Das Leben leben

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Bill Weasley:

Es war bereits acht Uhr abends, als sie noch immer lachend und schwatzend an dem großen Tisch in der Küche des Grimmauldplatzes saßen. Bill beobachtete Fleur und seinen Vater aus dem Augenwinkel, während er und Tonks sich mit immer irrsinnigeren Witzen übertrafen, was den nicht weit entfernt sitzenden Remus erst zum Schmunzeln brachte und ihm schließlich ein breites Grinsen auf das Gesicht zauberte. Bills Vater beschwerte sich mal wieder über das Ministerium, vor allem über Fudge und seine engstirnige Kurzsichtigkeit. Fleur hörte scheinbar aufmerksam zu und sog jede noch so kleine Information über die magische Gesellschaft Großbritanniens in sich auf, wie ein Schwamm. Ganz plötzlich wechselte Arthur allerdings das Thema:

„Übrigens, Fleur... Hat dir Bill eigentlich erzählt, dass er in zwei Tagen 25 Jahre alt wird? Wir planen eine kleine Feier für ihn, hier im Grimmauldplatz, er sträubt sich nur noch ein wenig dagegen."

„Nein, er at nischts gesagt.", antwortete Fleur verblüfft und warf Bill sogleich einen vorwurfsvollen Blick zu.

Bill wandte sich von Tonks ab, die lachend den Kopf schüttelte, weil sie ihn schon seit Wochen vergeblich zu überreden versuchte eine fette Party zu schmeißen.

„Aber Dad, wir befinden uns im Krieg! Das ist nicht die richtige Zeit um Parties zu feiern..."

Arthur wollte ansetzen, um ihm zu widersprechen, doch Fleur war es, die zuerst das Wort ergriff:

„Bill! Es stimmt, wir befinden uns im Krieg! Das bedeutet, wir könnten jeden Moment tot sein! Es ist also die allerbeste Seit, um Parties su feiern! Lass uns das Leben leben, so lange wir es noch können..."

Fleur sah ihn lange und eindringlich an, lächelte leicht verlegen, als sein Vater ihr anerkennend auf den Rücken klopfte, ließ den Blickkontakt aber nicht abbrechen. Bills Blick war von ihrem gefangen. In seinem Kopf ratterte es, während er immer tiefer in ihren blauen Augen versank. Plötzlich entrang sich seiner Kehle ein tiefes Seufzen und er stand auf. Er hatte mit einem Mal einen Plan. An Fleur gewandt sagte er nur:

„Vielleicht hast du ja Recht... Aber jetzt komm erstmal mit. Ich möchte dich hier ein wenig herumführen."

Fleur schien überrascht, folgte ihm jedoch bereitwillig. Unauffällig verschwanden die beiden aus der Küche und Bill zeigte ihr den Salon und den Wandteppich mit den Brandlöchern, erklärte ihr daran ein wenig die Geschichte der Familie Black. Fleur bekundete ihr Mitleid mit dem armen Sirius, der so wie es aussah einfach in die falsche Familie geboren worden war. Jetzt musste er sie nur noch nach oben locken, dann konnte er sein Vorhaben in die Tat umsetzen, also gab er vor ihr noch kurz die vielen Schlafzimmer zeigen zu wollen und führte sie zur Treppe. Doch eigentlich hatte er etwas ganz anderes im Sinn. Zugegeben, sein Plan war etwas draufgängerisch, aber sie wollte leben oder? Und sie hatte ein überzeugendes Argument vorgebracht warum es wichtig war gerade in diesen Zeiten in vollen Zügen das Leben zu genießen: Es konnte jeden Moment vorbei sein! Keiner von ihnen war mehr sicher. Das war Grund genug keine Scheu mehr vor dem Leben zu haben. Bill wollte nicht in der Gewissheit sterben eine einmalige Chance verpasst zu haben. Seine Gefühle für Fleur drohten ohnehin schon ihn zu übermannen. Also, jetzt oder nie! Auf dem Weg nach oben betrachtete Fleur entsetzt die abgehackten Köpfe der toten Hauselfen, die die Wand zierten. Als sie oben angekommen waren schnappte Bill sich eilig ihr Handgelenk und zog sie zu dem nächstbesten Zimmer, von dem er wusste, dass es nicht belegt war. Fleur sah ihn irritiert an, als er sie so bestimmt in diesen kahlen dunklen Raum führte und die Tür schloss. Es war nicht der romantischste Ort, aber es war höchste Zeit seine Verführungskünste spielen zu lassen. Er setzte den besten Schlafzimmerblick auf, den er auf Lager hatte. Ohne ein einziges Wort, aber mit leicht geneigtem Kopf und impulsiv blitzenden Augen, die er für sich sprechen ließ, begann er Fleur zu mustern und in Richtung Wand hinter ihrem Rücken zu bugsieren. Sie wirkte ein wenig befangen, sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an und stolperte ungelenk rückwärts, ein bisschen wie ein Reh in der Falle. Er konnte sie gerade noch so auffangen und in seine Arme ziehen, bevor sie hinab segelte und mit dem staubigen Fußboden Bekanntschaft machte. Nun hielt er sie sicher fest. Zur Wand war es bloß noch ein kleines Stück, welches Bill mit einem weiteren Schritt überbrückte. Fleur, die jetzt zwischen seinem Körper und der Wand eingeklemmt war, sah ihn weiterhin zaghaft an. Die Lagen an Stoff, die sie trugen, war das einzige, was sie noch voneinander trennte und er konnte deutlich ihre Wärme spüren. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt.

Hinter der FassadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt