Hastig sprinte ich die Treppen zum Ausgang herunter, nachdem ich meinem Freund noch einen Abschiedskuss aufgedrückt habe, und ziehe jetzt die schwere Haustür hinter mir zu. Auch die kleinen Stufen bis zur Straße und das Gartentor passiere ich schnell und sprinte zu der Bushaltestelle, die ich schon am Ende der Straße erspähen kann. Ungefähr 100 Meter habe ich noch vor mir, bis ich in den Bus steigen kann, der noch geduldig am Straßenrand, neben dem blauen Schild, steht und gleich losfährt. Gleich würde der Zeiger von allen Uhren auf die nächste Minute umschlagen und der Bus würde losfahren. Nur noch geschätzte 10 Meter trennen den Bus und mich, bei denen ich jetzt hoffentlich nicht versagen werde. Ein bisschen weiter als 5 Meter vom Bus entfernt steht ein komplett pechschwarz gekleideter Mann, er ist ausgestattet mit einem schwarzen Zylinder, einem schwarzen Gehstock und einem schwarzen Aktenkoffer, sowie schwarzen Klamotten. Ich hatte das Gefühl, er würde genau mich mit seinen ebenso von schwarz triefenden Augen beobachten. Beinahe wäre ich sogar über seinen komischen, irsinnig langen Gehstock gefallen, den er mir meiner Meinung nach extra in den Weg gestellt hat, gefallen. Hochhelfen wollte er mir aber irgendwie schon, da er mich trotzdem mit seiner Hand berührte, aber nur für eine kurze Zeit.
Weiter konnte ich dem Geschehen jedoch keine Beachtung mehr schenken, da ich wie verrückt in den Bus gestürmt bin und ich mich anschließend außer Atem auf einen der Plätze gesetzt habe, der noch nicht von irgendeiner anderen Person besetzt war.
Meinen Kopf lehne ich an die Scheibe, die sich durch die mittlerweile kalte Morgensluft ganz kalt anfühlt und beobachte währenddessen die Häuser und Autos, die immer schneller verschwommen an mir vorbeiziehen und letztendlich ganz aus meinem Sichtfeld verschwinden.
Einige Zeit später, muss ich mich am Riemen halten und anstrengen, um meine Augen noch weitere Zeit aufhalten zu können, da sie vom stillen Sitzen immer schwerer werden und dabei drohen zuzufallen. Sicherlich trägt da auch etwas meine Müdigkeit, von der sich momentan reichlich in meinem Körper befindet, bei. Wären Junes und ich gestern Abend bzw. heute Morgen nicht so spät ins Bett gegangen, aber was macht man nicht alles, wenn man Sturmfrei hatte.
Nur noch diese Station und die nächste müsste ich aussteigen und danach umsteigen in Richtung unseres Nachbardorfes. Gerade schließen sich klappernd die Bustüren und der Busfahrer setzt den Bus erneut in Bewegung, strikt auf die vorgegebene Route achtend.
Ich stecke die Kopfhörer aus meinen Ohren, durch die ich gerade eben noch auf lautester Lautstärke Musik gehört hatte, da ich dachte dass mich das Hören von lauter Musik vor dem Einschlafen bewahren würde, und ich so rechtzeitig an der richtigen Bushaltestelle aussteigen könnte. Doch ich bin genauso müde, wie am Anfang.
Langsam hiefe ich mich aus dem ungemütlichen Sitz, der durch das lange Sitzen durch mich schon ganz warm geworden ist und werfe mir meinen Rucksack, der durch viele KrimsKrams-Artikel, die sich in ihm befinden, schon ganz schwer geworden ist, auf den Rücken.
Im Gleichgewicht Halten bin ich noch nie ein wirklicher Profi gewesen, weswegen ich mich nur mit Mühe an den gelben Festhaltestangen festhalten kann und darauf warte, dass der Bus anhält. Ein quietschendes Geräusch nehme ich wahr, wonach sich leicht zischend die beiden Aussteigstüren öffnen, da ich gerade eben noch rechtzeitig auf den knallroten Stop-Knopf gedrückt habe. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch mehr als 24 Minuten habe, die ich vertrödeln muss, bis ich mit meinem Anschlussbus zu meiner Klavierlehrerin fahren würde. Kurz dachte ich darüber nach, mit einer anderen Buslinie nach Hause zu fahren, da dieser in vielleicht einer halben Minute ankommen würde und ich somit in weniger als 20 Minuten zu Hause wäre. Doch ich verwerfe es, als ich keine Anstalten dazu mache, dem kommenden Bus ein Zeichen zu geben, dass ich einsteigen möchte und er wenige Sekunden darauf bretternd an mir vorbeirauscht.
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Died faces
HorrorAn jedem Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, passiert das gleiche. An jedem Morgen hängt ein neuer Zettel an der Bushaltestelle. Ein Zettel mit dem Abbild eines Gesichtes. Ein Gesicht, das dir manchmal ziemlich bekannt vorkommen kann. Mal ist es dein M...