Kapitel 4

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Ich saß die ganzen zwei Stunden in der Besprechung und war im Endeffekt doch nicht wirklich anwesend gewesen, denn meine Gedanken schweiften stetig um David und das, was er mir hatte sagen wollen. Wollte ich es überhaupt hören? Ich war mir nicht sicher.

Wieso nur machten Menschen stetig diese alles verändernden Fehler? David und ich hatten ein super Verhältnis gehabt und dieses wegen einer einzigen Nacht aufs Spiel gesetzt! Er war mir immer ein guter Freund gewesen, hatte mir zugehört und jetzt? Ich konnte mir nicht einmal mehr im Ansatz vorstellen mit ihm über Dinge wie Beziehungen zu sprechen! Er hatte von den zwei One Night Stands gewusst und mir gesagt, dass es ganz normal war nach einer solch langen Beziehung wieder Abenteuer erleben zu wollen, doch niemals hätte ich erwartet, dass genau er einmal zu diesen Abenteuern gehören würde. Ich hatte es nicht nur nicht gedacht, sondern ich hatte es auch gar nicht gewollt! Davids Regel, kein Sex mit Arbeitskollegen hatte durchaus seinen Sinn, stellte ich jetzt fest, denn wie sollten wir einfach so im Alltag weiter machen?

Als ich endlich aus der Besprechung zurück kam und durch die Tür stürmte, sah ich auf einmal Letitia in unserem Büro stehen und sie sah mal wieder fabelhaft aus: Oh wie ich sie hasste!

„Maria!! Schön dich mal wieder zu sehen..." sagte sei mit einem leichten Spanischakzent und ließ dann ihren Blick über meinen Körper wandern. Sei zog eine Augenbraue nach oben und sagte schließlich „Schicker Rock. Ich wüsste nicht, ob ich das Selbstbewusstsein hätte, sowas bei solch einer Figur zu tragen, aber du bist ja auch wesentlich stärker als ich!" dann lächelte sie mir strahlend ins Gesicht, so als hätte sie mir nicht noch kurz vorher eine Beleidigung an den Kopf geschmissen! Zehn Sekunden mit ihr in einem Raum und ich fühlte mich wie Dreck, das war schon so, seitdem ich sie kennengelernt hatte!

„Ähm ja danke Letitia!" sagte ich trocken und setzte mich auf meinen Bürostuhl, während mir David von der anderen Seite ein „Sorry..." stumm zurief. Letitia war jedoch noch nicht fertig, sie war nämlich niemals fertig!

„Es sieht ja beinahe so aus, als wären deine Brüste gewachsen...sag mal bist du schwanger? Das würde nämlich einiges erklären!" ich war mir wirklich nicht sicher, ob sie es tatsächlich böse meinte oder ob sie einfach nur zu dumm war, um zu verstehen was sie da von sich gab, aber in mir stieg langsam die altbekannte Wut an, die immer vorhanden war, wenn ich sie traf. Ich schaffte es jedoch nicht, darauf zu reagieren, da Letitia mit der nächten Bombe herausplatzte.

„Also der Grund meines Besuches ist folgender. In meiner Firma arbeitet ein netter charmanter junger Mann..." was das Codewort für verschroben war, „und dem habe ich von dir erzählt Maria. Ich habe ihn zum essen zu uns eingeladen und du wirst natürlich auch kommen. Vielleicht vergisst du ja dann endlich diesen Simon. Ich habe schon gesehen, seine Freundin hat ihr Baby bekommen! Oh ach, wann ist es denn bei dir soweit? Wir müssen Tiko ja schließlich vorbereiten!" jetzt riss mein Geduldsfaden und ich sprang auf.

„Verdammt nochmal ich bin nicht schwanger! Seh ich etwa wirklich schwanger aus?" sagte ich jetzt an David gewandt der fassungslos das Schauspiel beobachtet hatte. Der schüttelte langsam den Kopf und ließ dann genüsslich seinen Blick über meinen Körper gleiten, Letitia bekam nichts mit, denn sie war vollkommen auf sich und ihre Vermutung konzentriert. Ich hingegen schluckte einmal schwer und wandte meinen Blick schnell von David ab. Mein schlechtes Gewissen kehrte zurück und ich sah wieder zu Letitia.

„Es tut mir Leid, ich hätte nur schwören können...ach was solls. Was ist mit der Einladung?" fragte sie als wäre ich nicht gerade halb explodiert. Ich schloss einen kurzen Moment meine Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus, dann antwortete ich schließlich „Wann soll das denn sein?"

Glaubt mir, ich willigte nur ein, weil ich ihr gegenüber ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte. Sie war vielleicht ein Miststück, oder dumm, oder was auch immer, doch betrogen zu werden das hatte wirklich niemand verdient. Auch wenn ich zugeben musste, dass ich ein klein wenig Schadenfreude verspürte bei dem Gedanken, dass ihr David sie mit mir kleinem Fettkloss (zumindest war ich das in ihren Augen!) betrogen hatte. Trotzdem, es war nicht zu rechtfertigen und in diesem Moment begann ich mit dem Weg der Sühne.

Best Friends (don't) Kiss (Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt