Kapitel 6

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Ich hatte mich doch tatsächlich aufgeführt wie eine hysterische Exfreundin oder so etwas in der Art, doch hatte ich nicht verhindern können, dass der Schmerz in mir aufgestiegen war. Im Moment saß ich in meinem Auto und fuhr in die Richtung zu meiner Wohnung. Dort würde ich mich erstmal einigeln und die nächsten Tage gar nicht mehr herauskommen. Wie hatte er mir das nur antun können??

Ich hatte David immer als sehr verantwortungsbewussten, einfach nur falsch verstandenen Mann angesehen, der doch eigentlich immer nur die besten Absichten hatte. Und jetzt?

Ich dachte an die wunderschöne Frau in seinem Haus und musste zugeben, dass sie doch wohl eher noch als Mädchen zu bezeichnen wäre. Wie konnte er nur? Zwischen den beiden lagen mit Sicherheit beinahe zehn Jahre! Ich sah genau ihre traurigen Augen vor mir und fragte mich, warum sie mich nur so angesehen hatte? Warum hatte David nichts dazu gesagt? Ich wusste es auch ohne seine Antwort darauf. Er hatte nichts gesagt, weil er sich ertappt gefühlt hatte. Ertappt und somit in der Falle!

Als ich vor meinem Wohnblock ankam, stieg ich die Stufen hinauf und schloss anschließend meine Wohnungstür auf nur um einzutreten und festzustellen, dass die Stille die hier herrschte beinahe erdrückend auf mich wirkte. Ich sah die Nacht vor mir, die Nacht in welcher sich alles verändert hatte.

Es war beinahe so als würde ich seine Lippen auf den meinen spüren. Seine Hände an meinem nackten Rücken. Ich hörte sein Flüstern, die Worte die er zu mir gesagt hatte. „Darauf habe ich schon lange gewartet!" hatte er mir ins Ohr gewispert und mir somit eine Gänsehaut über den ganzen Körper gejagt. Bullshit!!

Worauf hatte er denn bitte schon so lange gewartet? Darauf mich verarschen und demütigen zu können? Sich mit mir einen schlechten Scherz zu erlauben?

Alles was ich jemals über David gedacht hatte, war falsch und das war wohl die Tatsache die mir am meisten wehtat. Ich hatte mich in einen Mistkerl verliebt war jedoch in dem Glauben gewesen, dass er perfekt sei. Er war nicht die Person die ich kannte, ich hatte mich vollkommen in ihm getäuscht.

Mein klingelndes Telefon riss mich plötzlich aus meinen Gedanken und ich ging auf die Kommode zu, auf welcher das Telefon in seiner Basisstation stand. Ein Blick auf das Display zeigte mir, dass es David war, der jetzt wahrscheinlich vor mir niederkriechen wollte, weil er seine „gute Freundin" nicht verlieren wollte. Na das konnte er vergessen! Ich ignorierte das Telefon und ging schnurstracks ins Schlafzimmer, wo ich mir meine gemütliche Jogginghose und den Pulli, den ich immer noch von Simon hatte, anzog. Dann folgte ich dem Ruf nach Eiscreme und trottete in die Küche, wo ich mir sofort eine Riesenpackung aus dem Eisfach holte. Jetzt noch Schokoladensirup und der gemütliche Depri-Abend konnte beginnen.

Ich lümmelte mich mit einer Decke auf die Couch und schaltete den Fernseher ein, wo ich bei einer Liebeskomödie stehen blieb. Perfekt um im Selbstmitleid zu versinken!

Während ich den Film sah, schaufelte ich einen Löffel Eis nach dem anderen in meinen Mund, goss zwischendurch immer wieder eine Ladung Schokolade darüber und löffelte weiter.

David, dieser Arsch. Nicht einmal von Simon hatte ich mich derart verraten gefühlt! Bei ihm hatte ich doch irgendwie immer gewusst, dass er früher oder später das einsehen würde, was ich schon längst gewusst hatte. Nämlich, dass seine Freundin wesentlich besser zu ihm passte, als seine Verlobte. Doch David?

Ihn hatte ich irgendwie immer als eine Art Stützpfeiler gesehen, selbst zu der Zeit, als wir nur Arbeitskollegen gewesen waren. Wir hatten uns ein Büro geteilt unsere Arbeit gemacht und dabei jedoch immer noch die Zeit gefunden, das Seelenleben des jeweils anderen in Ordnung zu bringen. Während er seine Events geplant hatte, hatte ich meine Werbungen designed, während er telefoniert hatte, hatte ich ihm seltsame Grimassen geschnitten und ihn dadurch zum lachen gebracht. Während ich mich über Simon und seine abweisende Art beschwert hatte, hatte er mir mitfühlend zugehört. Das alles gehörte nun der Vergangenheit an. Niemals wieder würde es ein „David und Ich" geben. Keine verfrühte Mittagspausen mehr, keine gemeinsamen Abstecher ins Starbucks wo wir den neuesten Klatsch und Tratsch austauschten, keine beruhigende Umarmungen mehr, wenn es dem einen nicht gut ging.

Best Friends (don't) Kiss (Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt