38. Kapitel

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Geschockt sitze ich da. Mein Mund klappt auf und zu, ich bin nicht fähig auch nur ein Wort, geschweige denn einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen... "D...Da...Das...", ist das einzige, was ich selbst von meinem Gestottere verstehe. Kurzerhand springe ich auf und falle meinem Arzt, der mir gerade eher wie Gott vorkommt, einfach um den Hals. Und löse mich genauso schnell wieder, meine Wangen werden knallrot. Aber der Doktor lacht glücklicherweise nur.

"Aber, denken Sie immer daran, dass man erst nach fünf Jahren ohne Rückfälle als geheilt gilt. Es mag sein, dass sie den Krebs für jetzt besiegt haben, aber er kann wiederkommen und ich möchte, dass sie sich auf diese Eventualität vorbereiten...", seine Stimme ist immer noch fröhlich, aber auch ernst. Und ich weiß, dass der Kampf noch nicht vorbei ist. Trotzdem bin ich jetzt einfach nur total glücklich, mein Dauergrinsen wird wohl niemand wieder wegbekommen...

"Darf ich jetzt gehen?", wie ein kleines Kind klatsche ich in meine Hände und ich kann mir auch ziemlich lebhaft vorstellen, dass meine Augen im Moment leuchten... Aber es geht nicht anders! Ich muss jetzt einfach glücklich sein. Und dazu fehlt nur noch eines... Nur noch eine ganz bestimmte Person. Jorgiiiiiiii!

"Ja, das dürfen Sie", lacht mich der Arzt an, angesteckt von meiner Fröhlichkeit, "Aber versprechen Sie mir, dass Sie ab sofort alle sechs Monate hier her kommen? Ich würde ihre Gesundheit gerne im Auge behalten, abgesehen davon sind diese Kontrolltermine Pflicht.... Aber ja, jetzt dürfen Sie gehen." Hüpfend laufe ich zur Tür, rufe noch über meine Schulter zurück: "Dankeschön!" Ich kann sein belustigte Kopfschütteln spüren. "Ach, und Alba?", das ist das erste Mal, dass er mich mit meinem Vornamen anspricht, "Lassen Sie es jetzt erst einmal langsam angehen. Ich bin mir nicht sicher, ob die nächste Sauforgie auch eine so positive Wirkung hat..." Verblüfft drehe ich mich um. War das etwa der Auslöser für das Verschwinden der Tumore? Kann das wirklich sein? Wissend grinst mein Arzt mich noch ein letztes Mal an und macht dann eine eindeutige Handbewegung: "Jetzt machen Sie schon, raus hier! Ich will nicht hoffen, dass ich Sie innerhalb der nächsten sechs Monate hier zu sehen bekomme!"

Euphorisch laufe ich durch die Krankenhausflure, raus aus diesem Gefängnis, dass mir im Moment gar nicht mehr so leblos vorkommt, es scheint vor Leben fast zu explodieren. Einem inneren Drang zur Folge breite ich, sobald ich draußen bin, die Arme aus und lasse meinen Kopf in den Nacken fallen. Ich bin wie elektrisiert, kann nicht begreifen, dass ich wirklich gesund sein soll. Es will nicht in meine Kopf rein, ich habe Angst, dass ich aufwachen könnte und wieder im Krankenhaus liege.... Aber, es ist wahr! es ist alles wahr! Ich habe gesiegt! Was mich nicht umbringt, das macht mich stärker!

Leise fange ich an zu singen, ich kann mich einfach nicht dagegen wehren, dass sich meine Lippen bewegen, es ist wie ein Zwang, die Gefühle in meinem inneren verlangen danach, gehört zu werden...

"You know the bed feels warmer,

Sleeping here alone.

You know I dream in colour

And do the things I want.

You think you got the best of me,

Think you've had the last laugh,

Bet you think that everything good is gone.

Think you left me broken down,

Think that I'd come running back,

Baby you don't know me, 'cause you're dead wrong.

What doesn't kill you makes you stronger,

Stand a little taller,

Doesn't mean I'm lonely when I'm alone.

What doesn't kill you makes a fighter,

Footsteps even lighter,

Doesn't mean I'm over cause you're gone."

Es ist so ein gutes Gefühl, den Krebs einfach mal auszulachen. Vielleicht bin ich verrückt, weil ich in einem Song mit einer Krankheit spreche, sie besser gesagt ziemlich schadenfroh angifte, aber es fühlt sich richtig an. Es fühlt sich einfach richtig an, alles rauszulassen, den anderen zu zeigen, dass es mir besser denn je geht. Während ich singe drehen sich immer mehr Fußgänger zu mir um, aber ich gehe einfach stur weiter. Ich laufe, ich springe, ich tanze und fühle mich so frei, wie noch nie...

"What doesn't kill you makes you... stronger, stronger,

Just me, myself and I.

What doesn't kill you makes you stronger,

Stand a little taller,

Doesn't mean I'm lonely when I'm alone..."

Plötzlich taucht vor mir ein bekanntes Gesicht, nein, es sind viele bekannte Gesichter, auf. Jorge, Tini und alle anderen stehen vor mir, nur etwa zwanzig Meter entfernt und beobachten mich ziemlich entgeistert. Ob ihre Gesichtszüge an meiner guten Laune oder der Tatsache, dass ich mitten in Buenos Aires stehe und singe, festzumachen sind, weiß ich nicht, aber es ist mir egal. Niemand klaut mir diesen Moment!

Lachend laufe ich auf sie zu, mein Blickfeld reduziert sich einzig und allein auf Jorge, der immer noch, oder besser gesagt wieder, ziemlich angeschlagen aussieht, seine durchgehend schwarze Kleidung unterstreicht das noch. Auch mein Lächeln, das eigentlich aufheiternd ausfallen sollte, verändert nichts an seiner Miene... Ich bleibe abrupt stehen, um ihn nicht umzurennen, dann umfasse ich sein Gesicht mit meinen Händen. Langsam hellen sich seine Gesichtszüge auf, die Spannung seines Körpers löst sich langsam und auch er legt seine Hände an meine Wangen. Sie streichen über mein Gesicht, über meine Haare, über meinen Rücken, sind überall gleichzeitig und verstärken meine euphorischen Gefühle noch mehr. Langsam bewegen sich unsere Köpfe aufeinander zu, wir beide lachen aus vollem Hals, blenden unser Freunde, unsere Kollegen und all die fremden Menschen einfach aus, nur wir zwei zählen in unser keinen Seifenblase. Unsere Lippen sind nur noch Millimeter voneinander entfernt, die Luft zwischen uns ist geladen, sie knistert und brodelt, aber keiner will den ersten Schritt wagen, wir beide wollen diesen unglaublichen Moment immer noch ein bisschen weiter hinauszögern.

Ich blicke ihm tief in seine Augen, die hell strahlen, sein ganzes Gesicht lacht, und in dem Bruchteil einer Sekunde mache ich den Abstand zwischen uns zu nichte, drücke meine Lippen fest auf seine. So stürmisch er auch begonnen hat, so sanft geht der Kuss weiter. Ganz zart spielen unsere Lippen miteinander, voller Liebe haucht mir Jorge einen Kuss nach dem anderen auf meine Lippen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich unsere Umwelt gar nicht wahrgenommen habe, wird plötzlich Jubel laut. Verwirrt aber noch glücklicher als vorher blicke ich mich um und sehe ausschließlich strahlende Gesichter, die Fans um uns herum, ebenso unsere Freunde, klatschen und pfeifen. Etwas peinlich berührt vergrabe ich meinen Kopf in Jorges Halsbeuge, flüstere ihm so leise ins Ohr, dass wirklich nur er es hören kann:

"Ich bin gesund..."

Juhuuu! Jolba knutscht in der Öffentlichkeit rum und Alba zeigt dem Krebs einen imaginären Mittelfinger:) Ganz ehrlich, dieses Kapitel zu schreiben, es hat mir riesigen Spaß gehabt, der Song ist richtig gut (Kelly Clarkson: Stronger (What Dosen't kill you))und ihr solltet ihn euch unbedingt anhören, wenn ihr das hier lest!

Aber ja, wie wird Jorge wohl reagieren? was werden die anderen und vor allem das Management zu Albas kleiner Soloeinlage sagen? wann fange eigentlich die Dreharbeiten an? Darf Alba jetzt spielen, oder ist das Risiko zu groß?

Wir werden ja sehen xD Ich geh' jetzt "Die Kronprinzessin" lesen:)

Gute Nacht, hab euch alle lieb,

Aennchen_01<3<3<3

Love doesn't ask![Violetta-Cast FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt