11. Kapitel*Lesenacht*

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Ruckartig reiße ich den Hörer ans Ohr und flüstere, atemlos und leise: "Hallo?" "Guten Tag, sind Sie Diego Domínguez?" "Äh, nein...", antworte ich, etwas verwirrt. Wie, bitte schön, kann man mich für einen Mann halten? "Könnte ich mit Herrn Domínguez sprechen?", fragt die Frau am anderen Ende der Leitung weiter, worauf hin ich das Telefon wortlos an Diego weiter gebe, der zusammen mit Rugge und Martina mittlerweile auch die Treppe herunter gekommen ist. "Hallo?", fragt Diego und verzieht dann konzentriert und angespannt das Gesicht. "Ja, das ist in Ordnung... Ja, ich werde es ausrichten... Ja, auf Wiedersehen.", antwortet er der Frau, ohne dass wir an seinem Gesicht hätten ablesen können, was die beiden besprohen haben.

"Jorge ist wach...", fängt Diego an, aber schon nach diesem Satz lasse ich ihn nicht weiter sprechen. Ich kreische auf und sprinte die Treppe nach oben, um mir meine Jacke und Schuhe zu holen. In vollem Lauf ziehe ich mich an und bin schon aus der Haustüre raus. So schnell ich kann laufe ich zum Krankenhaus, wo ich, total fertig, aber in Rekordzeit, ankomme.

An der Rezeption frage ich atemlos nach Jorges Zimmer, und kaum, dass ich die Nummer habe, stürme ich durch die Krankenhausflure, renne einen Arzt um, ich hoffe, dass ihm nichts passiert ist, und habe dann, endlich, das Zimmer gefunden.

Einmal muss ich noch tief Luft holen, dann klopfe ich leise an die Tür. Jorges schwaches: "Herein.", erahne ich eigentlich nur, aber trotzdem öffne ich Tür.

Da liegt er.

Sein Kopf ist in einen weißen Verband gehüllt und auch ansonsten sieht er, nun ja, man kann eigentlich nur sagen, dass er ziemlich scheiße aussieht. Aber es ist mir egal. Noch nie war mir etwas so egal. Das einzige, was ich wahrnehme, ist sein wundervolles Gesicht. Seine Augen sind Blut unterlaufen, aber sie sind offen und strahlen bei meinem Anblick. An seinem Kinn leuchtet ein riesiger, lila Bluterguss, aber das, was zählt, ist, dass sich der Mund darüber bei meinem Anblick zu einem Lächeln verzieht.

Wie in Trance setze ich mich in Bewegung und laufe langsam auf ihn zu. Wir haben noch kein Wort geredet, aber das ist nicht schlimm. Seine Hand, die sich minimal in meine Richtung bewegt, sagt schon alles. Ich überwinde auch die letzten paar Meter noch mit einem Satz, dann stehe ich endlich neben ihm. Kurz halte ich inne, aber das hält nicht lange an.

Denn schon liegen meine Lippen auf seinen. Mit diesem Kuss fällt jede Anspannung von mir ab, ich kann endlich glauben, dass er wirklich hier ist.

Wir küssen uns immer intensiver, unsere Umgebung verschwimmt. Nur wir beide zählen. Irgendwann zieht mich Jorge zu sich auf das Krankenhausbett, was ihm allerdings offensichtliche Schmerzen bereitet. Sofort löse ich mich, schwer atmend aber besorgt, von ihm und will wieder aufstehen, aber er lässt es nicht zu. Seine Arme umklammern meine taille, so dass ich mich keinen Zentimeter bewegen kann. "Bleib bei mir...", flüstert Jorge in mein Ohr, aber ich protestiere: "Lass mich los. Ich bereite dir Schmerzen." Nach einer kurzen Pause füge ich noch leise hinzu: "Mal wieder..." Ruckartig wird sein Griff noch fester, es tut fast schon weh, und sein Blick verhärtet sich. "Sag jetzt nicht, dass du dir die Schuld an dem gibst, was passiert ist...", murmelt er fassungslos. Ich traue mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. "Alba, es war ein Unfall! Ein verdammter Unfall! Es war nicht deine Schuld!", ruft Jorge aufgebracht aus, seine Arme lösen sich aber von mir. Schnell springe ich auf und renne zur Tür. "Ein Unfall, den ich zu verantworten habe. Ich liebe dich, Jorge Blanco.", murmele ich noch, bevor ich die Tür aufreiße und nach draußen renne.

Auf dem Flur kommen mir Rugge und Diego grinsend entgegen. "Seit ihr fertig?", fragt Rugge grinsend und mit hochgezogener Augenbraue. Normalerweise hätte ich ihn für diesen Spruch fertig gemacht, aber jetzt ist eben nicht normalerweise. Also laufe ich einfach nur stur gerade aus, den Kopf gen Boden gerichtet, damit die zwei meine Tränen, die in meinen Augenwinkeln glitzern, nicht sehen. Bis sie registriert haben, dass mit mir etwas nicht stimmt, bin ich schon längst aus dem Krankenhaus raus.

Ich lasse mich neben einem großen Baum zu Boden gleiten und lehne mich an seinen Stamm. Die Tränen werden immer mehr, aber ich habe keine Kraft mehr, um sie aufzuhalten. Ich habe zu gar nichts mehr Kraft. Ich bin einfach nur müde. Müde meines Daseins.

Hundemüde...

Wie geht es weiter? Was meint Alba mit dem Ganzen??
Sorry, dass das Kapitel jetzt erst kommt, aber dafür kommt gleich auch noch das vierte und letzte Kapitel😊
Hab euch lieb,
Aennchen_01❤️❤️❤️

Love doesn't ask![Violetta-Cast FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt