Schmerzhafte Liebe

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POV Jan:
Die Tür öffnete sich knatschend und ein hübscher Junge, den ich nur zu gut kannte, steckte seinen Kopf in mein Zimmer. Es war mein bester Freund Andre.

"Kommst du jetzt mit feiern? Sonst fahre ich alleine." flüsterte er in die Stille meines Raumes. "Ich bleib hier.", hauchte ich, obwohl ich eigentlich Lust hätte mal wieder was mit ihm zu unternehmen.

Es bildete sich ein großer Tränenkloß in meinem Hals. Kurz herrschte Stille, bis er erneut das Wort erhob: "Ist alles okay bei dir Jan?", fragte er skeptisch. "Ja." "Wirklich?" "Ja."

Weil er mir nicht so ganz zu glauben schien, da er mich einfach zu gut kannte, schenkte ich ihm ein falsches Lächeln, was ich über Wochen hin perfektioniert hatte. Er nickte.

"Dann bis später." Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, ließ ich das Lächeln fallen. Meine Augen wurden glasig. Ich hielt die Tränen nicht länger auf, ließ sie in Strömen über meine Wangen fließen.

Es war, als kämen die Tränen direkt aus meiner Seele. Seelenwasser, sozusagen. Reines, ehrliches Seelenwasser. Ich schluchzte schmerzerfüllt auf.

Ich wusste nicht was mit mir los war. Seid ungefähr zwei Monaten fühlte ich etwas. Ich fühlte etwas, wenn Andre in der Nähe war. Wenn ich nicht genau wüsste, das ich zu 100% Hetero war, hätte ich gesagt das es so etwas wie Verliebtheit war.

Aber das konnte nicht sein. Durfte nicht sein. Plötzlich verwandelte sich die Trauer in Wut. Wut auf mich selbst. Ich wurde so sauer, dass ich schnaubend vom Bett aufsprang.

Ich trat so heftig gegen mein Regal, dass es umfiel. Der gesamte Inhalt verteilte sich auf dem Fußboden. Mein Zeh pochte, doch der Schmerz war seltsam erlösend.

Ich wollte mehr davon. Ich trat gegen die Wände, schlug mit dem Ellenbogen kleine Macken in mein Fenster. Unter meinem Bett, fand ich eine leere Wodkaflasche, die scheppernd an meiner Wand zerbrach.

Mein Körper schrie förmlich nach Schmerz. Ich zog meine Socken aus und trat in die Scherben. Sie bohrten sich in meine nackten Füße.

Es tat unheimlich weh, doch die Schmerzen kamen nicht annähernd an meine seelischen heran. Der Gedanke ließ erneut Wut in mir aufflammen.

Ich zog eine Scherbe aus meinem Fuß. Plötzlich war ich wie betäubt. Meine Ohren waren wie mit Watte gepolstert. Ich konnte meinen eigenen Herzschlag hören.

Ich setzte die Scherbe an meinem Arm an, und zog einen tiefen Schnitt. Und noch einen. Und noch einen. Ich hörte erst auf, als mein Arm von Blut überströmt war. Anscheinend hatte ich die Pulsader getroffen.

Erschöpft ließ ich meinen Kopf in das Scherbenmeer sinken. Meine Sicht wurde fleckig. Ich nahm meine Umgebung nicht mehr wahr. "Jan?! JAN, was hast du getan?!" hörte ich Andre hysterisch schreien. Ich nahm die Angst in seiner Stimme wahr.

"Ich liebe dich." murmelte ich noch, bevor ich meine Augen für immer schloss, zufrieden noch gesagt zu haben, was mir auf dem Herzen lastete. Ich hatte ihn geliebt. Schon immer.

Jandre || OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt