Enttäuschungen

5.9K 302 109
                                    

Hallo ihr Lieben :) Ich weiß es ist schon ziemlich spät, aber ich habe es doch noch geschafft. Hier kommt euer versprochenes Kapitel! Bei mir hat die Schule gestern Angefangen und ich brauche nach zwei Tagen am besten schon wieder Ferien. In welche Klasse geht ihr im Moment? :) Soo aber jetzt zu meiner Geschichte. Ich wünsche euch ganz viel Spaß mit einem weiteren Teil und freue mich über Votes und Kommentare. Generell über Rückmeldung. Wie findet ihr meinen Schreibstil? Sind die Kapitel zu kurz? Soll ich irgendwas verändern? Lasst es mich wissen :)!


Harry war nach einigen Sekunden wieder bei vollem Bewusstsein. Sein Kreislauf kam in Schwung und seine blassen Wangen färbten sich in einem zarten rosa. Die honiggoldenen Augen von Cedric musterten ihn weiterhin besorgt. Der Schwarzhaarige kam nicht umhin zu bemerken, dass der Hufflepuff auffallend hübsch war. Helle, braune Haare umspielten sein schmales Gesicht, das von einem freundlichen Lächeln gezeichnet war und sein groß gewachsener Körper ragte einige Zentimeter über Harry hinaus. „Danke", murmelte dieser mit zittriger Stimme. Er wollte sich gerade abwenden und nach den Tüten greifen, die er beim Sturz fallen gelassen hatte, als Cedric ihm leicht über den Arm strich. „Du siehst fertig aus", erwiderte er; das war keine Frage, eher eine Feststellung.

Harry hatte einmal gegen Cedric im Quidditch gewonnen, doch ansonsten hatten sie bisher keinen Kontakt gehabt. Nun saßen sie gemeinsam in einem kleinen Café und der Gryffindor hielt ein Glas Wasser in der Hand. Der Braunhaarige hatte sich nicht abwimmeln lassen und darauf bestanden ihn zu begleiten, bis auch der letzte Rest Farbe zurück in sein Gesicht gewichen war. „Es ist ungewohnt dich nicht auf einem Besen zu sehen", sagte Cedric und schmunzelte ein wenig. Harry lachte „Stell dir vor, auch ich gehe manchmal zu Fuß". „Ich wünschte, meine Mutter würde das auch tun. Wir sind mit dem Fahrenden Ritter her gekommen und der ist wahrscheinlich noch schlimmer als die Wägen von Gringotts. Ich schätze, die haben dich so fertig gemacht?", plapperte der Ältere munter drauf los. Harry nahm die Dinge nicht wirklich wahr, die Cedric ihm erzählte. Er lauschte nur dem angenehmen Klang der weichen Stimme und nippte gelegentlich an seinem Wasser. Mrs. Diggory schien ein großer Fan von Gilderoy Lockhardt zu sein, denn sie war nur in die Winkelgasse gekommen, um sich die letzten Bücher von ihm zu kaufen. Harry musste ein Schnauben unterdrücken, als er an seinen berühmten Lehrer dachte, der sich tragischer Weise sein eigenes Gedächtnis gelöscht hatte.

„Erzähl du mal, was machst du hier?", fragte Cedric nun gezielt, legte seinen Kopf ein wenig schräg und lächelte sein Gegenüber aufrichtig an. Harry berichtete, dass er ein wenig Zeit für sich brauchte und die neuen Schulbücher besorgen wollte. Kurz sprach er auch über seine Verwandten, bemühte sich aber nicht zu viel von sich und seinen familiären Umständen preiszugeben.

____________________

Zur selben Zeit herrschten im Ligusterweg 4 große Aufruhr. Dudley hatte seine Eltern schon lange nicht mehr so aufgebracht gesehen. Petunia sprang keifend durch die Küche und Vernon band sich fluchend die Krawatte neu. Er selbst lag entspannt auf der Couch und versucht seine Lieblingssendung zu schauen. Das gestaltete sich allerdings als recht schwierig, da seine Mutter gerade mit großer Wut den Tisch deckte und dabei keine Rücksicht auf Verluste nahm. „Wo ist der Bursche?", schrie sein Vater bereits zum dritten Mal an diesem Tag. Normalerweise hätte Familie Dursley sich gefreut, wenn Harry Potter endlich aus ihrem Haus verschwunden wäre. Doch an diesem Tag sollte er sich einmal als nützlich erweisen. Vernon Dursleys Firma hatte die Möglichkeit zu expandieren und das Dinner mit den neuen Kunden sollte den Vertrag besiegeln. Auch wenn Petunia es nie vor ihm zugeben könnte, Harry stellte sich in der Küche um einiges geschickter an, als alle anderen Mitglieder der Familie. Nie verbrannte ihm etwas, das Fleisch war immer hauchzart, das Gemüse knackig, die Soßen gut gewürzt und der Nachtisch zerging jedem auf der Zunge. Wenn er das Dinner zubereitete hätte, gäbe es keine Probleme mit dem Vertrag und die Verhandlungspartner würden wahrscheinlich nicht einmal das Kleingedruckte lesen. Das stand für die Kleinfamilie fest. „Vernon, was tun wir denn jetzt?", schluchzte Petunia, nachdem es ihr bei einem weiteren Versuch misslungen war, den Lachs anzubraten.

Wenige Minuten später ließ ein ohrenbetäubendes Geräusch Dudley von der Couch aufspringen. Eine dichte Rauchwolke drang aus der Küche und Vernon versuchte den Alarm auszustellen, während Petunia sich Mühe gab, das Feuer auf dem Herd zu löschen.

________________

„Harry, hast du mir zugehört?". Der Schwarzhaarige schreckte aus seinen Gedanken hoch und strich sich eine Strähne von der Stirn. „Verzeih mir Cedric, aber ich bin doch noch ein wenig angeschlagen. Ich sollte mich bald auf den Weg machen", erklärte er, erhob sich vorsichtig und strich mit zwei Fingern, wie nebenbei, über die feine Narbe auf seiner Stirn. Ein stechender Schmerz durchzuckte Harrys empfindliche Rippe, als er nach den Tüten greifen wollte und brachte ihn zum Aufstöhnen. „Lass mich dir helfen", sagte der Hufflepuff bestimmt und nahm dem dünnen Jungen die Last ab. Eine höfliche Kellnerin verabschiedete die beiden jungen Zauberer und sie traten gemeinsmf auf die Straße.

Mittlerweile war es leerer geworden, die Hexen und Zauberer strichen entspannter durch die magische Gasse. Harry und Cedric gingen stumm nebeneinander her und genossen für einen Augenblick die Ruhe. „Gratulier deinem Freund mal von mir", sagte der Braunhaarige und durchbrach das Schweigen. Harry verstand nicht und hob eine Augenbraue. „Ron Weasley, du weißt schon. Wegen dem Gewinn.", fuhr Cedric fort und war sichtlich verwirrt über den fragenden Blick. Nachdem er bemerkte, dass der Gryffindor immer noch nicht wusste wovon die Rede war, griff er in seine Tasche und zog eine Ausgabe vom Tagespropheten hervor. „Das sind ja Ron und Hermine", stieß Harry mühsam hervor. Für einen Moment fehlten ihm die Worte. Auf dem Titelbild war die komplette Familie Weasley abgebildet und eine grinsende Hermine, die winkend neben ihnen stand. Im Hintergrund brannte die Sonne zwischen zwei gigantischen Pyramiden. Über dem beweglichen Foto prangte die Überschrift: „Angestellter des Ministeriums für Zauberei gewinnt 600 Galleonen und finanziert seiner Familie einen Urlaub". Wieder spürte Harry einen stechenden Schmerz. Doch dieses Mal hatte er nichts mit seiner Narbe, den empfindlichen Rippen oder gar anderen Verletzungen zu tun. Es war kalte Enttäuschung, die seinen Körper durchfuhr. Warum hatten sie ihm nicht das Geringste davon erzählt? 

„Harry?", Cedrics sanfte Stimme ertönte von weit her und riss ihn aus seinen Gedanken. Es folgte ein weiterer Moment der Stille. „Du hast es nicht gewusst?", fragte er forschend. Harry schüttelte den Kopf. „Nein. Sie haben mir nicht Bescheid gesagt". Und nach kurzem Überlegen fügte er hinzu „Sie haben mir bisher nicht einmal einen Brief geschrieben." Cedric wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Der traurige Ausdruck in den smaragdgrünen Augen schien ihn zu lähmen, er wollte den Jungen neben ihm nicht leiden sehen. 

Noch bevor sie das Gespräch vertiefen konnten, hatten sie den tropfenden Kessel erreicht und Harry bedankte sich für den schönen Nachmittag, sowie für die Hilfe beim Tragen. Seine Augen schienen bedeckt, als wollte er nicht zeigen, wie sehr ihn das Erfahrene zusetzte. Er wollte gerade den stickigen Pub verlassen, doch Cedrics sanfte Stimme hinderte ihn daran. „Harry?", rief er und der Angesprochene drehte sich um. „Möchtest du mir erzählen, woher du die ganzen Verletzungen hast?". Harry wandte sich wieder der Tür zu. „Nein, gerade möchte ich das nicht. Danke Cedric", flüsterte er und betrat die befahrene Straße. Zurück blieb ein betroffener Hufflepuff, der sich schwor auf den Jungen aufzupassen.

Dobby wartete bereits auf einem kleinen Mülleimer, mit einer Tube Sonnencreme in der Hand. Großzügig schmierte er sich die weiße Paste in sein, von der Sonne gerötetes Gesicht und seufzte erleichtert auf. „Harry Potter, Sir. Dobby hat einen schlimmen Sonnenbrand. Dobby hat keinen Schatten gefunden", begann er gleich zu erzählen und stolperte auf den jungen Zauberer zu. „Dobby hat auch im Süden neue Arbeit gesucht, aber da ist es viel zu warum für einen Hauselfen aus England", jammerte er und bestrich auch die roten Flecken auf seinen Schultern mit der Creme. Harry konnte nicht anders, er musste lachen. Für eine kostbare Sekunde vergaß er, dass er sich alleine, enttäuscht und verlassen fühlte. Dass er, sobald er das Haus der Dursleys erreichte, mächtig Ärger bekommen würde. Dass er selbst auf seine besten Freunde zu dieser Zeit nicht zählen konnte. Dass er ausgelaugt und müde war. Dass er keine Kraft mehr hatte...

Für eine kostbare Sekunde war Harry Potter glücklich.

Dobby streckte seine, mit Sonnencreme beschmierte Hand aus und gemeinsam apparierten sie zurück in den Ligusterweg. Noch bevor Harry seine Augen öffnen konnte, zwängte sich ein widerlicher Geruch von verbranntem Holz in seine Nase und eine dröhnende Stimme ertönte.

„BURSCHE, ICH BRINGE DICH UM!"



FighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt