2. Kapitel

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Die Abteilung der Urrituale ist im hinteren Ostflügel der Bibliothek, der Weg dorthin ist aber leider nur spärlich durch Fackeln beleuchtet ist. Dieser Abteil riecht und fühlt sich anders an, nicht böse aber auch nicht gut. Nein es fühlt sich lediglich alt an, ein Alter was einem mit Ehrfurcht erfüllt. Ehrfurcht sowohl von dem Leben aber auch vor dem Tod, dessen kalte Hand jeder spürt. Mit zitternden Knien gehe ich weiter wobei ich nicht genau weiß ob aus den sich mischenden Gefühlen wegen des heutigen Tages oder der Angst vor Meisterin Eve ist. Meisterin Eve nämlich, ist eine der drei Hohepriesterinnen des Tempels, und damit nach einer Erwählten des Mondes die höchste Instanz des Tempels. Ein Erwählte gab es aber seit langem  nicht mehr, da Luna seit Jahrzehnten niemand mehr mit göttlicher Magie ausgestattet hat. Und so ist eine Hohepriesterin zu sein das höchste was eine Novizin erreichen kann. Ich schaue weiter und da sehe ich sie, Meisterin Eve. Sie ist eine ältere Aquari, die das graue Haar zu einem strengen Knoten im Nacken gebunden. Ihr silbernes Gewand lässt ihre fein türkis geschuppte Haut noch mehr schimmern und glänzen als normal. Doch das unheimlichste an den Aquari sind neben den dünnen Kiemen am Hals, die gigantischen schwarzen leuchtenden Augen, die wie Löcher in die Leere alles Licht aufzusaugen scheinen. Diese Wesen sind Menschenähnlich haben aber trotzdem Ihre ganz eigene Lebensweise, doch wie genau sie sich unterscheiden weiß kaum jemand, da sie in riesigen Städten auf dem Grund des Meeres leben. Einer Legende nach wurden sie von der Göttin des Wassers Yara erschaffen, da diese auf die Schöpfungen ihrer Geschwister neidisch war und auch den Funken des Lebens auf die Welt schicken wollte. Nun ja, leider weiß ich auch nicht viel über dieses mysteriöses Volk. "Levana" ruft die alte Meisterin mit einer schneidenden Stimme die mich aus meinen Gedanken zieht. Hellhörig schau ich sie an, und warte auf eine Erklärung. " Du kennst doch die fünf Arten der Magie? Elementarmagie, Ritualmagie, Nekromantie, Alchemie und die mächtigste von allen die Göttermagie. Und wie du sicher weißt ist die Göttermagie ein Teil der Kraft eines Gottes, welcher zum einen deine Elementarkräfte stärkt zum anderen dir aber auch noch Kräfte der Gottheit in dir freisetzt, die ganze Städte zerstören könnten. Doch wissen wir auch das der Gott nur begrenzte Macht über den Gesegneten besitzt und ihn nie vollkommen übernimmt. Er wirkt nur auf ihn ein, manchmal spricht er mit dem Gesegneten oder lenkt kurze Zeit sein Handeln." "Das, weiß ich, aber wieso erzählen Sie mir das?" Frage ich leicht verunsichert. "Weil, das Orakel uns prophezeit hat das zwei Kinder aus unserem Tempel bald von den Göttern gesegnet werden." antwortet Meisterin Eve mit sichtlichem Stolz in ihrer Stimme. Das Orakel übrigens ist eine sehr faltige, mächtige und alte Frau die von den Göttern die Gabe der Weissagung geschenkt bekam und uns nun erzählt was wohl in der Zukunft passieren könnte. Ich betone das könnte da nicht alles was sie vorhersagt auch wirklich eintrifft. Kurzum wir haben ein unzuverlässiges steinaltes Orakel, und darauf soll ich dann vertrauen. Doch statt meine Zweifel an der Vorhersage zu äußern antworte ich möglichst ohne den Zweifel in meiner Stimme mir anmerken zu lassen " Ganze zwei Gesegnete? Das ist doch sehr ungewöhnlich. Steht auch schon fest wer sie sind und welcher Gott sie segnet?" " Ja, das ist in der Tat ungewöhnlich, was die Gesegneten angeht, sind wir uns nicht ganz sicher aber bei dir waren die Kräfte schon immer sehr ausgeprägt weshalb ich dich im Verdacht habe. Aber....." Weiter kommt die Meisterin nicht, denn bevor sie fertig geredet hat sprudeln aus mir die Worte heraus
" Meisterin, das ist unmöglich ich kann niemals eine Auserwählte der Götter sein, ich bin eine kleine Windmagierin, die aus Angst vor ihrem Heimatdorf in diesen Tempel kam, und Zuflucht vor Verfolgung suchte. Ich bin es doch gar nicht wert eine Gottheit in mir aufzunehmen. Daheim wartet immer noch der Scheiterhaufen oder der Galgen." " Keine Angst, es mag sein das du als Gejagte hier her kamst, doch jetzt ist das deine Heimat, und wenn die Götter dich für würdig erachten dann liegt es nicht an dir das in Frage zu stellen, ganz im Gegenteil du solltest dich dann noch mehr anstrengen um ihnen gerecht zu werden. Und es ist nicht mal mehr sicher ob du eine der Erwählten bist oder?" Diese leicht tadelnde Antwort hat mich mehr beruhigt als es alle Fürsorge je getan hätte, denn es stimmt es ist nicht meine Entscheidung. " Nun Meisterin, und wann wird uns das bekannt wer von den Göttern erwählt wird?" " Wir hoffen das die Götter heute Abend bei der Novizenzeremonie uns ihren Willen zeigen und zwei von euch erwählen." " Und wie merke ich das ein Gott in mich fährt? Also kommt da ein Licht oder werde ich vorher gefragt? Was passiert bei so einer Übernahme? " " Nun ja, gefragt wirst du nicht, und die Zeichen unterscheiden sich von Gott zu Gott. So redet Luna meist mit ihren Schützlingen, und hinterlässt einen Mond als Symbol auf der Haut der Erwählten welches ewig währt und sie mit ihr verbindet. Dieses Zeichen heißt Quin. Jeder Gott hat ein anderes Quin was für ihn steht und was seine Schützlinge in die Haut graviert kriegen, es ist unauslöschlich und stärkt den Erwählten." " Also wenn ein Quin auf meiner Haut nach dem Ritus erscheint, dann bin ich erwählt." " Ja, nun wie dem auch sei, ich muss mich auf den Ritus und die Auserwählten vorbereiten. Schau dich doch hier einmal um, es gibt an diesem Ort sehr mächtige Rituale und Zaubertechniken die dir vielleicht eines Tages nützlich sein werden." "Danke Meisterin. Möge Lumina mit ihnen sein." Dann verneige ich mich kurz und verschwinde hinter einem schweren Regal in der Abteilung für Gedankenmagie. Die Gedankenmagie ist ein Teil der Luftmagie und erlaubt es starken Luftmagiern ihre Gegner zu beeinflussen oder zu verwirren indem sie ihnen falsche Gedanken einflößen. Sie ist stark verbunden mit der Traummagie die nur Wassermagier beherrschen. Ich schaue mich also in dieser Abteilung um. Und da sehe ich es ein kleines schwarzes in Gold eingeschlagenes Buch auf dessen Einband eine große Sonne prangt. Ein Symbol für Helios und die Inquisition und obwohl dieses Buch wahrscheinlich von unseren größten Gegnern verfasst wurde weckt es in mir das Verlangen es besitzen zu wollen, also nehme ich es in die Hand und öffne die erste Seite und erschrecke mich fürchterlich, denn in dieser ersten Seite schaut mich ein Mädchen von 17 Sonnenzyklen an. Sie hat langes braunes Haar, was ihr in leichten Locken sanft über die Schultern fließt. Ihre Augen sind braun, jedoch wenn man genauer hinsieht, erkennt man goldene Sprenkel in ihnen. Diese Sprenkel lassen ihre Augen mysteriös schimmern, und harmonieren mit ihren vollen, natürlich etwas röteren Lippen. Ihre Haut scheint dünn wie Papier zu sein und wirkt doch hart und unnachgiebig. Das Mädchen was ich da so sehe ist ich, beziehungsweise ich bin dieses Mädchen im Buch. Ich brauche ein bisschen bis ich bemerke das die erste Seite mit einem Spiegelzauber belegt ist. Ich blättere weiter und entdecke auf den weiteren Seiten verschiedene Ritualanleitungen und Zaubertechniken. Vorsichtig klappe ich das Buch zu. Ich behalte es in meiner Hand und begebe mich ruhig in Richtung Ausgang. Ich plane es mir noch heute genauer zu studieren da dort Rituale beschrieben sind deren Durchführung mir noch gänzlich unbekannt ist. Als ich nun wieder an dem Wächter ankam, nahm ich mir vor dieses Mal weder Angst zu haben noch sie zu zeigen. Ich nehme meine ganze Kraft zusammen und laufe möglichst gelassen an den mysteriösen Kreaturen vorbei. Zum Glück würdigen sie mich dieses Mal keines Blickes. Ich stoße das schwere Tor auf und trete wieder hinaus. Das erste was ich merke als ich rausgehe ist das die Sonne weiterfortgeschritten ist und es wahrscheinlich Mittag ist und in mir regt sich der Hunger also gehe ich in Richtung Schlafgebäude, in dem auch ein Speisesaal ist. Heute soll es Mitu geben. Mitus sind mittelgroße Kreaturen die in den Wäldern um den Tempel in Maßen leben. Sie haben ein dichtes weißes bis graues Fell. Auf ihrem Kopf sind drei Hörner, zwei auf der Schnauze und ein großes Langes auf der Stirn. Mit diesem Horn kommunizieren diese Wesen untereinander. Sie ernähren sich großteils von Beeren und Pilzen die sie im Wald finden. Diese Tiere sind bei uns im Tempel sehr beliebt da ihr Fleisch lecker ist, ihr Pelz hält warm, und ihr Horn ist Bestandteil vieler Rituale. Als ich nun im Speisesaal ankomme und mich an der Statue der Erdgöttin Raya vorbeidränge. Höre ich eine Stimme die laut " Levana!" durch den Saal schreit. Erschrocken drehe ich mich um.

Hey Leute,
Ich wollte euch sagen: Danke für alle die sich auch durch dieses Kapitel gequält haben. Es ist jetzt mein zweiter Versuch meinen Gedanken Form zu verleihen. Und sollte euch etwas nicht klar sein oder ihr habt etwas nicht ganz verstanden, wie meine "Fachbegriffe", dann zögert nicht mich zu fragen. Auch freue ich mich immer über konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge. So das war's jetzt von meiner Seite aus ich hoffe euch gefällt meine Geschichte bis jetzt. Und arbeite ab jetzt offiziell an Kapitel 3.
Lg Sturmspringer/ Philipp ( ist beides okay)

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