Around Midnight. || Part 05

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+Part 05 - Zayn+

Am Sonntagmorgen wachte ich erstaunlich zeitig auf, fühlte mich jedoch überhaupt nicht müde. Nein, ganz im Gegenteil. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so ausgeruht gefühlt. Ich sehnte mich nicht einmal nach meiner allmorgendlichen Zigarette. Ich drehte den Kopf zur Seite, fand den Grund für meine absolute, innerliche Ruhe.

Nialls Mund stand leicht offen, leises Schnarchen drang an mein Ohr. Seine Haare waren ein ungebändigtes Chaos, die Haut um seine Augen noch immer leicht gerötet und geschwollen, dunkle Schatten lagen in den Augenwinkeln, seine Lippen waren leicht spröde.

Sanft fuhr ich ihm über das Gesicht, das trotz der Zeichen seines Zustandes noch immer wunderschön war, kraulte seinen Nacken, was ihn unbewusst lächeln ließ. Vorsichtig drückte ich meine Lippen für wenige Sekunden auf seine, dann löste ich seine Arme, die um meine Mitte geschlungen waren, und rutschte aus dem Bett. Ich würde nicht bleiben, bis er aufwachte. Das würde den Abschied für zwei Wochen, und hoffentlich nicht mehr, nur noch schwerer machen. Vor seinem Spiegel strich ich kurz meine Haare zurück, damit sie nicht ganz so schlimm aussahen, sah noch einmal zu ihm über meine Schulter zurück und verließ dann sein Zimmer.

In der Wohnung war es still - es war auch erst sechs Uhr dreißig in der Früh. Und seit Louis an Liams Seite war, tigerte er nachts nicht mehr in seinem Raum auf und ab, weil er keine Ruhe fand. Jetzt fand er es sogar schwer, morgens aus den Federn zu kommen. Ich konnte ihm da jedoch nicht helfen, war aber schon so manches Mal wie ein wütender Stier in sein Zimmer gedonnert, wenn er den blöden Wecker nicht abgestellt hatte, selbst aber unter der rauschenden Dusche stand und den Alarm deshalb nicht abstellen konnte - was mich wiederum aufgeweckt hatte. Nach haargenau drei Stunden Schlaf, was definitiv zu wenig war. Ich wusste manchmal nicht, ob ich den Chaoten lieben oder hassen sollte.

Im Flur nahm ich meine Jacke vom Haken, strich kurz über die von Niall daneben, schlüpfte in meine Boots und schnürte sie zu, denn sonst würden die Schnürsenkel mich beim laufen unglaublich nerven, kontrollierte, ob meine Autoschlüssel in der Jackentasche waren, dann öffnete ich die Tür und verschwand leise im Treppenhaus.

Der Weg nach Hause war kurz, aber ich wäre am liebsten wieder umgedreht, nur um mich wieder neben Niall legen zu können. Aber dann sagte ich mir, dass Niall noch diese Sache mit Harry zu klären hatte, bevor das zwischen uns richtig funktionieren könnte, und dass auch ich mich mit Harry auseinandersetzen musste. Da führte leider kein Weg dran vorbei, auch wenn ich den Jüngeren gern vermeiden würde.

In Louis' und meiner Wohnung angekommen trat ich mir die Schuhe von den Füßen, schmiss die Jacke in meinen Raum und ließ mich dann im kleinen Wohnzimmer auf die schwarze Couch fallen. Mit flinken Fingern durchsuchte ich auf meinem Handy das Telefonbuch, rechnete im Kopf die Zeit um und war mir ziemlich sicher, dass elf oder zwölf Zeitzonen zwischen Australien und England lagen. Das hieß, dass es bei Harry, wenn er denn in Australien war - Niall hatte das mit keinem Wort erwähnt -, gegen sechs oder sieben abends war. Richtig? Mathe war nie so mein Fall gewesen.

Ich musste eine Weile überlegen, bevor ich schließlich tippte: 'Hi. Ich bin's, Zayn, falls du meine Nummer nicht haben solltest. Ich wollte nochmal danke sagen. Was du getan hast, war echt cool. Danke dafür.' Klang nicht allzu komisch, oder? Vielleicht drückte das Wort 'cool' nicht unbedingt das aus, was ich empfand, aber das machte auch keinen Unterschied. Harry würde wissen, was ich meinte.

Ich schaltete den Fernseher ein, blieb an einer langweiligen Morning-Talk-Show hängen. Mein Handy piepte. 'Hab's nicht für dich getan.'

'Doch. Unter anderem', antwortete ich darauf, weil ich wusste, dass er log.

'Ich weiß.' Wenige Sekunden später kam eine zweite Nachricht. 'Wie geht's Niall?'

Ich seufzte. Sollte ich die Wahrheit schreiben? Würde Harry das nicht wehtun? Würde er deswegen vielleicht sogar zurückkommen? - Nein. Er hatte sich entschieden. Er würde bleiben, wo er war, und erst wieder herkommen, wenn er mit sich im Reinen war. Und er hatte Niall die Wahrheit gesagt - also verdiente er genauso die Wahrheit. 'Er hat den ganzen Samstag lang geschlafen und im Schlaf geweint.'

Around Midnight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt