sie an.
"Lydia, ich brauche dich. Du musst mir noch einmal bei einer Sache helfen."
"Und was bekomme ich dafür?"
"Was willst du denn?"
"Ich will vieles, aber nichts davon könntest du mir geben."
"Vielleicht ja schon. Rede mit mir."
"Ok, also, ich will ein funktionierendes Liebesleben. Ich will endlich einen Kerl der nicht verlobt oder schwul oder ein Arsch ist. Aber offenbar ist das nicht möglich."
"Also, ich würd dir ja gerne helfen, aber findest du nicht, dass ich ein bisschen alt für dich bin?"
"Ja, das Alter ist natürlich das Hauptproblem."
"Ist es mein Hintern? Er ist nicht mehr so straff, oder?"
"Peter, was willst du?"
"Weißt du noch, als du die Krallen meiner Schwester an diese Säule geworfen hast und sie mit dir geredet haben? Als du das mit Malia rausgefunden hast?"
"Ja, ich weiß auch, wie du mich danach fast zerfetzt hast."
"Nicht meine beste Aktion, geb ich zu. Aber du hast mir verschwiegen, dass es Malia war. Und meine Frage ist, ob du mir noch etwas verschwiegen hast."
"Was meinst du? Ich hab dir schon gesagt, dass dieser Wüstenwolf nicht in der Erinnerung vorkam."
"Es geht um eine andere Person. Sie muss irgendwas mit der Sache zu tun haben. Es muss zu der Zeit gewesen sein."
"Wer?"
"Du kennst sie nicht. Ich bin mir sehr sicher, dass sie irgendwie verstrickt war."
"Aber, da war niemand anderes. Das ist nicht so, als würde ich einen Film sehen, ich höre nur vereinzelte Stimmen."
"Dann müssen wir die Erinnerung anders bekommen."
"Ich dachte, die Krallen wäre das einzige, was von ihr übrig ist."
"Das einzige, was von ihrem Körper übrig ist. Komm mit." Peter überquert die Lichtung. Erst jetzt fällt Lydia auf, dass sie direkt an dem Platz sind, wo früher das Hale-Haus stand. Sie gehen ein Stück davon weg. Peter bleibt auf einmal stehen. Er schiebt mit dem Fuß einige Blätter zur Seite, eine Falltür wird sichtbar.
"Was ist das?"
"Ein Geheimnis."
"Wessen Geheimnis?"
"Talia's und mein Geheimnis. Es gibt einen Grund warum sie immer so seelenruhig war, trotz ihres Status als Alpha. Das war unser geheimer Raum. Du magst es vielleicht nicht glauben, aber ich war immer sehr aggressiv. Ich konnte mich früher nur schwer beherrschen."
"Nein, verarsch mich nicht. Du warst aggressiv?"
"Lass mich ausreden. Talia hat versucht mir beizubringen, mich besser zu kontrollieren. Ich war ja nie dumm, ich habe durch sie gelernt, meine Stärke richtig einzusetzen. Ich dachte, sie hätte den Raum nicht mehr benutzt. Aber manchmal nachts, habe ich sie beobachtet. Und dann bin ich auch mal runtergegangen. Komm mit." Lydia zögert erst, doch schließlich geht sie hinter Peter her, die steile Treppe hinunter.
"Kannst du damit was anfangen?"
"Ich denke schon." Lydia betrachtet die gigantische Harfe im verhältnismäßig kleinen Raum.
"Sie hat schon als Kind gespielt. Aber sie hat es nie gerne vor anderen getan. Ich glaube das lag an mir, ich hab sie immer ausgelacht wenn sie einen winzigen Fehler gemacht hat. Wenn sie gestresst war, ist sie hierher gekommen. Ich habe sie oft an besonders schlimmen Tagen hier gesehen. Wir hatten zeitweise sehr viel Stress mit den Rudeln und natürlich mit den Argents." Lydia schreitet um die Harfe herum. Dann setzt sie sich auf den kleinen Hocker daneben und beginnt zu zupfen.

"Bitte, lass sie in Ruhe. Sie ist doch fast noch ein Kind."

"Ich gebe sie nicht her, Talia! Nicht dieser Frau und auch keinem anderen."

"Du hast Scheiße gebaut, Peter. Ich lasse dich nicht in ihre Nähe!"

"Er soll nicht das gleiche durchmachen wie die Kleine. Das lasse ich nicht zu."

"Sie darf sie nicht wie ihr Kind behandeln, das ist meine Tochter. Wenn ich euch nochmal daran erinnern darf, nur wegen diesem Biss, ist sie noch lange nicht ihre Mutter.

"Ich werde dich holen, Clara Mayfield. Und wenn ich mit dir fertig bin, sind nurnoch deine leblosen, schwachen Flügel übrig. Und weißt du, was ich damit mache? Ich rahme sie ein und hänge sie in mein Haus. Direkt neben die Schachtel, in der ich die Krallen deiner kleinen Missgeburt Tochter aufbewahren werde."

Lydia sitzt wie besessen vor der Harfe und starrt in die Leere. Auf einmal fängt sie an dem grauenvollsten, herzzerreißendsten Schrei auszustoßen, den Peter je bei ihr gehört hat. Er ist so laut, dass er zu Boden stürzt. Als Lydia wieder zu Sinnen kommt, sitzt sie nurnoch still da. Ihr Körper ist scheinbar nurnoch eine Hülle. Peter springt auf und rennt zu ihr, doch sie packt ihn am Handgelenk und guckt ihm tief in die Augen.
"Was hast du nur getan? Wer tut so etwas?"
"Lydia, was, was hab ich getan? Erzähl mir was los ist!"
"Du hast nicht nur eine Tochter."
"Was? Was willst du mir damit sagen? Lydia, rede mit mir!"
"Zwillinge. Es sind Zwillinge. Ein Junge, ein Mädchen. Du warst nicht zufrieden mit ihnen."
"Nicht zufrieden? Was soll das heißen? Wie kann ich nicht zufrieden mit meinen Kindern sein?"
"Sie waren anders. Ich weiß nicht, wie das geht."
"Wie anders?"
"Es sind Menschen."
"Das ist unmöglich. Ich meine...es kommt vielleicht einmal in hundert Jahren vor."
"Ein wahrer Alpha auch."
"Aber du musst dich vertan haben. Sieh dir Malia doch an. Sie ist ein Werkojote, wie ihre...ihre Mutter."
"Ihre Mutter ist aber kein Kojote. Sie ist...eine Walküre."
"Nein, das kann nicht sein. Ihre Mutter ist ein Kojote. Und deswegen ist sie auch einer. Ich meine, wäre sie ein Mensch, wäre das doch..."
"Eine Schande?"
"Natürlich nicht...es ist nur so, Familien mit solchen Kindern wurden meistens ausgestoßen. Sie sind nicht normal."
"Das dachtest du wohl auch. Und dann kamst du auf eine ganz tolle Idee."
"Was? Was hab ich - nein. Sag bitte, ich hab nicht..."
"Du hast sie gerufen. Keiner wollte es tun, sie war angesehen und erfahren. Deine beste Chance. Deine Freundin allerdings...sie war nicht so begeistert. Denn der Wüstenwolf hat es nicht ohne Bedingungen gemacht. Sie wollte das Mädchen. Für ihr Rudel. Sie wollte sie mitnehmen. Aber ihr alle wusstet genau, was sie wirklich mit ihr vorhatte. Wenn ein Alpha sein Rudel tötet, bekommt er Macht. Clara wollte ihre Tochter nicht weggeben, nicht für alles in der Welt."
"Clara...Clara ist die Mutter..."
"Ja. Clara Mayfield. Sie wollte nie, dass ihre Kinder verwandelt werden. Sie war zufrieden mit Ihnen. Ihr habt es hinter ihrem Rücken getan, sie kam früh genug um den Jungen zu retten. Und dann haben die beiden gekämpft. Talia ging dazwischen, doch der Wüstenwolf schwor Rache an Clara. Deswegen hat Talia sie in Sicherheit gebracht und zurück nach London geschickt."
"Und der Junge? Was ist mit dem Jungen?"
"Er wurde wie Malia zur Adoption freigegeben."
"Ist er noch in Beacon Hills?"
"Wieder, ja."
"Und sein Name? Wie lautet der?"
"Sein Name...sein Name ist...Theo Raeken."

Show me your claws [Teen Wolf/Sterek/Marrish/Hale FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt