Kapitel 3

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Mein nächstes Ziel bestand darin, jemanden zu finden, der im Sterben lag. Dann würden sowohl ein Engel als auch ein Dämon aufkreuzen und darum battlen, was die Seele verdient hatte. Wer in den Himmel kam, musste aber schon eine verdammt unschuldige Seele haben, denn die Dämonen legten Engel gerne mal aufs Kreuz. Jedenfalls lief ich die Straßen rauf und runter, erblickte allerlei hochinteressante Gerätschaften, jedoch keine Menschenseele. Und doch konnte ich spüren, dass da so Einige in den Häusern verborgen waren. Es war später Nachmittag und die Sonne stand bereits tief - ein herzerwärmender Anblick, wie das Licht dem tiefen Rot und Nachtblau wich. Schließlich fand ich mich auf einem kleinen, kreisrunden Platz wieder, in der Mitte wuchs ein Springbrunnen aus dem Boden mit einer äußerst ungewöhnlichen Skulptur darauf. Es handelte sich um einen weiblichen Engel und einen männlichen Dämon, aber der Dämon besaß in diesem Abbild fledermausartige Flügel. Diese Skulptur war irgendwie....magisch. Die Beiden sahen aus, als würden sie miteinander tanzen oder sich gegenseitig verzaubern. Ich war so fasziniert, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich beobachtet wurde. Erst als sie mir von hinten auf die Schulter tippte, reagierte ich. Ich erschrak so heftig, dass ich ihr beinahe meine Faust ins Gesicht gehämmert hätte. Ich konnte mich bremsen und ließ die Faust sinken. "Was willst du?", fragte ich sie. Warum verdammt fasste sie mir einfach auf die Schulter? Ich hasste es, angefasst zu werden. "Du bist nicht von hier, oder?" "Nein.", ich hatte wenig Lust ihr irgendwas zu erzählen oder zu erklären. Mein Ziel waren nicht die begriffsstutzigen Menschen, sondern die Unterwelt und die Dämonen. Sie dachte wohl ich wär einfach schüchtern: "Mein Name ist Wilna, ich wohne hier um die Ecke. Ich habe dich hier noch nie gesehen, woher kommst du?" Typisch Mensch, neugierig bis zum Gehtnichtmehr, aber sie wahr echt wunderschön, mit ihren dunkelbraunen, langen Locken, in zwei Zöpfen geflochten. Ihre hellgrünen Augen stachen in die Meinen. Es war echt erfrischend mal jemanden ohne bunte Haare zu sehen, aber ich war meinem Ziel noch keinen Schritt näher gekommen und das nervte mich: "Was geht dich das an?" Ihre Antwort war gelassen: "Was hast du vor? Du hast kein Essen und keinen Schlafplatz, oder bist du bei jemandem zu Besuch?" "Was, verdammt, willst du von mir? Sag es klar oder hau endlich ab!", ich entschied mich den Dämonen zu spielen und den falschen Engel sein zu lassen. "Ich will dir helfen!", das war wohl eine der wenigen Engelsseelen dieser Welt, aber ich hatte keine Zeit für diesen Schwachsinn. Diese gutgläubige Frau musste sich ja unbedingt in fremde Probleme einmischen. "Mir helfen?", ich lachte abfällig, "Dann sag mir, wo hier demnächst jemand stirbt, damit ich dem Dämon in die Hölle folgen kann!" Den letzten Satz brüllte ich ihr ins Gesicht, so dass sie die Augen vor Angst schloss und ich beamte mich weg. Ich hatte es ihr gesagt. Sie hatte mich tatsächlich soweit provoziert, dass ich es ihr gesagt hatte. Von meinem neuen Versteck aus beobachtete ich sie weiter. Sie war verwirrt und schaute in alle Richtungen. Obwohl sie mein Verschwinden für übersinnlich halten musste, zweifelte sie offensichtlich aber nicht daran, dass ich existierte. Normalerweise hielten Menschen Begegnungen mit Engeln oder Dämonen für Einbildung oder Halluzinationen. Sie aber war sehr gefasst, schaute sich immer wieder um, bis sie in einer der Seitenstraßen verschwand. Ich atmete erleichtert aus. Ich war sie los. Nun konnte ich in Ruhe mein Vorhaben vollenden....theoretisch. Ich brauchte jemand Sterbenden, aber dieses verdammte Dorf war das blühende Leben!



Teufel versus EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt