Nicht jede Bekanntschaft macht glücklich

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Hallo! Ich werde kein Bild von den Hauptcharaktären reinstellen, weil ich möchte, dass ihr sie euch so vorstellt, wie ihr wollt. So ist es doch am schönsten! Viel Spaß beim Lesen!

KoaLaLa98

Meine Augenlider waren noch schwer, als ich am nächsten Tag in meinem neuen Zimmer erwachte. Ich konnte durch geschlosse Augen erkennen, dass die Sonne vergeblich versuchte durch meine schweren Vorhänge zu scheinen. Schleppend quälte ich mich aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Dieses Haus war so anders als mein altes Zuhause, besonders der Boden. Der alte war ganz glatt, so glatt, dass man auf jedem Kleidungsstück, das man unachtsam dorthin geworfen hatte, erbarmungslos ausrutschte. Doch dieser Boden war aus Holz und hatte Rillen, man konnte ihn fühlen, er war natürlich. Ich drückte die Türklinke hinunter und betrat das Bad, es war zwar nicht besonders groß, aber immerhin war das nötigste da. Beispielsweise das mittelgroßes Waschbecken auf der rechten Seite, ein großer Spiegel darüber und auf beiden Seiten zwei Wandschränke, letztendlich ein Klo und eine elegante Badewanne in der Mitte des Raumes. Ich badete viel lieber als zu duschen. Mein eigenes Gesicht starrte mir im Spiegel entgegen, mein pechschwarzes Haar ließ meine ohnehin schon blasse Haut noch blasser wirken. Manchmal, wenn meine Mutter und ich etwas besonderes unternahmen, schminkte ich meine Lippen so rot wie Blut wie im Märchen von Schneewittchen, doch nun waren sie in ein zartes Rosa getaucht. Zuletzt schaute ich in meine Augen, die die meisten Leuten als kalt bezeichnen würden. Lange schwarze Wimpern umrahmten meine Augen mit einer überirdisch himmelblauen Iris, die mir wohl den Namen eingebrockt hatte.

Nachdem ich meine morgendliche Routine hinter mir hatte, ging ich die die Stiegen hinunter direkt in die Küche, wo meine Mutter mit ihrem Kaffee und der Zeitung schon saß. Ohne aufzublicken sagte sie: "Guten Morgen!", worauf ich nur ein "Morgen" nuschelte. Ich machte mir auch einen Kaffee und setzte mich an den Tisch. "Und was hast du heute so vor?", fragt meine Mutter nach einer Weile und hatte noch immer nicht aufgeschaut. "Ich dachte ich schaue mich hier in der Gegend um." Dann sah sie mich an. "Um sechs essen wir zu Abend und pass auf dich auf."

"Ist klar. Keine Sorgen.", sagte ich und begann damit mir ein Frühstück vorzubereiten. Mit einem Sandwich und einem Tetra pack Milch setzte ich mich wieder zurück an den Tisch. Ich schraubte die Packung auf und legte den Plastikverschluss unachtsam auf den Tisch. Als ich sie gerade zu meinem Mund führen wollte meldete sich meine Mutter zu Wort: "Sky, hab ich nicht gesagt, dass du ab jetzt wie ein normaler Mensch aus einem Glas trinken sollst und nicht direkt aus der Packung?" Ich zog die rechte Augenbraue hoch und schaute sie unschuldig an. "Hast du das?"

Nachdem sich meine Mutter abgeregt hatte, ging ich zum Kühlschrank und schaute nach links und rechts. Weil ich keine Menschenseele entdecken konnte, nahm ich schnellstens einen letzten Schluck vo der Milch. Als eine Stimme hinter mir ertönte. "Kaum verlasse ich den Raum, macht sie es schon wieder." Ich verschluckte mich und konnte mich vor husten nicht mehr halten, während mir meine Mutter auf den Rücken klopfe. "Danke. Kannst du dir das nächstes Mal eine andere Methode ausdenken, wenn du Mordlust hast, Mum?"
"Wie sollst du denn sonst was daraus lernen?", sie schaute mich mit einer Unschuldsmiene an.

Meine Wangen färbten sich langsam rosa, als meine Mutter in schallendes Gelächter ausbrach. "Das ist eigentlich nicht so lustig, wie du denkst, weißt du." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. "Glaub mir Schätzchen, wenn du mal ein Kinder hast, wirst du auch wissen, wie sie ticken." Sie tippte sich mit dem Zeigefinge an den Kopf und machte ein allwissendes Gesicht. Bevor das Thema in eine komische Richtung einschlug, sagte ich: "Ich muss jetzt los.", ich gab ihr noch schnell einen Kuss auf die Wange, griff nach meinem kleinen Rucksack und dem Skateboard und lief aus dem Haus.

Weil wir nicht weit von den Cafés und Läden wohnten, kam ich nach fünf Minuten an. Mit meinem Skateboard unter dem Arm ging ich die belebten Straßen entlang und schaute mich um. Ich sah größtenteils junge Leute, aber auch alte Menschen und spielende Kinder. Schon von weitem konnte ich eine Tüteneisstatue sehen und ging auf sie zu. Wie erwartet kam ich vor einem Eisgeschäft zum stehen. Ohne lange darüber nachzudenken drückte ich die schwere Tür mit der Aufschrift 'Drücken' auf und betrat das Geschäft. Ein nettes Mädchen begrüßte mich am Tresen, sie hatte blondes welliges Haar, das sie sehr zu pflegen schien und ein hübsches Gesicht mit einer kleinen Stupsnase und großen schlammgrünen Augen. Sie lächelte warm und fragte: "Hallo, was kann ich dir anbieten?"

"Hallo, zwei Kugeln Himbeereis bitte." Genau in dem Moment ging die Tür hinter mir auf und drei kichernde Mädchen betraten den Raum mit zwei Jungen. Sofort fanden die Augen des einen Jungen die meine, bevor eine der Mädchen mir einen giftigen Blick zuwarf und ihn am Arm mit sich zog. „Hallo? Du da?", plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Arm. Sie gehörte dem Eismädchen. „Magst du dein Eis in einem Becher haben oder in einer Tüte?" „Eine Tüte bitte.", antwortete ich und konnte im Blickwinkel sehen, dass der Junge mich noch immer beobachtete. „Bist du neu hier? Denn in dieser Stadt kennt jeder jeden, doch dich kenne ich noch nicht", fragte das Mädchen höflich. „Ja, ich bin erst umgezogen, um genau zu sein seit gestern" Das Mädchen, das mir gegenüber stand war nicht nur sehr hübsch, sonder auch sehr nett, wahrscheinlich liefen ihr die Jungs reihenweise hinterher. „Dann gehst du wahrscheinlich auch auf die Gordon High School, richtig?", es wäre ja nicht schlecht, wenn ich wenigstens eine Person kennen würde in der neuen Schule.
„Ja, du etwa auch? Welcher Jahrgang?" Ihr Grinsen wurde breiter.
„Zwölfter, wenn du willst kann ich dich am ersten Tag rumführen."

„Das wäre unglaublich nett. Dank dir werde ich an meinem ersten Schultag nicht zu spät kommen, weil mein Orientierungssinn gleicht dem eines Blinden" Sie reicht mir mein Eis, welches schon etwas zum Schmelzen begonnen hatte, aber köstlich aussah.
„Na gut, man sieht sich, ehm, ich kenne deinen Namen noch nicht.", sagte sie und lachte herzlich. „Sky, mein Name ist Sky."

„Einen schönen Namen hast du. Ich bin Célin.", sie reichte mir ihre Hand. „Danke, deiner ist aber auch sehr schön.", mit diesen Worten verabschiedete ich mich von ihr und trat ins Freie. Ich war froh endlich dem durchdringenden Blick dieses Jungen ausweichen zu können.

Schon eine ganze Weile saß ich auf einer Bank in einem Park und unterhielt mich mit einer alten Dame. Wir fütterten gemeinsam Tauben. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal mit einem alten Menschen so gut verstehen würde, nachdem, was mir im vergangenen Jahr passiert war. Ich schauderte als ich an diesen Tag zurückdachte. Alles was ich wollte war einer alten Frau über die Straße zu helfen, doch sie hatte es wohl nicht ganz verstanden und fing an mich mit ihrer Tasche zu schlagen. Zum Glück kam ich noch mit einigen blauen Flecken davon, was wohl daran lag, dass sie wahrscheinlich ihre ganze Gartenzwergsammlung in ihrer Tasche mit sich trug. Nach diesem Vorfall hatte ich es vermieden Leuten über sechzig gegenüberzustehen, oder gar mit ihnen zu reden. Doch diese Oma, die friedlich Körner vor sich warf hinwarf, hatte mich einfach höflich gefragt ob ich auch Lust hätte die Tauben zu füttern. Nun erzählte sie mir zahlreiche Geschichten von ihren Enkelsöhnen. Peinliche und lustige Momente, die sie zusammen erlebt hatten.

Sie musste sie wirklich lieben, so sehr wie ihre Augen glänzten, wenn sie von ihnen sprach. Unglaublich. Ich kannte diese Frau gerade mal eine halbe Stunde, schon hatte ich sie ins Herz geschlossen, sogar ihre Enkel mochte ich mittlerweile. Von so einer Oma konnte ich nur träumen, ich hatte ja nicht mal eine, oder besser gesagt, ich hatte sie noch nie kennen gelernt. Ich wusste ja nicht einmal wo meine Großeltern wohnten, oder ob sie überhaupt noch lebten. Ich beschloss meine Mutter danach zu fragen. Irgendwann würde ich die Initiative ergreifen und sie fragen.

Nachdem ich mich von Ms. Jackson verabschiedet hatte, so hießt di alte Taubendame, stieg ich auf mein Skateboard und rollte in die Richtung, aus der ich gekommen war. Der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht, während ich die Gegend genau analysierte. Ich fuhr um die Ecke und konnte das Eisgeschäft schon erkennen, aber auch die Leute die davor standen. Es war die Clique von vorhin. Mein Blick landete sofort auf diesem einen Jungen, er lehnte an der Wand. Das aufgetakelte blonde Mädchen, das mir zuvor einen tödlichen Blick zugeworfen hatte stand daneben und erzählte ihm aufgeregt irgendetwas. Man sah ihm an, dass es ihn nicht sonderlich interessierte, aber das Mädchen ließ sich nicht davon abhalten sondern redete was das Zeug hielt. Gerade als ich an ihnen vorbei fuhr, sah er mir direkt in die Augen. Das Mädchen bemerkte, dass er seine Aufmerksamkeit  auf etwas hinter ihr gerichtet hatte und drehte sich ebenfalls um. Ihre dunklen, fast schon schwarzen Augen musterten mich von Kopf bis Fuß. Schon zogen sich ihre Augenbrauen zusammen wie zwei dunkle Gewitterwolken. Ihr Blick war so verhasst, dass ich befürchtete gleich in Flammen aufzugehen und einen qualvollen Tod erleiden zu müssen. Ich tauchte noch einmal an und schnellte mit meinem Skateboard davon. Ich konnte die stechenden Blicke der Beiden im Rücken spüren, machte mir aber nicht die Mühe nach hinten zu sehen. Kurze Zeit später kam ich auch schon Zuhause an. Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an diesen Jungen oder das Mädchen, weil ich damals noch nicht wusste, dass ich sie bald wieder sehen würde. Bald.

Azur *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt