P R O L O G

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Jeden Abend, kurz vor Feierabend, sah sie ihn. Sie wusste nicht, wie er hieß, wo er her kam, noch, weshalb er jeden Abend genau um 23 Uhr in die Straßenecke hinein bog und in das kleine Café ging. Dieses gegenüber der Boutique, in welcher sie arbeitete. Genau 15 Minuten verbrachte er dort, bestellte sich einen Kaffee, trank jedoch nie mehr, als einen Schluck. Genau nach 15 Minuten verließ er, wie jeden Tag, das Café. Keine Minute zu spät. Wie jedes mal, zog er sich seine Kapuze von seinem schwarzen Kapuzenpulli über die matten, schwarzen Haare und verdeckte so mit jegliche Sicht auf seine blasse Haut und den stechend braunen Augen. Erneut ruhte das kleine, schwarze Heft, welches er immer mit sich trug, in seiner Hand. Fest und beschützerisch von seinen Fingern umschlungen. Sein Blick huschte kurz nach links, dann nach rechts, und kurz nach hinten, ehe er sich in die dunkle Nacht begab. Es war reinste Routine, schon fast, wie studiert.

Und wie jede Nacht, fing ich an mich zu fragen, was er tat. Er war anders, er hatte etwas vor und zu verbergen, dies war gewiss. Und die Neugierde beherrschte meinen Körper immer mehr, und dies eines Tages so stark, dass ich beschloss etwas zu tun, was mein ganzes Leben ändern sollte. Ich wagte den großen Schritt in sein Leben.

,,Wie lange kannst du alleine sein, bevor du dich einsam fühlst, Livian?''

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