Kein Mensch ist perfekt. Al sagt immer Perfektion ist langweilig. Und manchmal zerbricht man auf der Suche nach Perfektion. Es ist schwer sich darüber klar zu werden wer man ist und noch schwerer, es zu akzeptieren. Aber es wäre nicht schwer, wenn es nicht wichtig wäre. würde Al jetzt sagen.
Man kann nicht vor sich weglaufen. Genauso wie man nicht vor seinem Leben weglaufen kann. Zumindest ich nicht. Aber wenn ich in Als Augen schaue - seine klaren rauchblauen Augen, in denen so viel Wärme wie Klugheit liegt - dann ist alles gut. Viele sagen jemand lässt einen alles andere vergessen. Bei mir ist es nicht so. Al lässt mich nichtvergessen. Noch nicht mal seine Augen. Aber lässt alles besser werden. Er zeigt mir einen anderen Blick auf die Welt. Man könnte sagen wie eine bessere Hälfte. Er ist das beste an mir.
"So darfst du nicht denken!" Erwähnte ich schon, dass Al Gedanken lesen kann?
"Woher weißt du was ich denke?" Al strich besorgt über mein Haar und betrachtete mich eine Weile. Du hast da diese Falte über der Stirn, eine Sorgenfalte... oder hinterlässt das Alter etwa schon Spuren?" Ich stupste ihn neckend in die Seite.
"Jedenfalls denkst du an etwas ernstes... evtl. etwas trauriges... ich sehe es in deinen Augen." Er berührte mit den Fingerspitzen meine Wange und sah mich für eine Weile einfach nur an. Das liebte ich so sehr an ihm. Er war, genauso wie ich, ein Mensch des Einfachen.
"Sag mir woran du eben gedacht hast." sagte er. Statt zu antworten berührte ich seine Lippen vorsichtig mit meinen. Ich wollte jetzt nicht mehr viel nachdenken. Das tat ich viel zu oft. Ich wollte auch nicht mehr viel reden. Ich wollte nur noch ihn. Sanft erwiderte er den Kuss. Er legte den anderen Arm um meine Hüften und ließ schließlich von mir ab. "Ich liebe dich," sagte er leise. Und seine Augen sagten das selbe. Ich wollte sagen "Ich dich auch," aber es kamen keine Worte aus meinem Mund. Ich war immer wieder aufs neue überrascht, dass Al mich wirklich lieben konnte. Mich, zwei linke Füße, die blonden langen Haare stets ungekämmt und immer in meiner eigenen Welt.
"Al, warum liebst du mich?" fragte ich plötzlich. Hatte ich meinen Gedanken wirklich laut ausgesprochen? Beabsichtigt hatte ich das jedenfalls nicht. Verwirrt blickte er mich an. Ich hatte noch nie erlebt, dass Al verwirrt oder aus der Bahn geworfen war. "Was?" fragte er nur. "Ich meine du könntest eine von diesen langbeinigen schönen Mädchen mit roten Lippen und glatten glänzenden Harren haben. Ich... ich frage mich manchmal, womit ich das verdient hab. Dich verdient hab." Als Blick wurde ernst und er seufzte. "Darüber hast du also nachgedacht. Ich dachte das hatten wir geklärt." Er rückte ein Stück ab um mich besser ansehen zu können. "Ja, ich bin ja auch zufrieden mit mir. Ich verstehe nur nicht warum du es bist," erklärte ich. Er holte Luft und fing an zu reden:" Felia, du weißt gar nicht was du mit mir angestellt hast oder? Ich liebe deine Lebensfreude, ich liebe es wenn deine Zerstreutheit in allen Formen, ich liebe dein wunderschönes Lachen und ich liebe deine wunderschönen grauen Augen." Beinahe hätte ich vor Verwunderung aufgeschrienen. Er fuhr fort:" Um nichts in der Welt würde ich dich eintauschen für eines dieser künstlichen Mädchen die du meinst. Feli, die Schönheit liegt nicht in der Perfektion. Sie... sie ist in dir."
Darauf konnte ich nichts erwidern. Hastig wischte ich eine Träne aus meinem Auge. "Al, das... ich... ich liebe dich auch!"
Bevor ich Al getroffen hatte wusste ich nie wirklich was Liebe bedeutete. Jetzt weiß ich es. Liebe ist, wenn der andere alle Zweifel aufheben kann, alle Sorgen verbannen kann und dir das Gefühl gibt, du gut bist so wie du bist.