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Na, dann kann ich mich auch ordentlich abschießen heute, dachte ich und schnappte mir die gekühlte Flasche Jägermeister. Nach einigen Gläsern Jäger-Energy wurde ich zunehmend fröhlicher und gesprächiger. Nachdem ich die restlichen Partygäste mit meinen hervorragend grausamen Gesangskünsten und Showeinlagen amüsiert hatte, fiel ich erschöpft auf die Couch. Ich brauchte dringend eine Pause. Scheiß asiatischen Gene, dachte ich. Von allen geilen Vorteilen, die man als Asiat haben konnte, hatte ich den dummen Part abbekommen, nämlich, dass mir das Enzym, was für den Alkoholabbau zuständig war, fehlte bzw. nicht ausreichend vorhanden war oder so. Hätte ich mal lieber die geilen Haare oder die dunklere Hautfarbe geerbt, dachte ich verärgert.

Ich nippte an meinem Becher und bemerkte einen Typen, der sich am anderen Ende des Zimmers mit Keule unterhielt. Er sah nicht schlecht aus. Groß, blond, blauäugig. Für die Sorte hatte ich schon immer eine Schwäche gehabt. Scheinbar musste ich ihn zu lange unbewusst angestarrt haben, denn er lächelte mich nun an. Ich erwiderte unsicher das Lächeln, was ihn dazu ermutigte sein Gespräch mit Keule zu beenden und auf mich zuzukommen. Lächelnd wies er auf den Platz neben mir auf der Couch. „Darf ich?", fragte er und sah mich an. Sympathisches Lächeln, schoss es mir durch den Kopf. „Klar, ist ein freies Land", antwortete ich und machte ihm etwas mehr Platz.

PoV Nadine

Die Party war in vollem Gange und Daniel hatte, wie versprochen, bis jetzt wirklich nur Alkohol zu sich genommen. Er würde es auch mal einen Abend ohne weißes Pulver aushalten, dachte ich mir und mein Blick fiel auf Melissa. Sie unterhielt sich mit Daniels Freund Kevin und hatte schon ziemlich viel getrunken, aber sie wusste schon was sie tat. Zur Not könnte ich immer noch eingreifen, so wie sie damals bei mir in Berlin.
Plötzlich vibrierte mein Handy. Ich sah auf das Display: Whatsapp Nachricht von Lukas. 'Macht hier auch mal jemand die Tür auf?' Ich blickte sekundenlang verwirrt auf die Nachricht. Hä? Wie, was, wieso? Warum mussten die mich immer alle so verwirren, ich bin doch eh schon blond.

Ich beschloss zur Tür zu gehen und tatsächlich - draußen stand ein genervter Alligatoah. Ich sah ihn fragend an. „Was machst Du hier?!" war meine sehr kreative Begrüßung. „Ich wollte mir schon immer mal abends in Kupferdreh den Arsch abfrieren, weil mir niemand die Tür öffnet." konterte er. Ich bat ihn herein und begrüßte ihn noch einmal herzlicher und griff dann doch wieder das Thema auf, warum er hier wäre. „Dein Mann hat mir geschrieben und mich - naja, nennen wir es gebeten, hierher zu kommen."
In dem Moment kam Daniel auf den Flur getorkelt und hielt sein Handy in der Hand, er hatte wohl nun auch Lukas' Nachricht gelesen. Als er meinen Blick und Lukas sah, wollte er gerade zum Weglaufen ansetzen.
„Daniel Schneider! Du kommst SOFORT hier her, Du verdammter Wichser!" schrie ich ihn an und er kam, die Arme schützend über den Kopf haltend, langsam zu dem Platz gewatschelt, auf den ich immer noch mit dem Finger zeigte. Dort angekommen bekam er von mir eine Respektschelle in den Nacken geknallt „Glaubst Du nicht, es ist Melissas Entscheidung, ob Lukas herkommen sollte oder nicht?!" ich war gerade echt genervt, was sollte der Scheiß. Klar war es süß, dass er wollte, dass sie sich versöhnen, aber er hätte es wenigstens mit mir absprechen können, sodass ich Melissa seelisch darauf vorbereiten hätte können. Daniel hielt sich den Nacken, mein Klatscher musste gesessen haben, sehr gut.
„Ja aber... also, ist doch kacke...und Lukas hatte mir ja damals mit Dir auch geholfen..." er stammelte hilflos vor sich hin. Lukas stand die gesamte Zeit wortlos neben uns bis er nun anfing zu lachen „Daniel ich hätte nie gedacht, dass Dich mal irgendwann eine Frau so unter Kontrolle bekommt!" er blickte nun unsicher zu mir „Meinst Du es ist okay für sie?".
Ich sah ihn an und überlegte. Daniel wollte sich unbemerkt davonschleichen, doch ich griff nach seinem Shirt und hielt ihn fest, ohne meinen Blick von Lukas abzuwenden. Ich atmete schwer ein und aus. „Ich denke schon, versucht das irgendwie sachlich zu klären und sei bitte nicht zu streng mit ihr. Du weißt, dass sie ein ziemlicher Dickkopf sein kann und eigentlich tut es ihr auch leid, auch wenn sie es nicht zugeben will." Lukas nickte mir zu. „Sie ist im Wohnzimmer." deutete ich ihm noch den Weg und sah ihm mit einem unwohlen Gefühl hinterher. Ob das wohl gut gehen würde?
Ich wandte mich zu meinem Freund, den ich immer noch an der „Leine" hielt „So Fräulein, und jetzt zu Dir!" begann ich ernst, doch verfiel schnell in ein Lachen als ich in sein ängstliches Gesicht sah.

Wer ficken will muss freundlich sein 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt