Nach diesem verhängnisvollen Abend in Davids Haus hatten wir uns nicht mehr gesehen. Dies lag nicht etwa daran, dass ich ihm aus dem Weg ging, das wäre im Büro auch äußerst schlecht möglich, sondern dies lag vorwiegend daran, dass mich eine ziemlich heftige Grippe erwischt hatte und ich war flachgelegen. Nach über sechs Tagen im Bett, mit viel Tee und einer Heizdecke, hatte ich mich jedoch einigermaßen aufgepeppelt und konnte endlich wieder in die Arbeit gehen. Die Empfangsdame unserer Agentur empfing mich mit einem „MARIAAA, da bist du ja endlich wieder!!!", sie tat ja beinahe so, als wäre ich monatelang weg gewesen.
„Hey, ja hallo. Bin wieder einigermaßen fit!" sagte ich ein wenig angeschlagen, weil mich alleine schon der Weg in die Arbeit fertig gemacht hatte. Der Verkehr war schrecklich gewesen, aber ich hatte mir ja eingebildet, lieber selber mit dem Auto zu fahren, weil ich so wesentlich mobiler war. Das hatte ich jetzt davon! Ich ging den Gang entlang auf mein Büro zu, begrüßte hier und da meine Kollegen und spürte, wie je näher ich der Tür kam, mein Herz immer schneller schlug. Verdammt! Diese Tage, in welchen wir uns nicht gesehen hatten, hatten mir in keinster Weise geholfen und so war ich nur noch mehr aufgeregt. Ich öffnete die Tür langsam und bedächtig und trat dann ins Büro ein. David saß an seinem Computer, sah jedoch sofort auf, als sich die Tür öffnete und als er mich erblickte, weiteten sich seine Augen.
„Maria, wie geht's dir?" fragte er mich besorgt und stand auf, um mir aus der Jacke zu helfen.
„Du siehst furchtbar aus, warum bist du überhaupt schon wieder hier?" fügte er hinzu, nachdem er meine Jacke aufgehängt und ich mich auf den Bürostuhl niedergelassen hatte.
„Frag mich was besseres!" sagte ich, während ich meine Arme auf dem Schreibtisch abstützte und mir die flache Hand an die Stirn presste. „Zuhause war noch alles in Ordnung!"
„Mann Maria, du bist wahrscheinlich tagelang nur im Bett gelegen, dein Kreislauf muss auch erstmal wieder auf Vordermann kommen nach so einer Erkältung. Du hörst dich übrigens nicht so an, als wäre sie schon vorbei!" sagte er und kam auf mich zu, streckte seine Hand aus und legte sie mir auf die Wange.
„Und Fieber hast du zu allem Überfluss anscheinend auch noch!"
Ich war so geschafft, dass ich seine Berührung zwar wahrgenommen hatte, sie jedoch überhaupt nicht zu würdigen wusste.
„Oh Gott, ich glaube mir haut es den Kreislauf zusammen!", sagte ich und legte mein heißes Gesicht auf die kühle Schreibtischplatte.
„Noch mal, warum bist du überhaupt gekommen?", fragte mich David besorgt und kniete sich neben meinem Bürostuhl nieder, um mich ansehen zu können.
„Mir war langweilig, ich hab ne Menge Arbeit die liegen geblieben ist und ich dachte, es geht schon wieder!", erwiderte ich auf seine Frage hin.
„Bei Langeweile schnappt man sich ein Buch, die liegengebliebene Arbeit hab ich erledigt, weil ich selbst nicht viel zu tun hatte und offensichtlich geht's noch nicht!", sagte er konsequent und stand auf.
„Ich jedenfalls werde dich jetzt nach Hause bringen!"
„Nein, nein. Ehrlich, dass musst du nicht tun!", sagte ich fühlte jedoch, wie ich müder zu werden schien.
„Keine Widerrede. Also los geht's!", er half mir beim aufstehen, in die Jacke und schon marschierten wir nebeneinander los.
„Maggie, ich bring Maria nach Hause. Ihr geht's doch noch nicht so gut!", sagte David beim vorbei gehen.
„Aber klar doch, bring sie nach Hause!", entgegnete Maggie und zwinkerte uns beiden zu. Was hatte die denn für ein Problem?
Als wir unten in der Lobby ankamen, fragte mich David: „Bist du mit dem Auto da oder mit der Bahn?"
DU LIEST GERADE
Best Friends (don't) Kiss (Kurzgeschichte)
Historia CortaJeden Tag die selbe Tätigkeit, neben dem selben Menschen. Eigentlich hatte Maria nicht vor, solche Komplikationen in ihrem Leben zu verursachen, doch mit einem Mal erscheint David, ihr Arbeitskollege, gar nicht mehr so abwegig für eine Zukunft. Wen...