Sie hat mich allein gelassen?!

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Mit Trübsal in den Augen setzte ich die Klinge, eines bereits stumpfen Messers aus meiner Kindheit, an meinem Handgelenk an, zog schmale Linien, nichts was in eine Narbe über gehen würde, nichts was mich daran erinnern würde...

Denn es waren doch die Erinnerungen die einen dazu brachten, die einen plagten und schmerzten, die einem die Vergangenheit zeigten, die Realität verdrängten, die das Leben ausmachten und beschwerten, die uns alle zu Verlierern machten.

Das Blut tropfte auf die Frontscheiben vorbeifahrender Autos, für sie wahrscheinlich wie Regen, oder Dreck, aber für mich das Elixier des Lebens, alles was es wirklich zu bieten hatte.

"Wirst du springen?", hauchte eine ängstliche, sanfte Stimme hinter mir.

Wie aus der Kanone geschossen, drehte ich mich zu ihr um, ließ die Klinge auf die durchnässte Erde fallen, und starrte auf das Kleine Mädchen.

Ihr rotes Haar hatte sich, triefend nass wie es war, um ihr Gesicht geschmiegt. Ihre großen, blauen Augen sahen mich Vorwurfs voll an. Ihr kleiner Körper zitterte, die Arme um ihren Bauch geschlungen, die Beine zusammen gepresst, ihren Kopf gesenkt.

Ihr weißes Kleid war durchnässt, und wenn ich wollte könnte ich Alles sehen, aber ich wollte nicht.

"Verlässt du mich? Willst du mich nicht?", schlurzte sie und weinte dem Regen gleich auf die Erde.

Ich dachte immer, ich hätte es verloren, aber in diesem einen Moment wurde mir klar, dass ich es nur versteckt hatte, denn mein Herz... Es zersprang.

Es waren genau die Worte, die ich meiner Mutter damals stellte, genau hier, in Kälte und Nässe, in tiefer Nacht unter dem Mond, auf dieser Brücke, über den Autos. Es war genau vor dreizehn Jahren, als sie mich ansah, mich einfach nur ansah...

Und schließlich fiel sie... Sie ließ sich vor meinen Augen in die tiefe Stürzen, ließ mich, ihr Kind, ihr eigenes Fleisch und Blut, allein....

Sie ließ mich allein! Sie ließ mich allein! Sie ließ mich allein!!!

Warum hat sie das getan?! Liebte sie mich noch?! Liebte sie mich überhaupt?!

Ich brach zusammen, sackte zum Matsch und Schlamm, weinte...

Ich weinte?!

NEIN!

Schnell stand ich auf, wischte die Tränen weg. In einer selbstsüchtigen Welt kann nur der Starke, nur der Selbstsüchtige leben.

Ich stand auf, schritt auf sie zu, legte meinen Finger unter mein Kinn und hob es somit an.

" Sieh mich an." Und sie gehorchte.

"Ich verlass dich nicht. Niemals." Sie lächelte mich an, so gut sie es konnte, und ich bewunderte die Ehrlichkeit die dieses eine Lächeln ausstrahlte. Ein Fake?!

Wohl kaum, aber so war das Spiel.

"Versprochen?" "Du hast mein Wort."




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