Kapitel 9

52 2 3
                                    

Drei Tage später rief mich der Polizeichef an und bat um ein Gespräch. Ich stimmte strahlenderweise zu und eine halbe Stunde danach saß ich mit dem Chef der Londoner Polizei in einem kleinen Coffee-and-Tea-Shop um die Ecke und trank einen Milchkaffee. Mit diesem Polizisten verstand ich mich blendend. Heute ist er ein guter Freund. Er erzählte mir, dass der Beamte Riley Smith tatsächlich korrupt war, wie seine Nachforschungen ergeben hatten, und dass der Fall wieder aufgenommen werden sollte, allerdings die Akte fehle. Über seinen Gesichtsausdruck, als ich die Akte aus der Tasche holte, lachen wir heute noch herzlich.

Die Ermittlung wurde also wieder aufgenommen,jedoch auf meine Idee hin heimlich, damit auch gleich geklärt wurde, wer dem guten Riley Geld gespendet hatte, auf das Spekulationen über Selbstmord angestellt wurden. Gesagt, getan. Und der Erfolg ließ uns auch nicht lange warten. Doch zuvor weihte ich meine frisch angetraute Frau in die Geschichte mit dem Buch ein. Ich weiß, es war eine Dummheit, doch sie nahm es gelassen. Sie kannte die Geschichten darüber und war bereit mir zu helfen, da sie wusste, wie viele Menschen bei der Suche danach und in dem Machtkampf darum gestorben waren, also hoffte sie darauf, mir mit ihrem Wissen helfen zu können. Da nur noch knappe zwei Wochen Semesterferien übrig waren, machten wir uns auf den Weg nach Frankreich,da dort eben genannter Erfolg hinführte. Es wurden auf Rileys Konto nämlich Unregelmäßigkeiten festgestellt. Ein Kontoinhaber namens Sinclaire hatte große Geldbeträge zu Riley gesendet und dies mehrfach. Nach ein paar Recherchen war klar, dass dieser Sinclaire derjenige war, der Bestechungsgeld gezahlt. Die Polizei hatte sogar den Wohnsitz herausgefunden. Das Anwesen lag westlich von Nantes an der Küste. Die Reise wurde vom Staat finanziert, da die Sorge wegen eines Serienmörders umging. Schließlich waren bereits zwei Menschen gestorben, deren Tode definitiv zusammenhingen. Außerdem waren dies ja nur die Leichen, die gefunden worden waren. Wer wusste denn schon, für wie viele Morde diese Männer verantwortlich waren? Ich hatte bei unserer Reise nur ein paar unliebsame Bedenken: Ein Mensch, der kaltblütig mordet, dabei keine Spuren hinterlässt, erpresst und wer weiß was für andere Dinge tut, würde niemals so offensichtliche Fährten zurücklassen! Eine Möglichkeit war natürlich, dass niemand hinter das Geschäft mit Riley kam, doch das war höchst unwahrscheinlich, obwohl die Gendarmerie daran glaubte. Die zweite und meiner Meinung nach um einiges glaubwürdigere Möglichkeit war, dass wir einem Schatten nachjagten. Wenn wir dort ankommen, so dachte ich mir im Stillen, werden wir ein verlassenes Anwesen vorfinden, dessen Besitzer gerade in einer wichtigen Geschäftsangelegenheit abgereist war und, nein, er würde erst in ein paar Wochen wiederkehren. Was ich mir ausgemalt hatte, trat dann auch tatsächlich ein. Als wir an dem malerischen Anwesen ankamen, das nur zu Pferd oder zu Fuß zu erreichen war, machte es wirklich einen verlassenen Eindruck. Als wir jedoch an dem altmodischen Glockenstrang zogen, öffnete sich mir und meiner Frau die Tür. Passend zu Glocke und Tür erschien ein breiter Mann, der erstaunliche Ähnlichkeiten mit einem Schrank aufwies. Seine Kleidung jedoch wies ihn eindeutig als Butler aus. Er trug einen schwarzen Frack, eine rote Fliege und weiße Samthandschuhe. Seine Schuhe waren blank gewienert, sodass man sich in ihrer Oberfläche spiegeln konnte. So wie es für einen Butler üblich war, waren seine Manieren vervollkommnt. „ Guten Abend,unsere Herrin wird Sie empfangen, falls Sie das wünschen.", begrüßte er uns mit sanfter Stimme. „Ja, das wäre, denke ich, sinnvoll", antwortete ich ein wenig erstaunt. Erstens hatte ich einen Hausherrn und keine Dame erwartet und zweitens mit der Abwesenheit desselben gerechnet. Freundlicherweise wurden wir in den Salon begleitet, in dem eine Couch und Stühle um einen Ebenholztisch standen. An der Wand flackerte der Jahreszeit entsprechend ein Feuer. Danebenführte eine Wendeltreppe in die oberen Geschosse. Draußen war eine bildhübsche Terrasse, und der Garten war wunderschön gestaltet. Buchsbäume wuchsen neben Hibisken, Hortensien neben Mittagsblumen und Löwenmäulchen, in einer Ecke erspähte ich sogar einen Strauch Ginster. Meine Aufmerksamkeit wurde wieder von dem Salon in Anspruch genommen, als auf dem oberen Ende der Treppe ein Mädchen auftauchte, sich umdrehte und schnell auf Französisch auf den Butler einredete.Sie warf den Kopf zurück als sie auflachte wobei sich ihr goldblondes Haar in den Nacken ergoss. Als sie sich zu uns umwandte funkelten ihre grünen Augen vor Vergnügen. Als sie die Treppe herunterkam, steckte sie sich die Haare zu einem lockeren Dutt zusammen, sodass zwei Strähnen ihr ovales Gesicht umrahmten. Lächelnd begrüßte sie uns: „Guten Abend!", meinte sie mit starkem französischen Akzent, "Mein Name ist Sérela,...Sinclaire."

Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch! Kritik und Feedback sind gern gesehen!! :)

Das BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt