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Ich werde durch ein Geräusch wach. Genervt sehe ich mich um. Es ist mein Handy. So schnell ich kann hebe ich es vom Boden auf und während ich noch überlege wie zur Hölle das Teil da gelandet ist habe ich den Anruf schon verpasst. Es war Susan. Ich schreibe ihr schnell, dass es mir gut geht und ich demnächst in die WG zurückgehen werde. Dann verfasse ich noch eine Nachricht an meine Mitbewohnerin Angelina, dass ich in einer Stunde Zuhause sein werde und sehe mich um. Bei Tag sieht seine Wohnung ganz anders aus. Die Erinnerungen an den Sex gestern durchfluten mein Gehirn und ich muss mich zusammenreißen, nicht zu stöhnen. Ich hatte noch nie so guten Sex. Noch nie. Ich drehe meinen Kopf in Harrys Richtung. Er schläft tief und fest. Ich widerstehe der Versuchung ihn sanft zu küssen und ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen und stehe leise auf. Das hier war ein One-Night-Stand, erinnere ich mich selbst und suche sein Badezimmer. Ich wasche mich und suche so leise ich kann meine Klamotten und meine Tasche zusammen. Ich ziehe mein Kleid an und schminke mich notdürftig etwas nach. Ich sehe nach Sex aus. Etwas in mir ist stolz darauf. Ich grinse mein Spiegelbild an und überlege ob ich einfach gehen soll, doch ich bin egoistisch und ein Teil von mir ist seit gestern unersättlich. Ich suche in seiner Wohnung nach Stiften. Ein Roter Edding fällt mir ins Auge. Perfekt. So leise wie nur möglich tapse ich zurück ins Bad und stelle mich vor den Spiegel:

Danke für die Wahrheit ;)
0224-1245-6906
Der Lügendetektor!

Dann schließe ich die Türe zum Bad leise und verlasse seine Wohnung nachdem ich noch einmal nachgeschaut habe, ob Harry noch schläft. Meine Schuhe ziehe ich vorsichtshalber erst unten vor der Haustüre an und während ich nach einem Taxi Ausschau halte, suche ich nach meinem Geldbeutel.

Eine Stunde später bin ich Zuhause und stehe unter der Dusche. Angelina ist wohl selbst unterwegs gewesen, denn sie liegt halb totgevögelt auf dem Sofa und schläft ihren Rausch im Höschen aus. Ihre Klamotten sind überall verteilt und ich habe eine Herrenjacke im Flur gefunden. Nach meiner ausgiebigen Dusche ziehe ich mir eine gemütliche Leggin und einen grauen Strickpullover an, Binde meine schwarzen Haare zu einem Messiebun und mache mir einen Kaffee. "Morgen.", murmelt Angelina als sie aus ihrem Zimmer schlappt. Ich grinse "Hattest du eine nette Nacht?", sie lacht "Offensichtlich.", und sammelt ihre gestrigen Klamotten vom Boden auf.
Ich faulenze den ganzen Tag und auch am nächsten Morgen, Skype mit meinen Freunden aus Deutschland und schreibe ein wenig an meinem neuen Projekt weiter als es gegen 9 klingelt. Wer ist das denn? Ich schleppe mich zur Türe und öffne sie. Ein Mann mit braunen Haaren und blauen Augen steht davor. "Ist Angelina da?", ich nicke "Und wer bist du?", frage ich "Ich...war vorgestern hier.", er sieht verlegen zur Seite. Ich grinse und reiche ihm seine Jacke "Suchst du die oder das Mädchen?", er grinst "Beide, schätze ich", ich lache "Komm rein.", er lächelt "Ich bin übrigens Jack.", ich nicke "Ich bin Kaya.", er lächelt und ich hole Angelina aus dem Wohnzimmer. "Oh, hi. Kaya, ich denke ich werde ein bisschen mit ihm mitgehen.", ich nickte. Das bezweifle ich nicht, dachte ich. "Übrigens: Dein Handy hat gerade geklingelt. Es war eine fremde Nummer.", mir wird plötzlich ganz heiß und ich spüre wie ich rot werde. "Danke.", murmle ich und schließe die Wohnungstüre hinter den beiden. Harry, denke ich, hat Harry mich tatsächlich angerufen? Ich laufe ins Wohnzimmer und schnappe mein Handy. Tatsächlich da steht eine fremde Nummer. Mit englischer Vorwahl. Ich drücke auf "Call back" und warte. Nach drei Mal Tuten meldet sich eine Stimme. "Hey Lügendetektor.", ich kämpfe gegen die Versuchung an nach Luft zu schnappen "Hey Styles.", ich versuche so locker wie möglich zu klingen "Warum bist du gegangen?", damit hätte ich nicht gerechnet "Ich...ich weiß nicht.", er scheint zu grinsen "Willst du...wiederkommen?", ich sehe auf die Uhr "Heute Abend?", "Nein jetzt. Gehen wir ein bisschen raus und dann heute Abend zu mir.", ich muss mich beherrschen nicht laut loszuschreien. JA! "Jetzt?", er lacht "Ja.", ich beschließe mich ein wenig rar zu machen "Nicht jetzt. Ich muss noch ein bisschen weiterschreiben und bis ich mich fertig gemacht habe und alles.", "Schade, dann muss ich wohl wieder heimfahren.", "Wo bist du?", er lacht "Harry, ernsthaft wo steckst du?", und dann höre ich im Hörer sowie vor dem Fenster ein Hupen. "Harry wie hast du-!!", er lacht "Komm einfach runter!", ich scheiß aufs Rarmachen! "Gib mir zehn Minuten! Du verrückter Mann!", damit lege ich auf und Stürme ins Bad. Mit Hochgeschwindigkeit versuche ich mich einigermaßen Nicht-Leichenhaft hinzubekommen und ziehe mir noch schnell etwas anderes an. Dann ziehe ich weiße Turnschuhe und eine Jacke an, schnappe meine Handtasche und meinen Schlüssel bevor ich die Wohnung verlasse und das Treppenhaus runterrenne. Als ich die Haustür öffne steht da ein roter, klassischer Mercedes an dem Harry lehnt, grinsend, in schwarzem Hemd, Mantel und einem schwarzen Hut. Jesus! Warum ist dieser Mann kein Model? Er sieht mich an "Hey Babe.", ich strahle ihn an "Hey Harry.", er zieht mich an sich und ich sehe zu ihm auf. Seine Augen strahlen in diesem stechenden Grün und sein Lächeln zeigt seine Grübchen. "Willst du mit kommen?", "Wohin?", er senkt den Blick und sieht mich gleich darauf wieder an "Völlig egal wohin. Hauptsache mit dir.", ich lächle und lehne meine Stirn an seine. In diesem Moment kommt mit zum ersten Mal der Gedanke, dass wir vielleicht doch mehr als nur Sex sein könnten. Ich könnte mich tatsächlich in ihn verlieben. "Sicher?", er küsst mich. Sanft und trotzdem entschlossen. Ich habe das Gefühl zu schweben und spüre erneut diese Anziehungskraft die von ihm ausgeht. Als er sich löst hat er seine Hände auf meine Hüften gelegt während meine um seinen Nacken geschlungen ruhen. "Ziemlich sicher, Babe."

Another SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt