Around Midnight. || Part 02

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+Part 02 - Niall+

Zayn starrte geradeaus in die dunkle Nacht, während wir nebeneinander her zu mir nach Hause liefen. Harrys Worte nagten noch immer an mir. Ich wusste, dass Zayn wahrscheinlich eine Nummer zu groß für mich war. Dazu brauchte ich ihn nur anzusehen.

Die tiefschwarzen Haare, die scheinbar ungeordnet auf seinem Kopf lagen und lässig nach hinten geschoben wurden, von denen aber immer genau eine Strähne in seine Stirn hing. Die dunklen, braunen Augen, die wie Diamanten funkelten und von langen, ebenso schwarzen Wimpern eingerahmt wurden. Sein aufrechter Gang, das wissende Grinsen, der scharfe Blick, der perfekt gestutzte Bart, der die weichen Lippen einrahmte. Gesichtszüge, die nicht zu scharfkantig waren, aber auch nicht zu weich, Wangenknochen, die sanft hervorstanden, aber die Wangen nicht einfallen ließen.

Ja, das alles waren nur Äußerlichkeiten. Aber dann war da auch noch sein Charakter. Zayn war ruhig. Er analysierte die Menschen um sich herum, bevor er sich ihnen öffnete. Er sah die Welt aus einem anderen Blickwinkel als die meisten - mich eingeschlossen, denn sonst könnte ich sein perfektes Aussehen wohl besser ignorieren. Doch das war bei weitem noch nicht alles. Fing man einmal an, den Schwarzhaarigen zu beobachten, anstatt sich nur von ihm beobachten zu lassen, so musste einem unweigerlich auffallen, dass er, in seinen Worten, auch in die Kategorie der wirklich schönen Menschen gehörte.

Wann immer man seinen Blick traf, bekam man ein Lächeln geschenkt. Ein echtes Lächeln, das Wärme und Zuneigung versprach. Die Besorgnis in seinen Augen, wenn Louis wieder einmal gegen irgendetwas stieß und deswegen wenig später auf dem Hintern saß - alle lachten, weil es urkomisch aussah. Zayn grinste nur leicht, doch seine Augen fragten, ob es dem Chaoten gut ging, ob er Hilfe brauchte. Zayn hatte die Angewohnheit, seine Finger tastend über Gegenstände gleiten zu lassen. Ging er hinter der Couch entlang, so strichen seine Finger sanft über die Lehne, stand er neben einer Kommode, tippte die Finger auf das Holz. Kleine, unauffällige Bewegungen, die doch zeigten, wie bewusst er sich seiner Umgebung war.

Er wusste immer, was in einem Raum geschah - ich nannte es spaßeshalber den 'ultimativen Überblick'. Er war nicht wie Liam, der sich Termine einprägen konnte, als wäre er ein fleischgewordener Kalender. Aber wenn Zayn einen Raum betrat, in dem das pure Chaos herrschte, so wurde er von einer auf die andere Sekunde der Lage Herr und wusste, wem er ausweichen musste (meistens war das Louis), um keinen Schaden zu nehmen. Es brauchte nur einen Blick - und schon wusste er, wie er handeln musste. Ich bewunderte ihn dafür. Vor allem, weil ich immer ein wenig verloren war, wenn ich als letzter der Truppe den Raum betrat.

Ich lenkte meinen Blick auch nach vorn, meine Augen weiteten sich überrascht, als ich feststellte, dass wir schon in unserer Straße angekommen waren. Hatte ich wirklich die ganze Zeit in Gedanken verbracht? Der Weg hierhin dauerte doch mindestens zwanzig Minuten.

Verwirrt von mir selbst schloss ich die Eingangstür auf und ließ Zayn den Vortritt, der sich mit einem einfachen Lächeln bedankte, dann liefen wir die Treppen hoch. Unter dem kleinen Türschlitz zu unserer Wohnung fiel kein Licht durch. Entweder war Harry also gar nicht da, oder er hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen und alles andere abgedunkelt, so wie er es mochte.

Noch einmal bat ich Zayn vor mir herein, streifte mir dann die Converse von den Füßen und hängte den Schlüssel an seinen vorgesehenen Haken. Liam hatte das Teil an die Wand genagelt. Er meinte, sonst würden die Schlüssel in weniger als drei Tagen allesamt verloren gehen. Und ich hatte das ungute Gefühl, dass er damit ziemlich genau die Wahrheit traf. Und dass ich der Verursacher wäre. Denn Harry war ein fanatischer Ordnungsliebhaber. Sein Zimmer war Beweis genug.

Auch in der Wohnung waren alle Lichter aus. Ich behielt die Jacke im ersten Moment an, wollte sofort nachsehen, ob Harry hier war. Also ging ich den Gang hinunter bis zur letzten Tür auf der rechten Seite, klopfte an, bekam aber keine Antwort. Das ließ wieder zwei Möglichkeiten offen, sollte er hier sein. Entweder er schlief, oder er wollte einfach nicht reden.

Around Midnight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt