3. Kapitel

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Nachtjunges saß zusammengekauert in einer Ecke der Kinderstube und starrte raus. Die hitzige trockene Luft der Blattfrische erschwerte das Atmen. Es war nun schon ein paar Monde her, seit Wasserpfote und ihre Mutter ermordet wurden und auf sie waren viele weitere unschuldige Katzen gefolgt, die ihr Leben lassen mussten.

Sie seufzte. Andere Junge spielten unermüdlich draußen in der Mittagssonne, jagten einander nach. Sie waren jünger als Nachtjunges und hatten die grausamen Tode noch nie selbst miterlebt.

So unbeschwert...

Mit wehmütigem Blick sah ihnen Nachtjunges zu. Sie war auch noch ein Junges, sie sollte genauso unbeschwert und fröhlich spielen und das warme Wetter genießen. Doch dafür war es zu spät. Sie hatte genug gesehen, um niewieder sorgenlos draußen spielen zu können.

Nachtjunges seufzte nochmal tief, drehte sich dann um und rollte sich in der Ecke der Kinderstube zusammen, schloss die Augen. Doch sobald sie in den schlaf sinken wollte prasselten die Erinnerungen über sie herein.

Wasserpfote...

Sie dachte daran wie sie sich widersetzen wollte, sie wollte keine Sklavin sein.

Lieber wollte sie jung aber frei sterben als alt aber auf ewig...eingesperrt. Gefangen. Unterdrückt...

Wie es sich wohl anfühlte zu sterben... Wasserpfote wollte es so, sie wusste sie würde sterben und doch hatte sie es auf sich genommen.

Endlich, als die Sonne schon am Himmel verschwand schlief Nachtjunges ein.
Doch es fühlte sich an als hätte sie gerade eben die Augen geschlossen als ihr ihre Mutter mit der Pfote sanft in den Rücken stieß.

"Nachtjunges", sagte sie leise und sanft.

"Nesselfuß, dein Vater ist hier.."
Eulenherz versuchte ruhig zu bleiben und hätte es beinahe geschafft doch ein verräterisches Beben erschwerte ihre Stimme.

Nachtjunges blinzelte. Sofort fiel ihr grelles Morgenlicht in die Augen und so blieb sie noch einen Moment liegen, bevor sie sich zögernd hochstemmte. Eulenherz bearbeitete nervös den Boden mit den Krallen und der Geruch von Angst umgab sie.

Nachtjunges drehte sich zögernd um und sah ihn zum ersten mal. Dieser riesige Kater mit breiten schultern und dunkel gestreiftem Fell. Automatisch wich sie ein Stück vor ihm zurück vor Ehrfurcht und Respekt vor dem großen Kater. Ihr Vater hatte den Kopf stolz erhoben.

Nachtjunges spürte ein flaues Gefühl im Magen, als die sah welch Verachtung seine blitzenden giftgrünen Augen ausstrahlten, als er auf sie herabblickte.

Er ist also mein Vater. Nesselfuß...

Eulenherz setzte sich zögernd neben ihre Tochter und legte ihren Schweif schützend um sie.

"Das ist Nachtjunges...", sagte sie leise, "unsere Tochter" Sie senkte den Kopf, als würde sie sich schämen.

Nesselfuß betrachtete sie argwöhnisch, dann trat er vor und musterte sie.

"Und? Das ist das einzige Junge?!"

Eulenherz schluckte, neigte dann aber den Kopf.

"Ja..", sagte sie leise und sah Nesselfuß nicht an.

Nachtjunges Vater fauchte sie frustriert an, wandte sich dann jedoch wieder Nachtjunges zu.

"Sie sieht gesund und kräftig aus...sie wird dennoch eine Bereicherung für den Clan sein. In ein paar Monden wird es so weit sein", sagte er leise und unheilverkündend und kam näher.

"Dann werden die Schüler Krieger und du bist bereit und alt genug um eine unter den Zukünftigen zu sein", sagte er mit fester Stimme und sah auf sie herab. Ein schadenfrohes Glitzern leuchtete in seinen Augen.
Ihr Vater machte ihr Angst. Augenblicklich duckte sie sich weiter auf den Boden vor Furcht und atmete flach.
Nachtjunges sah zu ihm aus großen augen auf, sie wollte zögerlich etwas erwidern, doch Nesselfuß wandte sich schon ab und trat wortlos und ohne einen Blick zurück aus der Kinderstube.

Nachtjunges zitterte ein wenig. Sie sah zu ihrer Mutter, die mit trockener Kehle schluckte und sich wieder neben sie niederließ.

Da Nachtjunges nicht müde war aber auch ihre Mutter nicht alleine lassen wollte und immer noch ängstlich zitterte, blieb sie bei ihr und kuschelte sich an das warme und so vertraute Fell ihrer Mutter.

Lange dachte sie über das, was sie soeben erlebt hatte, nach. Bis sie schließlich wieder in einen ruhelosen, leichten Schlaf versank.

WARRIOR CATS - Hopeless || #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt