5. Kapitel

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Eine Hand streift meinen Arm. Ich spüre heißen Atem. Ich schlage die Augen auf, schwarz. „Ich liebe dich", höre ich es flüstern. Nichts.

Seit wann schlafe ich so unruhig? Mit diesem Gedanken wache ich auf. Ich habe heute Nacht etwas Seltsames geträumt. Warum träume ich so etwas? Das liegt bestimmt an Mary und Antony. Die geben ja nie auf im Thema „Isobelle und Matthew verlieben sich". Erst jetzt schlage ich die Augen auf. Matthew ist schon aufgestanden. Das ist kein Grund für mich, dass ich auch aufstehen müsste. Stattdessen beschließe ich das zu tun, wozu mir Matthew am gestrigen Morgen geraten hat. Ich versuche noch ein bisschen zu schlafen. Mein Plan scheitert 5 Minuten später, als Matthew ins Zimmer kommt und „Essen!", ruft. Ich drehe mich zur anderen Seite um und versuche weiter zu schlafen. „Isobelle, es gibt Essen!", ruft er nochmal. Ich gebe keine Reaktion. Bis man mir die Decke weg zieht. Da fauche ich los: „Gib mir meine Decke zurück du blöder Dummkopf!" Er ignoriert, mein Gefauche und hebt mich aus dem Bett über seine rechte Schulter. Ich haue mit meinen Fäusten gegen seinen Rücken. „Ich. Will. Schlafen.", schreie ich währenddessen. Matthew schmeißt die Decke aufs Bett und trägt mich in die Küche. Mary und Antony schauen verwirrt zu wie er mich auf meinem Stuhl absetzt. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu und nehme mir ein Brötchen. „Guten Morgen Isobelle!", kichert Mary. „Hi", antworte ich knapp und lächele sie an. Mein Lächeln bildet sich zu einem Schmollen, als ich wieder zu Matthew blicke. Genüsslich esse ich mein Brötchen und trinke Kaffee. Ich wasche das Geschirr ab und Matthew hilft mir dabei. Ich tue so, als wäre ich noch sauer auf ihn, obwohl es mir mittlerweile total egal ist. „Was denn? War es so schlimm, dass du mal diejenige warst, die nachgeben musste?", fragt mich Matthew nach einiger Zeit. „Ja", ich muss über mich selbst schmunzeln, „Erst sagst du, ich soll ausschlafen, dann wieder nicht, dann zerrst du mich auf einmal an den Esstisch. Mein Gott, du kannst auch nicht einmal bei einer Aussage bleiben, oder?", antworte ich hysterisch. Er lacht leise. „Wie kann ich es wieder gut machen?" „Da musst du dir halt was einfallen lassen." Ich gehe soll schnell aus der Küche raus, dass es aussieht, als würde ich vor ihm flüchten. Ich beschließe in die Bibliothek zu gehen. Ich finde recht schnell das Buch wieder, was ich gestern angefangen habe zu lesen. Ich setze fort mit dem Lesen. Die Zeit vergeht schnell und langsam fällt mir ein, dass Antony und Mary ganz alleine sein müssen. Obwohl, Matthew ist ja da, da muss ich jetzt nicht von diesem spannenden Buch weg. Ich kann noch ein bisschen lesen und dann mache ich Mittagessen. Nach einiger Zeit gehe ich dann auch in die Küche. Ich mache heute etwas Schnelles. Ich glaube Nudeln mit Tomatensoße müsste ich noch hinkriegen. Ich sitze auf der Arbeitsfläche, weil ich warte, bis das Essen fertig ist, da kommt Matthew. „Wo hast du dich rumgetrieben?", fragt er mich. Er holt ein paar Teller aus dem Schrank „Hast du es nicht bemerkt? Ich war draußen eine Runde drehen.", lüge ich ihn an. Ich möchte meinen geheimen Platz nicht mit ihm teilen. „Ich glaube dir nicht.", widerspricht er mir. „Das ist nicht mein Problem. Du bist doch eh ein Dummkopf.", antworte ich ihm. Ich springe von der Arbeitsfläche und gieße die Nudeln ab. Matthew deckt den Tisch. Bevor ich Kathrin und die Kinder zum Essen hole, warte ich auf etwas. Ich weiß nicht was, aber es soll augenblicklich da sein. Ich glaube, das Etwas hat was mit Matthew zu tun. „Worauf wartest du?" Matthew muss bemerkt haben, dass ich ein bisschen starr geworden bin. Ich drehe mich peinlich berührt um und hole die anderen. Beim Essen ist es Mary, die als erste das Schweigen bricht: „Ihr streitet ja gar nicht mehr." Ihre Stimme ist so süß, dass man alleine deshalb gleich lächeln muss. „Worüber habt ihr denn gestritten?", fragt Kathrin uns. „Ach, über belangloses Zeug.", antworte ich bevor jemand was anderes sagen kann. Ich hoffe innerlich, dass die beiden nicht sagen, dass Matthew und ich verliebt sind oder so was. Das wäre jetzt echt peinlich, auch wenn ich weiß, dass es nicht stimmt. Jedenfalls glaube ich das. Wir essen weiter unser Essen und Matthew räumt ab. Ich spiele mit Mary und Antony. Die beiden sind total süß, aber langsam ist es anstrengend, dass sie versuchen, dass ich und Matthew zusammen kommen. Vor allem, glaube ich ihnen mittlerweile wirklich, dass Matthew in mich verliebt ist. Ich bilde mir zwar gerne ein, dass da nichts weiter als Freundschaft ist, aber von Matthews Seite aus ist das wohl noch mehr. Als Matthew zu uns kommt, will Antony wieder mit ihm spielen, aber Mary bleibt bei mir. Sie wartet bis die Jungs in einem anderen Zimmer sind, dann wendet sie sich mir zu. Wir spielen Karten. „Wie findest du ihn eigentlich?" Das ist es also, worauf sie gewartet hat. „Wen?" Ich tue so, als wüsste ich nicht, wen sie meint. „Na Matthew. Wie hübsch findest du ihn?" Ich überlege. An seinem Aussehen kann ich nun nicht meckern. „Ich finde ihn eigentlich sehr hübsch. Er hat Muskeln und schöne Augen.", antworte ich schließlich. „Also bist du doch in ihn verliebt?", fragt sie mich grinsend weiter. „Nein, ich finde ihn nur hübsch. Wenn wir mal ehrlich sind, können wir doch nichts einwenden, oder?", frage ich. „Nein. Aber warum bist du nicht in ihn verliebt?" Ich atme laut aus. „Jemanden attraktiv zu finden, heißt nicht, dass man ihn gleich liebt.", erkläre ich ihr lächelnd, „Außerdem ist er ein Dummkopf." „Mein Bruder ist auch ein Dummkopf und ganz viele Mädchen sagen, sie wären in ihn verliebt.", widerspricht mir Mary. Ich lache. „Warum bist du eigentlich so hartnäckig bei dem Thema, hm?" „Na, weil er dich doch liebt und da müsst ihr doch zusammen kommen." Wir beide lachen. Die Tür wird aufgestoßen und die beiden anderen kommen wieder rein. „Wir haben beschlossen etwas mit euch zusammen zu machen.", ruft Antony. „Wer wir?", fragt Matthew, während ich gleichzeitig frage: „Was denn?" „Also, Mary und ich haben beschlossen, dass ihr mehr zusammen unternehmen solltet.", beginnt Antony zu erklären. „Wir sollen noch mehr zusammen unternehmen? Also ich glaube wir machen schon mehr zusammen als es überhaupt nötig ist.", falle ich ihm ins Wort. Matthew hält mich mit einer schlichten Handbewegung zurück und Antony redet weiter: „Wir wollten heute mit euch einen Spaziergang durch unseren Lieblingspark machen." Ich lächele. Das ist wirklich eine schöne Idee. Wir machen uns gleich auf den Weg. Antony und Mary sehen uns immer wieder an. Schließlich fragt Antony: „Dürfen wir auf den Spielplatz da, so lange ihr eure Runde dreht?" Ich erlaube es ihm und da sind sie auch schon fort. Schweigend laufen Matthew und ich nebeneinander her. „Sag mal findest du mich wirklich so hübsch, wie du vorhin zu Mary gesagt hast?", bricht Matthew das Schweigen. Ich verdrehe die Augen. „Du hast uns doch nicht etwa bei einem Frauengespräch zugehört.", sage ich theatralisch mit empörten Ton. „Ja, also wie gesagt. An deinem Aussehen kann man nichts aussetzen.", antworte ich schließlich auf seine Frage. Er lächelt. „Ich finde dich auch hübsch." Innerlich schüttele ich den Kopf. „Sag mal haben die beiden dich darauf angezettelt das zu tun, oder ist die Krankheit ansteckend?" Wir beide lachen. Matthew bleibt stehen. „Nein, also eigentlich haben sie mich nicht angezettelt, aber sie haben mir ungewollt eine Chance gegeben mit dir darüber zu reden.", sagt er in einem leisen Ton. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Ach, also, wenn du die Chance nicht gehabt hättest, wäre es wohl nie dazu gekommen? Ich wusste es, du bist 'ne Lusche." Er lacht: „Tja, vielleicht bin ich das in dem Thema, aber bei dir kann man ja auch schwer eine Nichtlusche sein." Wir gehen langsam weiter. „Du hast dich verändert. Du bist irgendwie nicht mehr so streng.", sagt er. „Na ja, erstens geht es ja nicht mehr nach meinen Regeln. Wir sind da ja nur zu Gast." Ich mache eine lange Pause. „Und zweitens?", fragt Matthew mich. „Zweitens heißt das nicht, dass ich nicht mehr so unberechenbar bin.", vollende ich meine Ansage. Den Rest des Weges schweigen wir. Wir holen Mary und Antony vom Spielplatz und gehen nach Hause. Dort angekommen schmeiße ich mich ins Bett. Mittlerweile finde ich es schon langweilig hier zu sein und nur im Haus zu helfen. Klar ist es toll, dass wir schönere Tage als sonst haben, aber den ganzen Tag zu überlegen, was man machen könnte ist schon langweilig. Ich fühle unter mein Kissen. Mein Plan liegt dort, ich hole ihn hervor. Auch wenn ich glaube, dass ein Kissen nicht ganz das sichere Versteck ist, hat wohl noch keiner was davon gemerkt. Das hoffe ich zumindest. Jetzt fällt mir ein, was für einen Plan ich noch machen könnte. Ich könnte mir überlegen, was ich jetzt immer alles mache. Also, ich mach am besten immer das Essen. Nach dem Frühstück könnte ich immer in die Bibliothek, anschließend muss ich eh schon Mittagessen kochen. Schließlich könnte ich etwas mit den Kindern spielen und dann noch einen Spaziergang machen. Dann mache ich Abendessen und gehe ins Bett. Ich denke das ist gut, möglichst wenig Kontakt mit jemanden außer den Kindern und Kathrin zu haben.

Raus in die Unendlichkeit - Ewige FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt