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PoV Nadine

"Ich bin immer freundlich!" beschwerte sich Daniel. Er legte dabei den Kopf schief und sah mich mit einem Dackelblick an, der selbst Metall zum Schmelzen bringen könnte. Ich schlug ihm liebevoll gegen die Schulter. "Jaja... ist klar" Eine Flasche Bier drängte sich zwischen unsere Blicke, die Hand die sie hielt, gehörte Lukas. "Dann können wir ja nun endlich auf euer Happy End anstoßen!"
Wir erhoben ebenfalls unsere Flaschen. 'Happy End' - eigentlich hasste ich dieses Wort. Allgemein konnte ich mit diesem ganzen Kitsch und Liebeskram nicht viel anfangen. So happy würde dieses Ende sowieso nicht werden. Morgen würden wir wieder getrennte Wege gehen. Immerhin lagen gute 250km Entfernung zwischen unseren Wohnorten. Ich nuckelte gedankenversunken an der Flaschenöffnung und bekam nicht mit wie Basti mittlerweile vor dem Couchtisch kniete und mehrere Lines vorbereitete. "Hey! Ich rede mit Dir!" Daniel piekte mir mit einem Finger in die Wange. Erschrocken ließ ich von dem Bier ab und sah ihn an. "Sorry, war in Gedanken. Was hast Du gesagt?"
Er lachte. "Das hab' ich wohl gemerkt. Ich hab' gefragt, ob Du heute noch was anderes nuckeln möchtest als die Flasche..." fragte er mit einem schiefen Blick. "Nö danke, ich mag meine Flasche" ich trank nun auch endlich mal wieder einen Schluck Bier aus ihr. Daniels Blick war unbezahlbar. Als er gerade etwas erwidern wollte, grätschte Basti dazwischen. "Ey Shneezin, lass die Punse mal und komm her, Homo!" Ich warf Basti für diesen liebevollen Titel für mich einen Luftkuss zu, den er mit einem erhobenen Mittelfinger erwiderte. Man musste nur wissen, wie man mit ihm umzugehen hat und hart im nehmen sein, dann war er eigentlich ganz handzahm. Mein Blick wanderte nun von Basti auf den Tisch vor ihm - auf das weiße Pulver. Timi war bereits mit einer der Linien beschäftigt. Daniel saß immer noch neben mir, er war anscheinend geistig in einer Zwickmühle und fuhr mit einem Finger die Linien meiner Tätowierung nach, die sich durch die Feinstrumpfhose abzeichnete. Ich blickte ihn an. Mir war bewusst, dass er Drogen konsumierte, doch wollte ich das sehen? Allgemein war es auch gerade das erste Mal für mich, dass ich so etwas live miterlebte und überhaupt so nah an diesen Substanzen war. Ich lächelte Daniel zu und stand auf. "Ich geh mal auf's Klo" Mein Weg führte vorbei am Esszimmertisch, an dem Melissa und Lukas saßen. Klar, Lukas distanzierte sich ja auch immer von diesen Aktivitäten seiner Bandkollegen. Meine Freundin sah mich fragend an. "Ich muss mal ins Bad", beantwortete ich ihre unausgesprochene Frage und deutete zu den anderen hinüber. Sie nickte und verstand.
Nun stand ich auf dem Flur. Klasse, sagte ich mir selber, ich hatte keinen Plan wo das Badezimmer war. Nach kurzer Orientierung öffnete ich eine Tür - Jackpot. Ich schloss von innen ab, stellte mich vor den Spiegel und betrachtete mich selbst. Meine Gedanken wanderten wieder ins Wohnzimmer. Ach, ich sollte nicht weiter darüber nachdenken. Verbieten konnte ich es ihm ja nicht und wollte ich auch nicht, dazu hatte ich keinerlei Rechte. Er ist alt genug, dachte ich und wollte gerade den Klodeckel öffnen, als es an der Tür klopfte. "Besetzt!" rief ich. "Ich weiß, mach' mal auf bitte" erklang Melissas Stimme. Ich tat wie mir befohlen.

PoV Melissa

"Ich wollte grad pinkeln man!" lachte sie mich an, als ich durch die geöffnete Tür geschlüpft war. "Blabla, das kannst du gleich immer noch" winkte ich ab. "Muss der das jetzt machen?!", fragte ich sauer. Ich war echt angepisst von Daniels Verhalten. Immerhin sahen sie sich heute zum ersten Mal seit Wochen. "Ist doch seine Sache..." gab sie kleinlaut zurück. Ich sah sie skeptisch an. "Ja schon, aber er hätte ja wenigstens heute mal drauf verzichten können, um Dich mal vielleicht nicht ganz so vernebelt wahrzunehmen. Selbst bei eurem letzten Treffen war er nicht ganz nüchtern."
"Naja, jetzt ist es eh zu spät und ja, egal halt. Ich mache da jetzt auch keine Szene wegen, ist mir zu doof. Aber mal was Anderes: weißt Du wo Mike und er schlafen?", fragte sie mich und wechselte das Thema. Na gut, wenn sie damit kein Problem hat, soll es mich auch nicht kümmern, dachte ich achselzuckend. Dann brauch' ich auch nicht weiter auf Daniel sauer sein.
Stimmt, die beiden brauchten ja auch eine Schlafmöglichkeit. Keule war leider nicht mitgekommen, da er keinen Babysitter gefunden hatte, der auf seinen Sohn aufpassen konnte. Ich musste grinsen. Mir kam eine Idee wie ich den beiden vielleicht noch etwas mehr Zeit zu zweit verschaffen könnte. "Ich glaub' die pennen hier bei Basti", antwortete ich ihr mit unschuldiger Miene. „Aber Lukas hat bestimmt nichts gegen einen weiteren Schlafgast...", fügte ich ganz nebenbei hinzu und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. Plötzlich hatte ich eins der Handtücher im Gesicht. „Hee!", lachte ich. „Raus jetzt, ich muss ehrlich!" verwies sie mich lachend aus dem Badezimmer. „Überleg' es Dir. Ich frag' Lukas sehr gerne", rief ich ihr im Rausgehen zu, was mit einem Schlagen der Tür beantwortet wurde. Auf dem Weg zurück zu den anderen ins Wohnzimmer grinste ich vor mich hin.

Wer ficken will muss freundlich sein 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt