BILDANALYSE

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Andres Pov:
"Liebe Freunde, herzlich Willkommen zu Bang, dem Making of, des legendären Videos Bang." Als Jan die Anmoderation machte, schaute ich ihm ununterbrochen in die Augen. Nur durch die Linse versteht sich, sonst wäre es ja aufgefallen. Er sah aber auch einfach mal wieder zu hübsch aus, als das man hätte weggucken können. Eigentlich durfte ich sowas nicht denken, schließlich waren wir beste Freunde, aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt das solche Gedanken aufkamen, wenn Jan in der Nähe war. Ich fand es auch nicht wirklich schlimm, im Gegenteil, mein Bauch kribbelte dann immer so wohlig. Nur durfte niemand jemals davon erfahren, was ich für ihn empfand, vor allem er nicht. Aber so war es okay für mich. Ich genoss einfach die Momente in denen er mich berührte, über meine dummen Witze lachte oder mich einfach nur ansah. Es war schön, und dennoch war es auf Dauer nicht befriedigend. Ich wollte ihn öfter berühren, intensiver. Doch darum ging es jetzt nicht. Ich lauschte noch ein wenig seinen Worten, bis er schnipste, und mir somit signalisierte das diese Szene beendet war. Ich ließ die Kamera sinken und drückte ein paar Knöpfe, um die Aufnahme zu stoppen. Dann hob ich den Kopf und lächelte ihn schüchtern an. Er erwiderte es sofort. "Ich bin so gespannt wie das heute wird! Bestimmt kommen da mega geile Aufnahmen bei raus!" schwärmte er. Ich nickte nur, doch innerlich freute ich mich auch schon sehr auf den Dreh. Nach einigen weiteren Minuten in denen wir uns ein letztes Mal die Haare gerichtet, Schuhe angezogen und das Haus verlassen hatten, saßen wir auch schon im Auto. Cengiz vorne, Jan und ich hinten. Ab und zu warf ich him verstohlene Blicke zu, die er aber nicht zu bemerken schien. War auch besser so. Wir stiegen aus dem Auto und machten ein paar weitere Aufnahmen für ApeCrimeTV. Dieses Mal filmte Jan mich. Der ganze Tag lief ziemlich cool ab, der Dreh hatte riesen Spaß gemacht. Wir hatten die ganze Zeit, immer nebenbei, die Kamera laufen. Jetzt blieb sie erst einmal ausgeschaltet, bis zu Tag zwei: "Drehtag Numero 2...", begann ich am nächsten Tag die Anmoderation. Mein Herz klopfte wild, als ich der Community berichtete, dass Jan und ich heute alleine drehen mussten. Jan filmte mein fragwürdiges Outfit, woraufhin ich von den Plänen des heutigen Tages erzählte. Als ich nicht mehr wusste, was ich noch erzählen konnte, verließ ich spaßeshalber einfach den Bereich, wo wir uns befanden. Ich hörte noch, wie Jan die Kamera ausschaltete bevor er mir grinsend folgte. Das nächste mal, als wir wieder filmten, wurde ich bereits gesichert, an irgendwelchen Seilen, da nun die Helikopter-Szene dran war. Wenig später wurde dann auch Jan am Helikopter befestigt. Als wäre das nicht schon genug Nähe gewesen, wurde er auch noch mit meinem Handgelenk verbunden. Nicht das ich etwas dagegen hätte, nein. Aber es tat meinem Konzentrationsvermögen nicht wirklich gut, so eng bei Jan zu stehen. Doch lange Zeit zum nachdenken hatte ich sowieso nicht. Ein letztes Mal wurden die Seile überprüft, dann ging es schon langsam nach oben. Jan fasste nach meiner Hand, ich umklammerte sie sofort. Ein sanftes Kribbeln durchzog meine Hand, mein Herz schlug Purzelbäume. Leider rief uns ein Typ vom Set zu, dass wir uns an den Handgelenken festhalten sollten. Ich fasste also vorsichtig um, zu seinem Arm, und konnte mir nicht verkneifen einmal mit dem Daumen über den Stoff seiner Jacke zu fahren. Gott, dass alles hier fühlte sich so verdammt richtig an. Ich wünschte mir einfach nur so sehr, ihm in jeder Lebenssituation so nah sein zu dürfen, nicht nur bei Drehs. Warum war das Leben nur so unfair.  In den nächsten Stunden hatte ich nicht besonders viel Zeit um in Selbstmitleid zu versinken, denn der Dreh hatte es wirklich in sich. Als wir am späten Abend Zuhause eintrafen, fühlte ich mich so ausgelaugt wie lange nicht mehr. Ich ließ mich sofort aufs Sofa fallen, wenig später machte Jan es mir nach. Er beförderte seinen Kopf an mein Fußende. Mein Fuß war, nebenbei bemerkt, wenige Zentimeter von seinem Hintern entfernt, doch es schien ihn nicht zu stören.  Die Situation ließ mir keine Ruhe, mein Herz klopfte wild gegen meine Brust. Die Stellen, an denen wir uns berührten, waren warm und kribbelig. Trotz des ganzen Gefühlschaos, fielen mir beinahe die Augen zu. Obwohl es erst halb elf war, hätte ich auf der Stelle einschlafen können. Irgendwie begann ich dann ein wenig zu träumen, von Jan, wie er mir seine Liebe gestehen würde, oder  von unserem ersten Kuss. Lächelnd stellte ich mir vor, wie er sich langsam zu mir herüberbeugte und seine zarten Lippen auf meine legte. Ich bekam nur noch mit, wie Jan und Cengiz die Abmod des Videos drehten. Ich lauschte Jans Stimme. Sie verschwamm mit meinem Vorstellungen und beruhigte mich ungemein. Ich nahm die Welt nur noch wie durch Watte gepolstert wahr und schlief schließlich auf dem Sofa ein. *** Als ich das nächste mal die Augen öffnete, war das erste was mir auffiel: Ich lag in meinem Bett. Verwundert zog ich eine Augenbraue nach oben. Wie war ich denn hier hin gekommen? Alles an was ich mich erinnern konnte, war das ich auf dem Sofa eingeschlafen war. Ich warf einen Blick auf den Digitalwecker neben meinem Bett. Er zeigte 5:13 Uhr. Na ganz toll. Da ich jetzt sowieso nicht mehr schlafen konnte, schlich ich mich in die Küche um nach etwas essbaren Ausschau zu halten. "Kannst du auch nicht schlafen?" ich zog scharf die Luft ein und fuhr herum. Ich erblickte Jan, der mit einem schelmischen Grinsen hinter mir an der Theke lehnte. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. "Du hast mich voll erschreckt, du Arsch.", sagte ich und zog die Augenbrauen zusammen. Er lachte nur. "Hast du verdient.", meinte er. Ich hob eine Augenbraue. "Achja? Was hab ich dir denn getan?" Nachdem ich das ausgesprochen hatte, hörte Jan auf zu lächeln. Er kam immer näher, so nah das ich bereits seinen Atem in meinem Gesicht spüren konnte. Was dabei in mir vorging, konnte ich nicht beschreiben. Ich war verwirrt, wie in Schockstarre. Unfähig mich zu bewegen. Jan sah mir in die Augen, während er sein Gesicht immer näher an meins heran schob. Wenige Zentimeter trennten uns noch. Vor lauter Wohlsein hätte ich beinahe gestöhnt. Doch statt die letzten Zentimeter zu überbrückten, flüsterte er mir etwas zu: "Du hast mein Herz gestohlen." Ein heißer Schauer lief mir über den Rücken. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Ich war mir fast sicher, das Feuer in seinen Augen lodern sehen zu können. Meinte er das jetzt ernst? Wollte er mich verarschen? Oder mich testen, weil er ahnte was für Gefühle ich für ihn hegte? Tausende Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher, doch ich bekam keinen zu fassen, konnte mich nicht konzentrieren. Ich war in seinen Augen gefangen, fasziniert von diesem Eisblau. Ich glaube, er war ein wenig enttäuscht das ich nicht antwortete, denn er senkte langsam seinen Blick und trat einen Schritt zurück. Ab diesem Moment erwachte ich aus meiner Starre, und mein Herz begann auf Hochtouren zu laufen. Es war, als würde sich die Welt wieder in Bewegung setzten. "JAN!", rutschte es mir heraus. Er sah auf. Täuschte ich mich, oder sah er traurig aus? Hatte er das eben tatsächlich ernst gemeint? Ich musste es wissen. "Jan", flüsterte ich erneut. Diesmal war ich derjenige, der einen Schritt auf ihn zumachte. Mit den Händen rahmte ich sein Gesicht, woraufhin er leicht ungläubig lächelte. Okay Andre, jetzt oder nie. "Jan... Ich... Ich liebe dich, irgendwie.", meine Stimme zitterte so sehr, dass ich hoffte das er mich überhaupt verstanden hatte. Doch das hatte er. Seine Augen glitzerten wie zwei Sterne in der Dunkelheit. You are the light to my darkness.-war der letzte Gedanke, bevor ich meine Lippen auf Jans senkte. Ab diesem Moment konnten wir unsere Tränen nicht mehr zurückhalten. Wir weinten aus Erleichterung. Jede Last fiel mir von den Schultern. Eine Weile verweilten wir so dann begann er seine Lippen gegen meine zu bewegen. Und Gott, war das ein schönes Gefühl. Ein Schauer nach dem Anderen lief mir über den Rücken, die Schmetterlinge in meinem Bauch wollten gar nicht landen. Ich liebte ihn, mit allem was dazu gehörte.




Jandre || OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt