ZEHN

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Mit einem dumpfen, leeren Gefühl in meinem Kopf, als hätte mir gerade eben jemand mein Gehirn aus meinem Kopf gesaugt, wache ich langsam auf. Fühle ich nach und nach immer ein Stück mehr meines Körpers, der in irgendeiner ungemütlichen Pose auf dem Boden liegt und mir gerade noch nicht vollständig gehorchen will. Als würde er noch in einem Tiefschlaf hängen und ich bereits hellwach die Welt erkunden wollen. Ohne Gehorsamkeit meines Körpers. Komisch, ich weiß.

Nach ein paar Minuten, in denen ich vor mir herschlummere und versuche gleichzeitig meine Gedanken ordnen zu können, kann ich mein Umfeld schon etwas näher betrachten. Ich liege auf einem steinigen Boden, dessen kleine Steinchen sich schon schmerzhaft die ganze Zeit über in meine Haut gebohrt haben und dort einen roten Abdruck hinterlassen haben.

Wie ich hier hingekommen bin weiß ich nicht. Das letzte was sich als meine Erinnerung bekannt gibt, ist dass ich mich doch zuletzt noch in einem Bus befand und jetzt plötzlich nicht mehr. Jetzt liege ich stattdessen verkrümmt auf einem etwas unebenem Boden, der mir fürchterliche Rückenschmerzen beschert. Mit ausgelaugten Knochen stemme ich mich von dem Boden ab und bemerke, dass doch ein Teil meiner Beine unter dem Bus liegt. In der gefährlichen Nähe eines Reifens. So als hätte mich gerade jemand überfahren wollen, es geplant oder noch rechtzeitig bremsen können. Das war dann doch anscheinend mein lieber bester Freund der Busfahrer, dem ich einst Vertrauen geschenkt habe. Er hatte mich wahrscheinlich aus dem vorderen Teil des Busses, nachdem ich ohnmächtig wurde, einfachso aus dem Bus geschubst, getreten oder gezerrt. Wie einen Kartoffelsack, mit dem man tun konnte was man wollte, weil er sich ja eh nicht beschweren würde. Und genau so war es bei mir, ich war ja ohnmächtig und da konnte ja nichts passieren oder es sollte einfach nur etwas passieren.

Müde ziehe ich mich an dem Reifen des Busses hoch und stehe mit wackligen Beinen nun hier. Hier an dem Ort, der wahrscheinlich den Untergang für mich bedeutet. An dem ich wohl oder übel mein Leben aushauchen werden muss, ohne mich richtig von Familien und Freunden verabschieden zu können. Was ich alles dafür tun würde, sie nocheinmal umarmen zu können, ihnen zu sagen dass ich sie liebe und und und.

Aber dazu ist es jetzt zu spät. Jetzt bin ich hier mittem im Nirgendwo ohne jegliche Orientierung und Ahnung was ich jetzt am Besten tun soll. Ohne Hoffnung gefangen im Nirgendwo, ohne Ausweg.

Alles hier wirkt so düster auf mich. Es sieht aus wie eine riesige verdreckte Höhle. Alle Wände sind in ein dunkles Blutrot getaucht, als hätte man das Blut aller toten Menschen, die hier wahrscheinlich schon ihr Leben gelassen haben, eingesammelt und damit dann anschließend die Wände gestrichen. Und dadurch bekommt hier auch alles, so einen saftigen Rotstich verpasst.

Der Gedanke daran, dass ich wohl oder übel wohl bald hier sterben muss und mir keinen besseren Ort zum Sterben aussuchen darf, stimmt mich traurig. Wenn ich aber Optimistisch denken würde, dann würde ich hier vielleicht noch lebendig herauskommen. Dann muss ich definitiv aber etwas tun und nicht hier so nichtsnütz auf dem Boden herumliegen.

Also stemme ich mich, auch immer noch etwas benebelt, auf und gehe die Spur zurück, aus der der Bus höchstwahrscheinlich gekommen ist, laut den tiefen Einkerbungen im Boden zu urteilen, verursacht durch das schwere lastende Gewicht des Busses. Die Spur, die irgendwo in einem undefinierbar großen, roten Nebel aufhört und ab dann nicht mehr zu sehen ist. Aber irgendwo muss es hier einen Ausweg geben, und das weiß ich. Wie sollte ich denn hier sonst hineingeraten sein? konnte man sich seit neustem an andere Plätze teleportieren oder was?

Also gehe ich den Weg meines einzigen Anhaltspunkts entlang, der komischerweise immer steiler bergauf führt und letztendlich auf Bahnschienen mündet. Bahnschienen die ebenso mindestens wie der Rest hier so rot und verrostet sind und wahrscheinlich keinem Zweck mehr dienen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 03, 2016 ⏰

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