Kapitel 2

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Dahinter war - nichts. Ich stand noch in der Tür, die 'geliehenen' Schlüssel noch in der Hand, und betrachtete diese tiefe, schwarze Dunkelheit. Unglaublich. Ich atmete tief durch und wagte den entscheidenen Schritt nach vorne. Ich fiel. Ich kniff meine Augen fest zusammen. Wer hätte ahnen können, wie kalt die Luft hier war und vor allem wie scharf! Natürlich schrie ich nicht,ich war ja kein gewöhnlicher Engel. Nein, stattdessen zwang ich mich dazu, die Augen zu öffnen und mich auf mögliche Teleportziele zu konzentrieren. So beamte ich mich immer weiter nach unten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, es war immer ein bisschen heller geworden, sah ich etwas definierbares unter mir. Es war groß und weitflächiges....weißes?! Je näher ich kam, desto bewusster wurde mir die Form und Beschaffenheit jener Wattematte. Dieser Flaum waren Wolken, eine weite Gegend bestehend aus Wolken. Ich entschied mich, mich dort erstmal hinzubeamen und zu landen. Doch, als meine Füße auf den Wolken aufsetzten, glitt ich einfach hindurch, als wären sie gar nicht da!? Ich bekam tatsächlich etwas Angst, was war das hier nur? Alles Einbildung? Ich viel durch eine unendlich dicke aber undichte Schicht Wolken hindurch. Si existierte zwar optisch, aber sie war einfach nicht greifbar. Es war tatsächlich ein wenig unheimlich. Immer weiter fiel ich, immer tiefer. Und dann - dann endlich war das Ende nah. Unter mir zeichnete sich bald eine Landschaft ab. Felder und Wälder, ein großer See, es war sehr abwechslungsreich. Wir Engel kannten natürlich die Formen und Farben der Erde, sie war unser Job, wir hatten sie im Unterricht. Tatsächlich ist es unsere Aufgabe, die körperlosen Seelen der Menschen einzusammeln und in den Himmel zu bringen. Die Dämonen tun dassele, allerdings für die Hölle. Hier kommt die Unterscheidung von gut und böse ins Spiel. Jedenfalls raste ich im Sturzflug auf die Erde zu. Je näher ich kam, desto mehr Einzelheiten konnte ich ausmachen.

Soweit ich weiß, bin ich in einem Krankenhaus auf der Erde geboren worden. Alle Engel werden dort geboren und steigen mit 3 Monaten in den Himmel auf, weil sie dann in der Lage sind zu fliegen. Was Dämonen machen, das weiß ich nicht, aber ich hatte jedenfalls keine Flügel und musste getragen werden. Jeder weiß, dass ich ein Dämon bin, sogar ich weiß das. Warum ich der Sohn eines Engels bin, das weiß ich nicht, aber ihm zur Liebe habe ich mich selbst imer als Engel bezeichnet. Mein Vater wird seine Gründe haben, mich im Himmel festzuhalten, aber ich kann das einfach nicht mehr. Ich kann so nicht leben.

Ich falle immer noch, doch inzwischen bin ich nur noch etwa 100km von der Erdoberfläche entfernt und erkenne unter mir einen kleinen Ort. Ich beame mich ein Stück dichter ran und lande schließlich am Rande des Dorfes, ein Stück abseits der Straße, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Es ist echt unglaublich unwirklich ein Menschendorf real zu sehen. Menschen haben einen viel besseren Geschmack als Engel, was sowohl ihren Lebensraum, als auch ihren ganzen Lebensstil betrifft. Ich fühlte mich sofort wohl auf der Erde. Ich trat einen Stein in die Luft und er flog schwer und schwungvoll einen Meter durch die Luft, um dann mit einem dumpfen Ton auf der staubigen Erde zu landen. Ein Glücksgefühl durchströhmte mich, welches ich 'nicht mit worten beschreiben kann. Es ist etwas das ich immer versucht habe und nun zum ersten Mal richtig ausleben kann! Ich trat och ein paar weitere Dinge durch die Gegend: Holz, Steine, einen alten Schuh... Apropros. Ich brauchte neue Kleidung, unauffälligere Kleidung. Mein Kostümchen sah einfach albern aus und ich musste es sofort loswerden! In den Schatten der Häuser geduckt, lief ich durchs Dorf. Immer wieder entdeckte ich faszinierende Gegenstände und Lebewesen, dich ich nur aus Büchern und der Technik kannte. Es war wirklich etwas ganz Neues, sie live zu sehen und anfassen zu können! Dazu zählten Autos, Bordsteinkanten, Katzen, Bäume, Briefkästen und natürlich auch Verkehrsschilder. Endlich entdeckte ich eine Leine, wo Kleidung aufgehängt war. Jeder normale Engel hätte geklingelt und freundlich darum gebeten, sich etwas Kleidung ausleihen zu dürfen - nein, halt! Ein Engel hätte sich den Menschen doch gar nicht gezeigt! Wir kommen nur zu Geburten und zum Einsammeln der Seelen auf die Erde. Warum sollte also ein normaler Engel an der Tür eines Menschen klingeln? Ich schlich mich also, bemüht im Schatten zu bleiben, so nahe wie möglich an den Zaun und zu der Leine. Die Luft schien rein zu sein und so beamte ich mich in den Garten, pflückte die Wäsche ab und verschwand in der selben Sekunde mit den Sachen, soweit wie es mir möglich war. In einer kleinen Gasse hinter ein paar Mülltonnen betrachtete ich mein Raubgut. Es waren eine geblühmte Bluse, ein Rock, ein Tuch, zwei Tshirts und eine sehr weite, helle Hose. Ich mochte zwar keine hellen Sachen, aber alles war besser als babyblau. So trug ich am Ende jene weite und äußerst bequeme Stoffhose und dazu ein schwarzes (!) enges Tshirt. Es war beinahe zu eng, aber besser als das violette Shirt oder die Bluse. Ich schaute an mir herunter und entschied auf Schuhe zu verzichten. Da ich eh nicht vor hatte, weit zu laufen, sollte das kein Problem für mich darstellen.



Teufel versus EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt