5. Kapitel

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Ich frage mich, wie ich in dieses Leben reingerutscht bin. Ich meine, ich wollte Karriere machen; Tanzen zu meinem Beruf machen. Einfach ein erfühltes und glückliches Leben führen - will das nicht jeder?

Stattdessen starrte ich seit einer Stunde meine Zimmerdecke an. Das Zimmer hatte ich in den letzten fünf Tagen so gut wie gar nicht verlassen. Dean verstand es nicht, warum ich nicht mehr mit wollte und mich so verhalte.

"Wie verhalte ich mich denn?"  ich stand mit Dean im Flur - es war Tag 2 meines Streikes, obwohl man es nicht so nennen konnte... Vielleicht plötzliche Unlust? Er machte auf großen Bruder, zog mich am Handgelenk raus und schrie mich an, warum ich nicht mehr raus gehen wollte. Und da merkte man, dass er sich Sorgen machte. Zu diesen Zeitpunkt war es mir nicht klar oder ich sah es einfach nicht. Doch in den nächsten Tagen hatte ich viel Zeit, sehr viel, um nachzudenken - über Dean, unseren Streit, der mir Nachhinein sowas von lächerlich vorkam und zu letzt auch WonShik.

Seit dem aufwühlenden Besuch bei SM Ent. hatte ich ihn nicht mehr gesehen, geschweige gesprochen. Ich habe das Gefühl, dass dieses Zusammentreffen etwas zwischen uns verändert hatte. Was? Das weiß ich noch nicht.
Als er vor mir stande sah ich in seinen Augen so etwas wie Verständnis... und das gab mir Hoffnung auf Besserung.

SeoYoung, Deans Freundin, sah jeden Tag nach mir. Wir sprachen nicht viel miteinander, aber auch sie machte sich Sorgen. Sie sah mich wie eine Porzellanpuppe an, die durch eine falsche Bewegung in tausend Teile zerspringt. Ich kannte den Blick nur zu gut.

So hatten mich viele Leute damals angesehen. Ein schwaches Wesen, in seiner eigenen Welt gefangen. Vielleicht stimmte das. Dann hätte wenigstens meine Mutter recht, die dies behauptete, als alles ans Licht kam. Dennoch wollte sie, dass ich weiter tanzte...

Man musste es auch positiv sehen: Durch das Ganze wäre ich nie nach Seoul gekommen, hätte ich mich nie entschieden Choreographer zu werden und hätte nicht die Leute kennengelernt, die mir - trotz alledem - viel bedeuten.

Ich wollte einen entgültigen Schlussstrich ziehen und das hieß aufstehen, anziehen und die Wohnung verlassen. Entschlossen bannte ich meine Haare zu einem Dutt zusammen, zog einfach die ersten Sachen, die mir in die Hände kamen, an und lief zur Wohnungstür, wo meine Tasche lag.

Ich musste mit Dean reden und zwar so lange ich noch mit meinem Vorhaben sicher war. Also wählte ich seine Nummer und wartete.... Abgelehnt. Wie soll es auch anders sein? Ich versuchte es noch einige Male, aber vergeblich.

Ich wartete auf den Bus, als mein Handy anfing zu klingeln. Sofort ging ich ran.

"Oppa~!"

"Lex, ich bins nur."

Verwundert sah ich aufs Display: Huykie

"Mianhae, Hyuk... Ich dachte du wärst Dean."

"Also hast du angerufen? Dean hatte ständig irgendwelche Anrufe bekommen. Er war etwas genervt danach."

"Typisch... Hör zu, mein Bus ist jetzt da, wenn ich Glück hab bin ich in 15 Minuten bei euch. Ich muss unbedingt mit Dean reden!"

"Ye, abe-"

Ich hatte aufgelegt.
Im Bus setzte ich mich in die letzte Reihe. Mit Musik in meinen Ohren ließ ich meine Gedanken wieder freien Lauf.
Ich bin nun mehr als einer Wochen in Seoul, hatte kaum Kontakt zu meinen Freunden in New York und machte mir Sorgen um meine Zukunft dort. Mit 20 Jahren schon Existenzängste, manche wohnten da noch bei Mami und Papi, werden durchgefüttert und müssen nicht einmal arbeiten.

Choreograf (KPOP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt