Maria PoV
Warum taten sie mir so eine Qual an?
Wie konnten sie es wagen, mich so zu entstellen?
Das war so ziemlich das Schlimmste, was mir in den letzten fünf Jahren von jemandem aufgezwungen wurde.
"Ach komm schon, so schlimm ist das nicht", wandte Lucienna ein. Ich jedoch knurrte nur: "Ich sehe scheußlich aus." "Jetzt stell dich nicht so an", kam Josephines Verstärkung. "Shoppen ist nicht so schlimm wie du denkst. Außerdem betont das deine Figur." Genervt rollte ich mit den Augen.
In dem Moment war mir meine Figur echt egal. Denn gelinde gesagt brachte mir das herzlich wenig. Wen interessiert es auch, wie dünn man ist, wenn man eine quietschpinke Jeans und ein weißes Shirt mit dem Aufdruck 'Tussi on Tour'anhat. Schlimmer geht's nimmer.
Sowas durfte ich mir schon zwei Stunden antun. Im letzten Laden haben sie mir ernsthaft versucht ein violettes rückenfreies Kleid anzuziehen.
Ich meine, hallo?!?
Violett?
Rückenfrei?
Kleid?!? Grässlich.
Ich verschwand einfach in der Kabine, hab das Kleid ausgezogen und bin getürmt. Und genauso machte ich es jetzt. Also machte ich einen Rückzug und lief aus dem Laden hinaus.
Paris ist so groß, gibt es da nicht einen vernünftigen Klamottenladen?
Neben mir tauchten jetzt wieder die Mädels auf. Sie zogen mich einfach ohne Worte in einen der vielen Läden. Die meisten waren sehr auffällig gestaltet, doch dieses Geschäft war sehr klein. Lediglich ein Schild mit der Aufschrift 'Vêtements de lumière' wieß darauf hin, dass dies ein Ort zum Kleidershoppen war.
"Euer Ernst? Kleider des Lichts? Das ist erstens voll der schwule Name und noch dazu heißt es Licht, also muss ich es ja hassen", sagte ich. Lucienna meinte nur, dass es ihr Lieblingsladen sei. Na das konnte ja heiter werden.
Den beiden zuliebe und weil uns langsam die Geschäfte ausgingen sah ich mich um. Tatsächlich fand ich ein zwei Teile, die mir gefielen. Schnell ging ich in die Umkleide und zog mir dieses Zeug an.
"Ich mag den Tarnfarbenlook, aber-" Gerade kam ich aus der Umkleide, da zog ich den Vorhang schon wieder zu. Wie freundlich.
Aber, hallo?! Hilfe.
Da draußen stand diese creepy Joana und starrte auf meine Kabine als wäre hier eine Göttin oder so drin. Ihre Augen funkelten vor Freude, während ich versuchte, mich von dem Schreck zu erholen und ruhig zu atmen. "Jose, Lu: ihr seid tot", murmelte ich. "Ihr seid sowas von tot, Jose und Lu!", schrie ich jetzt, damit sie es hörten.
Die Glocke der Tür läutete. Sie waren nicht gegangen, oder? Sie konnten mich nicht mit dieser Verrückten allein lassen. Das würde ich nicht überleben. Auf gar keinen Fall.
Ich zog mich schnell um und als ich dann schnellen Schrittes rausgehen wollte, bekam ich einen noch größeren Schock. Eigentlich wäre es mir doch lieber gewesen, mit Joanna allein zu sein. Denn jetzt war noch jemand unerträgliches da.
Drei Mal dürft ihr raten, wer es war.
Ach, ihr wisst es doch eh schon. Und ja, ihr lagt richtig, es war Juliet.
Touché, Klischee.
Ich rollte zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag mit den Augen. Konnte dieser Tag noch grauenvoller werden?
"Was macht sie hier?", fragen wir gleichzeitig. "Hör auf, das selbe wie ich zu sagen", kam es wieder im Chor unserer Stimmen.
Und natürlich mussten wir auch gleichzeutig frustriert seufzen.
Dann hörte ich die Türglocke klingeln. Ich drehte mich also um und sah Lucienna und Josephine wegrennen. Na super. Diese hinterhältigen Mädchen mussten natürlich abhauen. Alles war genaustens geplant- sie würden 'mit mir Klamotten für mich shoppen', dann in Joannas Laden gehen, mit mir im Schlepptau und mich damit zu diesem Modelzeugs zwingen. Sie waren wirklich teuflisch. Wie viel sie doch schon von mir gelernt hatten... Vor Stolz war ich doch fast schon sentimental gerührt. Aber immerhin bin ich jetzt das Opfer gewesen. Also war ich eher etwas wütend. Etwas sehr.
Zu allem Überfluss fing es dann auch noch an zu gewittern und eimerweise zu schütten, der Wind der immer stärker aufkam, wehte fast die Bäume um.
"Na super", brummte ich. "Jetzt kann ich nicht mehr weg."
Juliet lief bloß lachend nach hinten in irgendwelche Räume.
"Idiotin."
Ich überlegte, nach draußen zu gehen und ins Hauptquartier zu gehen, aber das war zu weit weg. Außerdem müsste ich dann durch einen halben See rennen. Was blieb mir anderes übrig, als zu warten?
Nach sage und schreibe 2 Stunden hatte es immernoch nicht aufgehört zu regnen. Ich hatte mir einen Stuhl ans Schaufenster gestellt. Joanna hatte mir einen Tee hingestellt, doch ich hatte ihn aus purem Trotz und aus Prinzip kein Mal angerührt.
Irgendwann reichte es mir. Ich ging dorthin, wo Joanna sich die ganze Zeit über mit Blondie unterhielt.
"Joanna", sagte ich. Weil ich ja so gut drauf war gab ich auch noch ein betontes "Blondie" zu Juliet. Diese schnaubte nur.
"Ja, fragte Joanna aufgeregt.
"Kann man hier wenigstens mal diese Klamotten bezahlen?", patzte ich. Ja, ich legte einen ganz schönen Divenauftritt hin, aber ich wollte mich ja auch nicht mit ihnen amfreunden.
"Aaaah, ja, natürlich", quietschte sie. Ein Wort- Trommelfellplatzung.
Während Joanna vorrannte und die Kleidung schonmal in eine Stofftüte stopfte, ging ich eher gelangweilt zur Kasse.
"Wir benutzen wegen der Umwelt nur Stoffbeutel, damit die Kunden auch mal etwas wiederverwenden können. Außerdem macht der Aufdruck gute Werbung für uns", erklärte sie enthsiastisch.
Ich beschloss, darauf einfach mal nichts zu sagen und mich auf das Bezahlen zu konzentrieren. Ich hörte irgendein Rattern, aber das blendete mein Kopf einfach aus. Vielleicht nähte Blondie ja auch irgendwas im Mitarbeiterbereich.
"Das wären dann bitte 79,99€, bitte. Mit Karte oder bar?", flötete sie.
"Kommt drauf an. Darf ich hier mit Dollar bezahlen?", fragte ich.
"Nur mit Euro. Dollar werden in bar nicht amgenommen, aber du kannst ja mit Kreditkarte zahlen, wenn du eine hast", grinste Joanna mich an.
Na toll, solche Wucherpreise und dann konnte man nicht mal mit Dollar bezahlen. So werde ich die doch nie los.
"Natürlich hab ich ne Kreditkarte. Ich bin ne 14-jährige Bandenführerin", flüsterte ich eher zu mir selbst. Ich wusste, sie hatte es gehört, also hängte ich noch an: "Aber ihr solltet internationale Währungen einführen."
Ich steckte meine Kreditkarte in den Automaten und gab meine Pin ein. Ich war froh, dass ich sie mir diesmal merken konnte.
Joanna legte mir die Rechnung und einen Stift hin, zusammen mit dem Kommentar: "Bitte unterschreib das" während ich die Kreditkarte wieder eimsteckte.
Sie hatte mir den Kassenzettel verkehrtherum gegeben, weshalb ich ihn umdrehen wollte.
"Nein, nein, Schätzchen. Du musst auf der Rückseite, mit der vielen Schrift, unterschreiben. Dort, bei dem Strich", wandt die Besitzerin ein.
Ich weiß nicht, was mich mehr verwirrte- die Tatsache, dass ich auf der Rückseite unterschreiben sollte oder dass sie mich eben Schätzchen genannt hat.
Ich unterschrieb einfach. Meine Nerven waren am Ende. Ich hatte keine Lust mehr auf Streit. Und außerdem habe ich bei Kreditzahlungen noch nie unterschreiben müssen.
Ein Mal seufzte ich noch, dann drehte ich mich um und beschloss, rauszurennen. Auch wenn alles nass werden würde. Ich wollte die Türklinke runterdrücken, doch bemerkte, dass es micht ging. Weil es nicht die Türklinke war.
"Wo willst du denn hin, Mary Poppins?", fragte Juliet. Sie grinste mich verschmitzt an.
Innerlich wurde ich gerade in Fetzen gerissen, da dieser Name sehr etwas anderem ähnelte, doch ich gab vor, cool zu bleiben.
"Erstens ist Mary Poppins für den Namen Maria ein echt schlechter Spitzname und zweitens ist das hier Freiheitsberaubung, was ihr macht. Ich könnte einfach die Polizei rufen", antwortete ich eingeschnappt.
Sie hatten es ernsthaft gewagt, die Gitter, welche eigentlich bei der Schließung des Ladens zu gebrauchen waren, herunterzufahren. Also war das Rattern vorher...
"Tja, komm damit klar. Außerdem könnten wir auch die Polizei verständigen. Du bist gesuchte Shadow und Mörderin. Dabei bist du erst 14. Wir können ja noch dazu nichts dafür, wenn du das nicht hörst, du taube Nuss", warf Juliet ein.
Joanna kam als Unterstützung: "Und wir haben einen Vertrag geschlossen- ganz legal." Sie hielt ein Blatt Papier hoch. Aber nicht irgendeines- die Quittung, die ich gerade unterschrieben hatte.
Blondies dummen Kommentare ignorierte ich mittlerweile, obwohl ich 'gesuchte Shadow' in 'gesuchte Shadows-Anfürerin umwandeln wollte. Das war wie ein Köder, doch ich würde nicht anbeißen.
Aber bei Joannas Worten weiteten sich meine Augen. Ich rannte auf sie zu und starrte das Papier an.
"Darin steht, dass du jeden Tag von 16:00 Uhr bis mindestens 18:00 Uhr hier sein musst und für mich Modell stehen musst und alles mit Mode verbindliche für mich tun musst, was ich verlange. Und zwar für mindestens ein halbes Jahr", präsentierte Joanna stolz alles.
Ich jedoch stand nur komplett erstarrt dort.
"Bitte, WAS?!?", schrie ich.
"Joanna, es ist schon 16:15 Uhr! Du musst dich beeilen, sonst schaffst du das nicht mehr", sagte Juliet. Jaja, du Schnepfe. Lach mich ruhig aus und reite mich halt noch tiefer in die Patsche.
Während Joanna mich panisch hinter sich herzog, führte ich mit Blondie eine... konfliktmäßig angereicherte und stille Konversation. Oder um diesen gestelzten Sprachmist wegzulassen- wir haben uns ohne Worte gestritten und mit Zeichen Beleidigungen an den Kopf geworfen.
"Kommt ihr?", rief Joanna von hinten.
Juliet antwortete: "Ja." Ich dagegen rollte einfach mit den Augen und stapfte ihnen hinterher.
Ich war soeben in meine eigene und persönliche Hölle gekommen- mit der Anführerin unserer größten Rivalen Zeit verbringen müssen. Und das auch noch zwei Stunden täglich! Wie sollte ich das überleben?
Meine "Chefin" riss mich aus den Gedanken. Wortwörtlich. Denn sie zog mich auf ein rundes, überaus kleines Podest und sagte: "Zieh dich aus."
Ich sah sie erst ein mal an und fauchte: "Bitte WAS?!?"
Juliet gluckste. "Du sollst dich bis auf die Unterwäsche ausziehen, du Schlaumeierin. Sonst kann man nicht ordentlich die Maße nehmen und an den Klamotten arbeiten", machte sie sich über mich lustig, während sie sich auf einem Podest neben mir ihrer Kleider entledigte- Unterhose und BH ließ sie an.
"Halt die Klappe, Blondie", grummelte ich während ich es ihr nachtat. Dabei achtete ich stets darauf, immer mit dem Rücken zur Tür zu stehen. Es war wie eine Paranoia- Angst haben, irgendwer könnte eintreten und mich in diesem Aufzug sehen, obwohl die Gitter heruntergefahren waren.
Auf diesen Kommentar hin schnaubte sie nur. Danach herrschte wieder Stille.
Joanna nahm mir erst einmal meine Maße an Brust, Taille und Becken ab. Danach waren meine Arme und Beine an der Reihe. Während Joanna fröhlich vor sich hinpfiff und ihre Arbeiten machte, wünschte ich mir auch nur Musik. Und zwar mit Kopfhörern auf voller Lautstärke. So hätte ich diese beiden Lumières ausblenden können. Aber natürlich hatte ich sie nicht mit. Also musste ich es über mich ergehen lassen.
Als Joanna fertig damit war, ging sie hinaus in ein nebenzimmer und holte Stoffe. Es waren unter anderem schwarzer, in Tarnfarben gehaltener, ein goldener und viele weitere dabei.
Das hieß also, jetzt ging es los. Na toll. Ich hoffte, sie schneidert mir etwas, dass bequem ist und meinem Geschmack entspricht. Ich habe nämlich keine Lust, dann wie eine Prinzessin rumzulaufen. Und auch wenn ich Tarnfarben mochte und auch häufiger anzog, war ich nicht gerade heiß darauf ein Kleid nur daraus bestehend anziehen zu müssen.
Noch zwei weitere Male holte Joanna Dinge, die sie benötigte. Einmal waren es kleine Schmuckelemente wie Nieten, Perlen, Goldkettchen und so weiter. Danach kam sie mit einem unglaublich hübschen Kleid wieder.
Es hielt sich hauptsächlich in Türkis, doch es waren auch zahlreiche Ornamente in Gold befestigt und schwarze Muster eingenäht. An der Taille war ein goldenes Satinband, oberhalb dieses Bandes war mit schwarz eine Art Spitzenmuster auf den türkisen Stoff gestickt, unterhalb der Hüfte war es nur türkis. Das Kleid öffnete sich bis kurz vor die Knien und breitete sich weiter aus. Darunter war anscheinend irgendwie Tüll oder etwas in der Art in Falten gelegt, sodass das Kleid auch ohne Reifröcke hielt.
Auch wenn dieses Kleidungsstück kurz war, sah es fast wie für eine Gala der A-Prominenten aus.
"Hast du das genäht?", fragte ich erstaunt. Meine Kinnlade war heruntergeklappt.
"Natürlich." Eine sehr schlichte Antwort.
"Und designt hat sie es auch. Noch nie ein Kleid gesehen, Maria, Schätzchen?", zog Juliet mich in zuckersüßem Ton auf.
Ich konnte sie zwar nach wie vor überhaupt nicht leiden aber ich antwortete nur in demselben Ton und mit einem übertriebenen Lächeln: "Aber natürlich habe ich das, Juliet, mein Liebes. Ich komme aus den United States, da habe ich schon weitaus prächtigere Kleider auf Galas gesehen."
Joanna schwieg und hielt sich heraus. Vielleicht war sie aber auch so sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass sie uns ausblendete. Mir war das letztenendes auch egal.
Aber es war witzig als sie Juliet das Kleid über den Kopf zog während sie nach Luft schnappte.
"Du warst auf Galas?", fragte sie fassungslos.
"Ach", tat ich so als wäre es nichts besonderes. "Das sind doch die langweiligen Geschichten, die niemand hören möchte." Ich wank zwar ab, aber innerlich grinste ich nur teuflisch.
"Erzähl!", forderte Juliet nahezu schreiend.
"Wie heißt das Zauberwort?", fragte ich spielerisch.
"Fang mir nicht damit an", drohte sie.
Doch ich zog nur die Augenbrauen hoch und grinste sie mit verschränkten Armen an.
Joanna zog Juliets Kleid am Reißverschluss zu. Sie sah aus, als würde ihr gerade ein korsett geschnürt.
"Bitte", knurrte sie, als ihr Atem sich beruhigt hatte und sie Joanna angemeckert hatte.
"Naaa schön. Wenn du unbedingt möchtest", tat ich genervter als sonst.
"Wir waren sozusagen 'beruflich' dort. Es war eine Filmpremiere. Wir hatten Garry und mich reingeschmuggelt, um etwas zu stehlen. Wir wussten, dass eine sehr wohlhabende Frau, dessen Name ich nicht nennen werde, ein Collier im Wert eines Vermögens tragen würde, welches sie jedoch nicht ganz rechtens von uns nahm. Wir mussten natürlich vorher über den roten Teppich gehen, wo ich unterschiedlichste Kleider und Anzüge sah. Ich kam jedoch im Overall, falls du fragen solltest ob ich ein Kleid anhatte. Niemand bemerkte, dass wir nicht dazugehörten, da Garry eine unbedeutende Rolle im Film spielte. Als wir dann in den Saal gingen, wo der Film angesehen wurde, haben wir uns hinter eben diese Frau gesetzt und ihr ihr Schmuckstück entwendet. Dies haben wir durch eine Attrappe mit unserem Zeichen darauf ausgetauscht. Es war danach ein leichtes, dort wieder unbemerkt zu verschwinden."
Nun stand Joanna bei mir, Juliet trug ihr Kleid, eine halb hochgesteckte Frisur und ein wenig Make-up. Ich wurde schon während meiner Erzählung von Joanna umlaufen, während diese mich mit Stoffen umwarb und diese immerwieder mit Stecknaddln feststeckte.
Juliet dagegen stand nach wie vor neben mir. Jetzt stand ihr der Mund offen.
"Was denn, Blondie? Noch nie nen Diebstahl auf einer Gala gemacht?", fragte ich.
Sie schnaubte nur.
Dann war da wieder Stille. Stille für Ewigkeiten.
"Joanna?", fragte ich nach einer Weile.
"Hm?" Sie hatte gerade eine Nadel zwischen den Lippen, weshalb sie nicht sprechen konnte. Diese steckte sie aber sogleich bei mir fest.
"Habt ihr Kopfhörer?"
"Ja, klar. Juliet, sei so nett und gib Maria welche. Hinten im Schrank", wieß sie ihre Freundin knapp an.
Joanna kam mir immer sehr aufbrausend vor, aber hier, wo sie voll und ganz in ihrem Element war, war sie eher still.
Widerstrebend holte sie diese.
Als Blondchen dann zurückkam, drückte sie mir ein Headset in die Hand. Dabei wurde ich leicht nachhinten geschubbst und Joanna, welche gerade die Nähte noch ein wenig anfing, piekste mich mit der Nadel. Ich kniff die Zähne und Augen zusammen und zog scharf Luft ein.
"Pardon", murmelte sie abwesend. Wie kann man mit 14 Jahren nur so... seltsam sein? Naja, ich führe auch schon eine weltbekannte Verbrecherbande an, also sollte ich mich nicht beschweren.
Während Juliet nur dümmlich grinste und sagte: "Oh, Joanna näht wohl die Kleider an dich fest?" war ich kurz davor, auf sie loszugehen.
Pöbeln ist eine Sache, aber das war ja nahezu Körperverletzung!
Und nein, ich übertrieb nicht!
Jedenfalls beugte ich mich bedächtig zur Seite zur Kommode neben mir, worauf mein Handy lag. Ich wollte nicht noch einen Stich abbekommen.
Wie automatisch waren die Kopfhörer eingestöpselt, meine 'Turn it loud'-Playlist angeschaltet und die Musik so laut es ging aufgedfeht.
Ständig warnte mein Handy mich, dass diese Lautstärke mein Gehör schädigen könnte, doch ich beachtete diese Nachrichten eh nie. Tat das überhaupt jemand?
Ich hoffte, diese Teile wären keine solche Billigteile, spdass man die Musik aus 10 Metern Entfernung hörte. Ich wollte nämlich nicht, dass die beiden Mädchen meine Lieblingsmusik mitbekamen.
Zu dieser tanzte ich meist richtig ab, wenn ich allein in meinem Zimmer war und voll aufdrehte. Das kannten die anderen schon und sie hatten soch daran gewöhnt.
Doch hier musste ich mich zurückhalten. Das wäre sonst überaus peinlich gewesen.
Doch oftmals konnte ich nicht widerstehen und schloss genüsslich die Augen und bewegte mich ein wenig im Takt. Das bekam ich natprlich auch immer von Joanna zu spüren.
Sie arbeitete jedoch immer behände weiter und es sah aus, als hätte sie in ihrem Leben noch nichts anderes gemacht. Ich hatte noch nie eine Person mit so viel Talent, so viel Leidenschaft in dem, was man liebt, erlebt. Aber ich kam ja auch nie dazu, Freunde draußen zu finden.
Ich hatte dazu keine Zeit und es war auch zu riskamt, entdeckt und verraten zu werden. Wenn ich es mir recht überlegte, war es nicht wirklich gut bedacht von mir gewesen, vor Juliet alles preiszugeben als wir in der Einkaufsstraße waren. Aber sie konnte uns ja nicht bei der Polizei verraten, wenn sie den Aufenthaltsort von uns Shadows nicht wusste, oder?
Außerdem ließ es sich eh nicht mehr ändern.
Musik machte mich immer so nachdenklich und ich vergaß dann immer die Zeit. Das war so unpraktisch.
Gefühle zeigen ist schwach und schlecht. Man muss anderen Stärke zeigen.
Und als Oberhaupt der Shadows war es nicht sehr schlau, die Zeit aus den Augen zu lassen.
Doch auch diesmal vergaß ich wieder die Zeit. Die Melodien und Stimmen sowie die Instrumente in den Liedern rissen mich so mit, dass ich ihnen gar nicht entkommen wollte. Es war wie ein Traum, aus dem ich nicht erwachen wollte.
Doch ich wurde gestört. Von irgendwem wurde ich auf meinem fast komplett nackten Rücken- Joanna wollte noch ein einen Reisverschluss anbringen, nachdem ich die Kleidung ausgezogen hätte, wie sie später sagte- angetippt.
Ich wusste nicht, wie spät es zu diesem Zeitpunkt war, aber ich wollte noch ewig in der Musik verweilen.
Und so reagierte ich nicht. Zwei weitere Male wurde ich angetippt, es wurde immer ungeduldiger. Ich wusste, es war Juliet, die mich eh nur nerven wollte, weshalb ich erst recht nicht ansprang.
Doch beim vierten Tippen wurde ich langsam sauer. Wütend hang ich mir das Headset um den Hals, drehte mich um und fauchte: "WAS?!?"
Zu meiner Verwunderung stand nicht Juliet vor mir. Es war- wer hätte es gedacht *hust* Ironie *hust*- Ben.
Er hob beschwichtigend die Hände hoch. "Woaw, woaw, woaw. Fahr die Krallen wieder ein und beruhig dich", wieß er mich an. "Warum sollte ich?", fuhr ich ihn an, "Ich wurde durch einen Hinterhalt zu einem Vertrag gebracht, eingeschlossen und jetzt wird mir nicht einmal meine Ruhe gegönnt!"
"Weil ich dich jetzt mit dem Moped in deinem Hauptquartier absetzen werde und keinen Bock auf eine mies gelaunte Zicke hab."
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Lights of the Shadows
RandomLichter und Schatten- zwei Dinge wie unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich an. Die Lumières und Shadows haben sich gefunden. Aber eigentlich sind diese beiden Gangs nicht einmal so verschieden. Beid...