Around Midnight. || Part 03

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+Part 03 - Zayn+

Eine Gänsehaut breitete sich über meinen Armen aus und ich schüttelte mich, öffnete meine verklebten Augen und sah mich um. Niall lag nicht mehr neben mir. Ich setzte mich auf, schob die Bettdecke von mir und stand auf. Ich hatte ein übles Gefühl im Magen. Nicht so eines, dass man nach einer alkoholreichen Nacht hatte, sondern so eines, was einem schlechte Vorahnungen bescherten.

Ich tapste in den Flur, lauschte, konnte jedoch nichts hören. Blinzelnd sah ich mich um, schnappte geistesabwesend auf, dass Harrys Tür nur angelehnt war und dass sie das eigentlich nie war. Also ging ich den Flur hinunter und wollte die Tür schließen, als ich vom inneren des Raumes hektisches atmen wahrnahm. Deswegen öffnete ich sie stattdessen.

Niall kniete auf dem Boden, hielt ein vollgeschriebenes Blatt Papier in der Hand. Kleine Buchstaben, die sich dicht aneinander quetschten. Da hatte jemand eine Menge zu sagen gehabt. Ich betrat den Raum, wenngleich ich mich ein wenig unwohl fühlte, weil Harry nicht hier zu sein schien und ich damit ohne seine Einverständnis seinen Raum betrat. Mein Blick huschte für einen Moment umher, blieb dann am Schreibtisch hängen, auf dem ein weiteres Blatt Papier lag. Es war zusammengefaltet und oben drauf stand ... mein Name.

Ich ging hinüber, Niall bemerkte mich nicht einmal, und faltete das Papier auseinander. Fünf Wörter, ein Komma, ein einzelnes 'H' und ein Punkt. Mehr nicht.

Mach es besser als ich, H.

Und damit wurde meine Vermutung bestätigt. Das, was ich in Harry gesehen hatte, war nicht nur Einbildung gewesen. Der Grund dafür, warum ich ihn nicht leiden konnte. Er wusste um Nialls Schönheit. Er sah sie mindestens genauso deutlich wie ich, liebte sie, unternahm jedoch nichts. In diesem Sinne waren wir uns fast schon zu ähnlich. Auch wenn ich diesen Gedanken hasste, es stimmte. Leider.

Ich ließ die Hand mit dem Papier sinken, sah hinunter zu Niall. Er zitterte. Er hatte es also nicht gewusst, natürlich. Wahrscheinlich hatte er auch nicht mitbekommen, dass ich mindestens so sehr in ihn verliebt war, wie er in mich. Er war einfach zu ... unschuldig.

Ich wollte es wirklich nicht, aber meine Augen überflogen seinen Zettel. Ich schnappte das Wort 'Kuss' auf, 'Traum' und 'mein Herz gebrochen'. Und dann 'Heathrow', 'bleiben' und 'Ich warte.'

Es brauchte einen Wimpernschlag und ich wusste, was Niall tun würde. Und er tat es. In genau diesem Moment. Er sprang auf die Beine, griff das Blatt so fest, dass es in seiner Hand zerknitterte, und sprintete blind an mir vorbei. Ich folgte ihm mit zwei Schritten Abstand.

In seinem Zimmer riss er die Türen seines Schranks auf, griff wahllos eine Jogginghose und sprang hinein. Dann sah er auf, traf meinen Blick. Seine Augen waren rotgerändert. "Ich muss ihn aufhalten."

"Liebst du ihn?" Fragte ich mit kühler Stimme.

Niall schluchzte. "Nein", er wischte sich über die Nase. "Aber man kann lernen, jemanden zu lieben, oder?" Beinahe bettelnd sah er mich an.

Und für Niall, weil ich nicht wollte, dass er um Harry weinen musste, seufzte ich. "Ich fahre dich."

Er rannte zu mir, nahm mich in den Arm. "Danke, Zayn."

Ich wuschelte ihm durch die Haare, drückte ihn von mir weg und drehte mich um. Dass jede Bewegung schmerzte, als würde jemand eine Hand um mein Herz halten und zudrücken, ignorierte ich. Meine Augen suchten den Raum ab, fanden meine Jeans von gestern und schnell schlüpfte ich hinein. Wenn Niall lernen wollte, Harry zu lieben, damit dieser bleiben konnte, würde ich ihm nicht im Weg stehen. Es war seine Entscheidung und nur weil ich in ihn verliebt war, hatte ich nicht über ihn zu bestimmen.

Around Midnight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt