Die neue Familie

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Fleur Delacour:

Am nächsten Montag auf der Arbeit konnten Bill und Fleur nicht genug voneinander kriegen. Ständig fand er einen Vorwand, um sie in dem kleinen Vorzimmer zu besuchen und sich zu ihr auf den Schreibtisch zu setzen. Beim Mittagessen registrierte er nicht einmal Melvins Anwesenheit. Wenn er gerade mal in seinem Büro saß, beobachtete er Fleur verträumt, was sie verwundert feststellte, wann immer sie ihm durch die Glastür einen scheuen Blick zuwarf. Jedes mal lagen seine warmen braunen Augen sehnsüchtig auf ihr und jedes mal schaute sie sofort weg und errötete sogleich. Fleur genoss seine Aufmerksamkeit jedoch insgeheim und dachte immer wieder an den Freitagabend. Sie erinnerte sich genau daran wie es war, als er sie in seine starken Arme gezogen hatte und wie nah er ihr im Park gekommen war. Die Erinnerung an das Gefühl seines warmen Atems an ihrem Nacken löste erneut dieses Kribbeln in ihr aus, das sie schon vorher unter seinen Blicken gespürt hatte, nur diesmal war es viel stärker. Sie wollte ihm unbedingt wieder nah sein. Die Sehnsucht nach seiner Berührung und danach endlich seine Lippen auf ihren zu spüren brannte heiß wie Feuer. Sie seufzte tief, die Augen geschlossen, den Kopf auf einen Arm gestützt. Sie bekam, so tief in Gedanken versunken, gar nicht mit wie er erneut zu ihr heraus kam.

„Wovon träumst du gerade?", fragte er neckisch.

Fleur schreckte hoch und sah ihn neben sich stehen, mit seinem typisch schelmischen Lächeln auf den Lippen. 'Kein Wunder, dass er in der Schule so ein Mädchenschwarm war.', dachte sie mit einem Mal, denn sie konnte nicht leugnen, dass sich ihr Puls unter seinem Blick schlagartig beschleunigte. Was zum Kuckuck sollte sie denn jetzt sagen? Sie konnte wohl schlecht einfach antworten: 'Von dir.'. Also genaugenommen konnte sie das schon, aber es wäre ihr zu peinlich gewesen. Und so entschied sie sich ihm irgendeine Geschichte aufzutischen.

„Tut mir leid, Bill. Isch abe nur gerade an meine Eimat gedacht und an das Meer und die Sonne in Südfrankreisch. Ier in England ist es so ungemütlisch. Isch arbeite sofort weiter."

„Macht nichts, ich kann mich heute auch nicht so gut konzentrieren...", sagte er ehrlich. „Ich fand unseren Abend wunderschön, Fleur. Schade, dass er so schnell vorbei war.", fügte er etwas leiser hinzu.

„Ja, schade...Was war denn eigentlich los?"

„Es ging nur um Rowle und dass er nun wieder auf freien Fuß gesetzt wird. Er kann sich jetzt an nichts mehr erinnern, hat aber vorher ein paar Sachen preisgegeben. Leider nichts allzu besonderes, er ist wohl nur ein kleiner Fisch unter den Todessern. Es würde sich auch nicht lohnen ihn weiterhin zu beschatten. Ich warte nun wieder auf einen neuen Auftrag.", erwiderte Bill flüsternd.

Dann machte er eine kurze Pause, in der er zu überlegen schien, wie er fortfahren sollte. Schließlich fragte er einfach gerade heraus:

„Sag mal Fleur, willst du nicht vielleicht bei uns mitmachen?"

Fleur blinzelte überrascht und war sich nicht sicher, ob er sie das gerade wirklich gefragt hatte.

„Isch? Bei eusch mitmachen? Meinst du das ernst?"

Bill nickte mit todernstem Gesichtsausdruck.

„Eine so fähige Hexe mit Auslandsbeziehungen wie dich könnten wir gut gebrauchen. Es sind schon alle ganz neugierig auf dich, weil du mich vor dem schlimmsten bewahrt hast. Es ist riskant und es ist anstrengend, aber wir sind uns so weit ziemlich sicher, dass du der Sache gewachsen bist. Auch wenn mir nicht wohl bei dem Gedanken ist, dich einer solchen Gefahr auszusetzen, ich würde dich viel lieber in Sicherheit wissen... Aber Albus Dumbledore hat mich gebeten dir dieses Angebot zu unterbreiten. Wenn du zustimmst, werden wir dir noch heute das Hauptquartier zeigen."

Fleur war etwas perplex. Sie hatte tatsächlich gerade die Möglichkeit bekommen mitzukämpfen. Nie hätte sie gedacht, dass ihr jemals wieder jemand etwas so schwieriges und gefährliches zutrauen würde, außer Madame Maxime vielleicht. Die ganze Welt nahm sie aufgrund ihres Aussehens nicht für voll und jetzt auf einmal wurde ihr ein Platz in der Widerstandsbewegung gegen die dunkelste Bedrohung aller Zeiten angeboten. Sie wusste genau, dass sie dabei ihr Leben lassen konnte und ihre Unversehrtheit aufs Spiel setzte, aber sie wusste auch, dass ihre Überzeugung es wert war für sie zu sterben. Ungewohnte Kampfeslust machte sich mit einem Mal in ihr breit.

Hinter der FassadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt