Ich schloss kurz meine Augen, sagte mir, dass es allein meine Fantasie war, die mit mir durchging. Ansonsten würde ich doch schon dumpfe Schritte auf den Treppenstufen vernehmen und das tat ich nicht. Noch nicht. Schließlich überwand ich mich und schlich mich weiter nach oben. Ich war unglaublich froh, als ich den letzten Absatz betrat, ohne dass irgendein Geräusch ertönt war, das mich hätte verraten können. Während ich die obere Etage beging, war das Erste, was mir auffiel, wie offen alles war. Überall waren Fenster, lediglich zwei Türen gingen von dem riesigen Raum ab, der eine Art Wohnzimmer zu sein schien. Ich entdeckte keine Ablageflächen, auf denen relevante Dokumente deponiert sein könnten, denn der Tisch zwischen dem Diwan, der die Leere füllte, und dem Sessel, der einen Hauch Gemütlichkeit verströmte, war leer. An den Wänden hingen Bilder, sogar ein Monet war darunter, soweit ich das in der Finsternis erkennen konnte.
Nervös schaute ich mich um und entschied mich dann, die anderen Räume zu besichtigen.
Still stahl ich mich in das nächste Zimmer. Es schien auf den ersten Blick der Arbeitsraum zu sein, von dem der Butler geredet hatte. Die Dunkelheit machte mir zu schaffen und so schaltete ich die kleine Lampe auf dem Eichenholztisch an. Auf ebendiesem Tisch lagen Korrespondenzen, geschäftliche Unterlagen und mehrere Auflagen, die ich nicht zuzuordnen wusste. Ich nahm einen Brief hoch und hielt ihn unter die Lampe, nachdem ich ihn aus seinem Couvert gezogen hatte:
Liebe Sérela,
es tut mir außerordentlich leid, dir mitteilen zu müssen, dass mein Aufenthalt in Prag noch weitere Tage andauern wird. Es haben sich einige Komplikationen, ich denke so kann man es nennen, ergeben. Am morgigen Tag habe ich die Absicht weiterhin meinen Geschäften nachzugehen um mich am folgenden Nachmittag mit meinem alten Freund Mr. Riley Smith zu treffen. Danach werde ich für einige Zeit nach Paris verreisen, auch dort haben sich einige geschäftliche Angelegenheiten ergeben. So viel zu meinen Plänen. Erwartet meine Ankunft am Tag der Gala, falls keine anderen Instruktionen eintreffen. Ich erwarte natürlich, dass du abwesend sein wirst, denn die Ehre, unsere Familie auf diesem Ball zu vertreten, wird dieses Jahr dir obliegen.
Viele Grüße aus Prag,
Jean-Paul Sinclaire
Ich verspannte mich. Sofort zwang ich mich dazu, das Licht zu löschen und mich leise zurück zu ziehen. Als ich die Treppe erreichte hörte ich nicht nur Len und den Butler, sondern auch eine andere Stimme. Eine Stimme, die den Klang von aufeinander schabendem Bims ihr Eigen zu nennen schien.
Ein neues Kapitel! Feedback und Kritik sind sehr gerne gesehen!
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Das Buch
RandomWenn ihr weiterlest, werdet ihr sterben, doch das Aufschlagen sei euch vergönnt. Man mag denken,dass ich, der Verfasser dieses Buches, lüge, doch die Blutflecken, die unweigerlich auf dem Buchdeckel zu sehen sein werden, beweisen etwas anderes. Wenn...