I. Paradoxon

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Individualität

Indem jeder Mensch ein Individuum ist, ergibt sich eine Vielzahl von Vorstellungen.
Was kann besser sein als der Zustand, dass unzählbar viele Ideen am Projekt der Welt mitarbeiten um sie zu formen?
Was kann uns weiter voranbringen, was uns mehr Verbesserung ermöglichen?
(Es wird in diesem Fall von einem positiven Streben ausgegangen, oder zumindest einem, dass allgemein als positiv angesehen wird - wobei auch eine negative Meinung große Verbesserungen bringen muss und gerade Meinungsunterschiede die besten Früchte tragen)
Was aber hindert das Streben zugleich mehr als Widersprüche, die mit aller Härte vorgetragen werden? Was ist schlechter als das Aufeinanderprallen gänzlich anderer Ziele, die sich bisweilen wechselseitig ausschließen?

Man gehe von dem Szenario aus, alle Menschen hätten den selben Lebenssinn, die selbe Aufgabe, ja gar die selben Wünsche und Ziele.
Womöglich würde dieses allgemeine Ziel besser erreicht (Wobei allerdings fehlende Unterschiede zu Schwierigkeiten in der Ideenfindung führen könnten. Legen wir nämlich die Variationslosigkeit des Wunsches fest, muss bedacht werden, dass auch der Weg sich gleichen muss). Gehen wir also  davon aus, dieses große Ziel würde durch die gebündelte Kraft in immer greifbarere Nähe rücken. Was aber geschieht mit allem nicht Angestrebten, allem Unbedachten? Führte diese Monokultur der Wesen nicht zur totalen Katastrophe?
Käme es nicht zur Verarmung der Welt gleich dem Ackerboden, auf dem immer wieder das selbe angebaut die Pflanzen immer kleiner werden und in der letzten Generation schließlich eingehen?
Aber - nun das große Oder -  bringt es nicht die Menschheit an das Ziel ihrer Existenz, zum Grund ihres Lebens und zum Ursprung ihres Seins? Mag das eine Streben der einzige Weg sein, die Richtigkeit zu erreichen? Wird es in dem Auseinanderdriften der Wesen der Menschheit nicht völlig unmöglich sein, etwas wahrhaft bedeutendes zu erreichen?

Es ist ähnlich der Arbeit: schon bald begannen die Menschen sich zu spezialisieren. So ist es den einzelnen nicht mehr möglich, etwas ganzes her zu stellen - im Endeffekt wissen wir weniger. Trotzdem kann besser und schneller hergestellt werden, desto mehr die Arbeitsschritte getrennt werden und somit professionalisiert. Die gesamte Menschheit weiß mehr.

Gibt es vielleicht doch ein gemeinsames Ziel, ein gemeinsames Streben, das, gesehen am Beispiel der Arbeitsteilung, erreicht wird in der Unterteilung? Sind unterschiedliche Wesen das Mittel zum Zweck der einen, gleichen Idee? Um besser zu werden und das zu gewinnen, das dem Menschen erst kostbar wird, weil er es nur begrenzt zur Verfügung hat - die Zeit?

Somit, lieber Leser, wurde das erste Paradoxon zusammengeführt. Das Paradoxon der Individualität.

Jederzeit ist eine Teilnahme an der Diskussion mehr als erwünscht, abweichende Meinungen werden gerne gelesen um diesen Text zu vervollständigen. Dies gilt natürlich auch für alle weiteren Kapitel und Überlegungen.

Tausend Farben ~ Million Colours

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