Die Macht einer Veela

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Bill Weasley:

Den Rückweg nach England hatten sie größtenteils per Seit-an-Seit-apparieren und mit einem offiziellen Portschlüssel bestritten, der einen über den Ärmelkanal brachte. Bill wäre froh gewesen, wenn er die Stellen, wo Portschlüssel zu finden waren, schon vorher gekannt hätte. Auch apparieren hätte ihm die Hinreise beträchtlich erleichtert, aber dafür musste man schließlich wissen, wo man hinwollte und Bill hatte nur eine ungefähre Ahnung gehabt. Er war nun jedoch ausgezeichnet erholt von der langen strapaziösen Reise auf seinem Besen. Sie hatten noch ganze zwei Nächte in Fleurs Elternhaus verbracht. Fleurs Mutter Apolline war sehr erleichtert gewesen ihre Tochter wieder glücklich zu sehen und war sogar recht schnell mit Bill warm geworden, auch wenn sie entgegen Fleurs Protesten darauf bestand, dass Bill im Gästezimmer schlief, nicht mit Fleur zusammen in ihrem Bett. Bill hatte dazu lieber nichts gesagt, er war sowieso schon froh, dass Apolline ihm noch eine zweite Chance gab. Aber Fleur hatte mit ihrer Mutter eine lange und hitzige Debatte geführt. Bill hatte nicht verstanden, was der genaue Wortlaut ihrer Auseinandersetzung gewesen war, denn sie hatten sich lautstark auf Französisch gekabbelt, eine sehr melodische Sprache, wie er fand. Fleur hatte irgendwann scheinbar klein beigegeben.

In den Nächten, wenn ihre Eltern schliefen, war sie schließlich heimlich zu Bill ins Gästezimmer geschlichen, war zu ihm ins Bett gekrochen und hatte sich an ihn heran gekuschelt. Sein Herz war beinahe übergelaufen vor Zuneigung. Noch nie zuvor war er so glücklich gewesen. Fleurs Nähe war einfach berauschend. Langsam aber sicher wurde es mühevoll für Bill, sich zurückzunehmen. Er wäre auch am Strand gerne noch weiter gegangen. Ihre süßen Laute, wie sie sich angefühlt hatte, der Blick ihrer Augen – das alles hatte ihn ganz schön kribbelig gemacht. Aber sie war noch Jungfrau und er musste aufpassen, dass die Pferde nicht mit ihm durchgingen. Sie sollte es am Ende auf keinen Fall bereuen.

Fleurs Vater hatte gar nichts von dem ganzen Hin und Her mitbekommen und freute sich aufrichtig, dass seine Tochter endlich mal einen „netten jungen Mann" mit nach Hause brachte, er habe schon geglaubt da seien "Hopfen und Malz verloren". Er war etwas rundlich und kleiner als seine bildschöne Frau, bestach aber mit seinem außerordentlichen Charme. Bill verstand sich prächtig mit ihm. Schon am ersten Abend hatten sie bei ein paar Gläschen Rotwein zusammen gesessen und sich köstlich amüsiert.

Die Tage hatten Fleur und Bill mit Spaziergängen und herrlichen Mahlzeiten verbracht, Fleur hatte ihm ihre Heimatstadt gezeigt. Sie hatte ihm erzählt, dass man in dieser Stadt Reliquien besaß und verschiedene Heiligen-Statuen anbetete. Jedes Jahr im Mai strömten zahlreiche Sinti und Roma* von weit her nach Saintes-Maries-de-la-mer, um ihrer Patronin, der Schwarzen Sarah, in einer langen Prozession zu huldigen. Die ganze Stadt war dann erfüllt von Musik und Tanz, viele Hexen und Zauberer befanden sich darunter, mischten sich unter die ahnungslosen Muggel und feierten mit. Bill war begeistert gewesen, als man ihn eingeladen hatte nächstes Jahr im Mai wieder her zu kommen und sich das Spektakel anzusehen.

Es war Samstagabend. Seit sie wieder in London waren, also seit diesem Mittag, hatten sie leider noch keine Gelegenheit gehabt mal ein bisschen allein zu sein, auch auf der Reise war dafür keine Zeit gewesen und Bills Anspannung stieg stetig. Er brauchte sie nur anzusehen... Den Blick von ihr abwenden konnte er praktisch nicht. Auch jetzt schielte er wieder verstohlen zu ihr hinüber.

Sie saßen beide am Tisch in der Küche des Grimmauldplatzes, Fleur saß ihm schräg gegenüber. Vor dem Hintergrund ihres langen weißen Kleides blitzte auf ihrer Brust ein tiefblauer Stein. Nach ihrer leidenschaftlichen Versöhnung am Strand hatte sie panisch nach dem Lapislazuli gesucht, hatte ihn aus dem Sand gerettet, bevor die Wellen ihn wegtragen konnten. Nun hing er wieder an der silbernen Kette um ihren Hals, schmiegte sich an ihr Dekolleté, umspielt von ihren offenen silberblonden Haaren. Genau da wäre Bill jetzt auch gerne... Aber der Anlass war gerade nicht unbedingt passend. Bills Geburtstag, der ja mehr oder weniger ins Wasser gefallen war, musste nachgeholt werden, hatte der Orden einstimmig entschieden, naja, jedenfalls ein kleiner Teil davon. Dieser Teil, bestehend aus seinen Freunden und seinen Eltern, saß nun hier um ihn herum, redete, scherzte und lachte. Bill trank genüsslich sein Butterbier. Er konnte jetzt zwar nicht mit seiner geliebten Fleur alleine sein, aber zufrieden war er dennoch. Sie war wieder da und er würde sie nie wieder gehen lassen. Er hatte den Kreis seiner Freunde um sich und die Frau, die er liebte war mit von der Partie. Er prostete ihr glücklich zu, sie prostete mit einem strahlenden Lächeln und einer eleganten Bewegung zurück. Das Butterbier schien ihr zu schmecken, obwohl sie als geborene Weinkennerin anfangs etwas skeptisch gewesen war. Tonks präsentierte ihre verrücktesten Gestalten und erntete bei den Umsitzenden schallendes Gelächter. Außerdem versuchte sie offenbar mit Fleur ein wenig ins Gespräch zu kommen, die davon irgendwie irritiert zu sein schien. Er nahm sich vor bei Gelegenheit mit Fleur noch mal über Tonks zu reden und ihr klarzumachen, dass sie sich ruhig mit ihr anfreunden konnte. Vielleicht war Fleur ja auch immer noch ein ganz kleines bisschen misstrauisch ihr gegenüber. Doch Bill wusste, dass diese Sorgen gänzlich unbegründet waren. Die verstohlenen Blicke, die Tonks immer wieder einem gewissen anderen Partygast zuwarf, entgingen Bill nicht. Wie Dumbledore schon einmal gesagt hatte: Er war gut darin hinter Fassaden zu blicken. Und er erkannte hinter Tonks fröhlich ausgelassener Maske, dass sie eindeutig mehr empfand für Remus, der still und unbeteiligt in sich hinein lächelnd an seinem Butterbier nippte. Bills Vater dagegen hatte dem Feuerwhiskey gut zugesprochen, lachte lauthals über Tonks Albernheiten und schäkerte ausgelassen mit seiner Ehefrau, als sei er plötzlich zwanzig Jahre jünger.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 08, 2016 ⏰

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