Ein schreckliches Tunier

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Unruhig trippelte ich im Stand herum. In den letzten Wochen war das Training mit Jasmin hart gewesen. Wenigstens bin ich ab und zu unter Pferde auf der Koppel gestanden und konnte mich austoben. Das es noch länger mit Jasmin so weiter geht, hoffe ich allerdings wirklich nicht. Wenn ich etwas gut mache, kriege ich zwar ein Klopfen auf den Hals, aber wenn ich nur eine Kleinigkeit falsch mache, kommt sofort die Gerte zum Einsatz. Ich weiß nie, wie ich mich bei hr verhalten soll. Jenny habe ich auch schon längere Zeit nicht mehr gesehen, aber ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann.
Das Gong zum Start ertönte. "Wehe wir gewinnen nicht!", raunte Jasmin mir ins Ohr. Sie trieb mich zu einem leichten Gallopp an. 100 Blicke waren auf uns gerichtet. Innerlich brodelte ich vor Energie. Tagelang bin ich in einer Box gestanden. Ich glaube Jasmin lies mich nicht auf die Weide, damit ich meine ganze Power beim Turnier herauslassen kann. Ich spürte ein kurzes Stechen in meinem Bauch. Wie gebannt startete ich los und flog wie wild über die Hindernisse. Immer wieder spürte ich das Stechen und lief schneller. Ich schreckte vor einem Wassergraben zurück. Ich zögerte, aber das Stechen hinderte mich daran. Es blieb mir nichts anderes übrig, als dieses furchteregende Hinderniss zu überwinden.

Jenny war gerade zur Startposition geritten. Nur noch ein Durchgang und dann würde es ernst werden. Für sie und Cookie. Von hier aus konnte sie einen Teil des Parcours sehen. In Gedanken ging sie ihn nochmal ab. Jenny hatte sich beim Abgehen des Parcours die schwierigen Stellen genau eingeprägt. Aber ihr Blick fiel auf das Mädchen, dass auf ihrem Pony gerade das vorletzte Hinderniss überwand. Nein, warte mal, dass ist nicht irgendein Mädchen und nicht irgendein Pony, sondern Jasmin und Floh! Jenny kochte vor Wut. "Jetzt bloss nicht aufregen, bleib ruhig. Konzentriere dich!", sagte ich immer wieder zu mir selbst. Ich schloss ganz fest die Augen, um nicht zu sehen, wie Floh mit Jasmin durch das Ziel schoss.

Schweißtropfen rannen über mein Fell und ich spürte immer wieder das Stechen im Bauch.
Das letzte Hinderniss war in Sicht. Meine Kräfte ließen langsam nach, doch ich lief weiter, aus Angst wieder das Stechen spüren zu müssen. Anscheinend war ich noch immer zu langsam. Ich sah, wie eine Hand mit einem Stock auf meine Kruppe sauste. Dieser Schmerz war unerträglich. Erschrocken machte ich einen Satz nach vorne. Bunte Stangen flogen in mein Gesicht. Ich hörte einen lauten Krach. Danach sah ich nur mehr Sand.

In Jennys Gehirn ratterte es. Viele Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Noch immer hatte sie die Augen fest zugekniffen.
Doch kein Applaus oder die Stimme des Sprechers ertönte. Ein ängstliches Raunen ging durch die Besucherreihen. Jenny öffnete die Augen. Die Stangen eines Doppeloxers lagen verstreut auf dem Boden, darunter begraben Jasmin und Floh.

Es war alles so schnell gegangen. Plötzlich tauchten Stangen auf und ich knickte ein.
Verwirrt und ein bisschen wacklig stand ich auf. Ängstlich starrte ich auf die Menschenmenge, die auf mich zukamm. Keiner scherrte sich um mich. Alle eilten zu dem bewusstlosen Mädchen. Dann erst wurde mir bewusst, was passiert war. Aber es war da diese Hand mit den Stock und dieser schreckliche Schmerz. Meine wirren Gedanken wurden unterbrochen. Ein kräftiger Mann zerrte mich quer über den Tunierplatz. Anschließend wurde ich in eine Box gestellt. Ich war furchtbar durstig, aber keiner füllte meinen Eimer. Mit vorwurfsvollen Gedanken, die in meinen Kopf umher schwirrten, stand ich unter dem kleinen Obstbaum am Paddock.



Ein Pony und ein Mädchen: Zusammen für immer? *Wird Überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt