"Layla, kommst du? Wir müssen jetzt losfahren, wir haben noch eine lange Fahrt hinter uns!" rief mein Vater von unten. Ich rappelte mich aus meinem Bett. "Komme gleich." rief ich zurück und stand zögernd auf. Mein trauriger Blick wanderte ein letztes mal durch mein fast leergeräumtes Zimmer. Ich würde dieses Zimmer so vermissen.
Ich war hier in Bedford aufgewachsen, in unserem kleinen, jedoch lieblichen Strandhaus. Ich fand, sie hatte etwas magisches, bedeutendes an sich. Kleinstädte hatten so viele faszinierende und besondere Dinge an sich, wenn man sie genau betrachtete. Es waren nicht immer die Dinge, die einem sofort in's Auge fielen - es waren mehr die kleinen, unauffälligen Dinge.
Ich schaute ein letztes Mal aus dem großzügigen Fenster, dass ich in meinem Zimmer hatte. Es war ein eher untypischer Wintertag; die Sonne schmeichelte dem Strand und dem tobenden Meer; und schien gegen die himmelfarbenen Vorhänge. Mein Blick haftete sich sofort auf den noch ruhigen, menschenleeren Strand. Die Wellen tobten gegen die Felsen, was auf einen besonders starken Wellengang hindeutete. Es war immerwieder erstaunlich, wie sehr mich das Meer in seinen Bann riss- diese endlose Weite, das Gefühl von Freiheit; wie der hellblaue Himmel und das etwas dunklere Wasser sich am Horizont vereinten.
Vor noch nicht all zu langer Zeit hatten meine Mom und ich uns zusammen ans Meer gesetzt und den Wellen zugeschaut - dabei zugeschaut wie sie tobten, wie sie brachen und sich wieder neu bildeten. Der weiche, zarte Sand verwöhnte unsere Füße. Es reichte völlig aus einfach dazusitzen und nichts weiter zu tun. Das Meeresrauschen zog uns in seinen Bann; legte unsere Gedanken still. Wir hörten den Möwen zu und die frische Meeresluft wehte uns um die Nasen. Meine Mom faszinierte das Meer genau so sehr wie mich. Sie sagte immer: "Das Meer ist der Raum der Hoffnung, Liebling", was mir ziemlich gut gefiel. Ich konnte mich noch genau an ihre Stimme erinnern, an ihr Glitzern in den Augen, dass immer dann erschien, wenn sie von etwas sprach was sie faszinierte, und wie sie mir danach immer sanft über den Kopf strich. Ich hatte ihre dunken Haare und ihre eisblauen, stechenden Augen. Wir standen uns immer sehr nahe - je mehr ich über sie nachdachte, desto trauriger machte es mich, dass sie nicht mehr hier -bei mir- war.
Kleine Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. Diese Tage waren so unbeschwert, sorgenfrei. Ich dachte oft an sie zurück und wünschte mir, ich könnte sie noch einmal erleben- von vorne, mit ihr. Ich vermisste die Unbeschwertheit meiner Kindheit. Aber diese Tage waren nunmal vorbei und nichts könnte das ändern; oder sie zurückholen.
Ich wischte mir schnell die leichten Tränen aus meinen Augen und lief zur Tür, drehte mich noch ein letztes Mal um und lief dann zu meinem Dad, der bereits wartend am Auto stand und ungeduldig auf seine Uhr schaute.
"Da bist du ja endlich! Wir müssen jetzt los, sonst kommen wir zu spät an!", erinnerte er mich und wir beide stiegen ein.
Ich blickte noch ein letztes Mal zu unserem kleinen, niedlichen Reihenhaus. Dann schweiften meine Gedanken zu meiner besten Freundin Phoebe, von der ich mich bereits gestern verabschiedet hatte. Was sie jetzt wohl gerade machte? Laut der Uhrzeit müsste sie jetzt gerade in der Schule sitzen. Der Abschied fiel uns beiden sehr schwer - wir weinten für gefühlte 2 Stunden. Ich hatte nicht viele Freunde, aber damit hatte ich nie ein Problem. Ich war nie so wie die anderen Mädchen aus meiner Klasse, die tausend Freunde haben wollten, nur um "beliebt" oder "cool" zu sein. Mir reichte eine Freundin, auf die man sich verlassen, mit der man Spaß haben konnte und mit der man auf einer Wellenlänge war. Das waren Phoebe und ich definitiv, wir waren wie Schwestern. Erinnerungen an unsere Sleepovers und unsere verrückten Ideen kamen hoch und ich konnte mir ein dämliches Grinsen auf meinem Gesicht nicht verkneifen.
Nach einer 8-stündigen Autofahrt waren wir endlich vor unserem neuen Haus angekommen. Wow, das Haus war riesig- viel größer als unser altes Haus. Mir fielen hier sofort die vielen Menschen auf, die auf den Straßen hektisch umherliefen und schon vermisste ich meine kleine Stadt Bedford. Wie gerne ich jetzt wieder dort wäre.
"Schatz, lass uns die Kartons in's Haus bringen." sagte mein Vater und packte sich 2 riesige Kartons. Wir hatten nicht viel mitgenommen, deshalb hatten alle Kartons in unser kleines Auto gepasst. Mein Papa schloss mit dem Schlüssel, den er schon vor 4 Wochen bekommen hatte, die Tür auf und wir betraten den Flur. Ich beschloss, gleich nach oben in mein neues Zimmer zu gehen. Das Zimmer lag am Ende des Gangs und daneben war ein Bad, das nur für mich war. Das war das bis jetzt einzig Gute hier, musste ich feststellen. Außerdem hatte es drei große Fenster, was ich auch gar nicht mal so schlecht fande. Hm, vielleicht könnte ich mich ja mit diesem Haus anfreunden- und vielleicht auch mit London.
"Und, wie gefällt dir dein Zimmer?" fragte er mich gespannt, als ich zum Abendessen die Treppe runterkam.
"Es ist ganz ok, mir gefallen die vielen Fenster und das ich ein eigenes Bad für mich habe." grinste ich ihn leicht an.
Er lachte leicht auf. "Das ist schön. Deiner Mom hätte das Haus bestimmt auch gefallen. Ich hoffe, dass wir uns hier gut einleben können. Deine Schule ist übrigens 2 Straßen weiter, du kannst also zu Fuß laufen."
"Wieviele Schüler hat die Schule denn? Ist es eine große Schule?" wollte ich wissen.
"Es gehen etwa 2.500 Schüler dort zur Schule, also ja, es ist eine große Schule. Ich weiß das du das nicht so magst, aber du wirst dich schon dran gewöhnen." antwortete er lächelnd. Und schon wieder wünschte ich mir wieder in Bedford zu sein, in meine kleine Schule in Bedford gehen zu können, anstatt auf diese riesige Schule hier. Zum Glück musste ich heute nicht in die Schule gehen, dass war mit der Rektorin der Schule so abgesprochen - obwohl ich es auch ein bisschen schade fand, den ersten Schultag zu verpassen.
Als mein nervender Wecker am nächsten Morgen auf 7 Uhr stand und anfing zu klingeln, schaltete ich ihn verschlafen aus und rollte mich unmotiviert aus meinem Bett. Warum musste die Schule hier so früh anfangen? Ich stand auf und lief ins Bad um mich fertigzumachen. Als erstes schaute ich in den Spiegel und blickte auf meine zerzausten dunklen Haare und meine müden Augen. Ich sah aus wie eine Furie. Ich begann, wie immer, ich ein wenig Wimperntusche und Concealer für unter die Augen aufzutragen. Dann zog ich mich an, lief runter zu meinem Dad in die Küche, schnappte mein Essen für die Schule und gab ihm einen Abschiedskuss auf die Wange.
"Tschüss, Dad! Ich geh jetzt los." sagte ich zu ihm und hoffte, dass er nicht die Aufregung in meiner Stimme raushörte.
"Tschüss Schatz, viel Spaß!" sagte er. "Und pass auf dich auf." fügte er leise hinzu, doch ich hörte es genau. Das sagte er seit Mama tot ist jeden Tag zu mir, bevor ich das Haus verließ- aus Angst. Angst, dass ich auch bald auch nicht mehr da sein würde. Ich lief zur Tür und schloss sie hinter mir.
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Heal My Scars » Harry Styles [ON HOLD]
Fanfiction"Ich passe nicht in deine Welt." "Ich auch nicht," sagte er, sein Gesichtsausdruck zärtlich doch entschlossen. "Also lass uns unsere eigene machen." __ 8 Tacks Playlist: http://l.hh.de/lqh6fn Cover by @cheshiregasm © All Rights Reserved 2013