Forget-Me-Not ❁

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» Louis,

Erinnerst du dich daran, dass ich einmal tatsächlich dachte, du würdest mich vergessen?

Es waren deine allerersten Sommerferien in der ersten Klasse.

Deine Familie plante, über die gesamte Dauer des sechswöchigen Urlaubs zu deinen Verwandten zu fahren und dort Zeit mit ihnen zu verbringen, da ihr sie nur sehr selten besuchten konntet.

Als ich das hörte, lief mir ein eiskalter, unangenehmer Schauer den Rücken hinunter.

Ungläubig riss ich die Augen auf.

Sechs Wochen ohne dich? Wie sollte ich das überstehen?

Mit wem sollte ich spielen, wer lachte mit mir?
Wer wäre für mich da und würde mir zuhören, wer würde mich beschützen, so wie nur du es vermochtest?

Das durfte einfach nicht wahr sein. Ich brauchte dich doch!

Ich fühlte mich, als ob in mir eine kleine Welt zerbrechen würde. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, tat sie das sogar- denn du warst meine Welt, Louis.

Ich lag auf dem Bett und starrte wie hypnotisiert an die Decke, als ein paar karamellfarbene Spitzen deiner wunderschönen, verwunschelten Haare um die Ecke lugten und du kurz darauf in meinem Zimmer erschienst.

Du hast dich neben mich auf das Bett gelegt und dich von hinten an mich herangekuschelt.

Wie auf Befehl reagierte mein Körper auf deine Berührung.

Erneut ergriff mich ein Schauer, doch dieses Mal war er sanft und in mir breitete sich eine wohlige Wärme aus.

Nirgendwo auf dieser Welt würde ich mich je wohler fühlen, als bei dir, das war mir klar.

Doch dann hast du mich direkt angesehen und mir aufgeregt erzählt, dass du glücklich wärst, weil du bei deinen Verwandten auch deinen Freund Stan sehen würdest, den du Ewigkeiten schon nicht mehr gesehen und den du so sehr vermisst hattest.

Sofort verschwandt die angenehme Empfindung, die ich soeben noch verspürt hatte, restlos und machten einem dumpfen, merkwürdigen Gefühl platz, das sich tief in mir ausbreitete.

Es verwirrrte mich, denn so etwas hatte ich vorher noch nie gefühlt und zuordnen konnte ich es somit erst Recht nicht.

Vollkommen durcheinander versuchte ich, eine Verbindung zwischen dem von dir Gesagten und diesem schrecklich unangenehmen, verworrenen Gefühl herzustellen, doch es gelang mir nicht.

Frustriert seufzte ich auf und platzierte meinen zierlichen Kopf auf deiner Brust, hörte deinem regelmäßigen Herzschlag zu und verflocht meine kleinen Finger mit deinen, die im Gegensatz zu meinen riesig wirkten.

"Weißt du... Stan ist so toll! Er ist so witzig", hast du gesagt und angefangen, von Stan zu schwärmen.

Das ungute Gefühl wurde stärker und klarer, je mehr du über ihn erzähltest.

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich war eifersüchtig.

Eifersüchtig auf den witzigen Stan, weil er dich die nächsten sechs Wochen für sich hatte.

Und ich hatte wahnsinnige Angst, dass du mich vergessen würdest.

Was würde ich denn dann tun?

Ich brauchte dich, ich brauchte dich so sehr.

Tränen der Verzweiflung stiegen mir in die Augen, doch ich blinzelte sie weg, weil ich tapfer sein wollte und in mir reifte eine Idee.

"L-Louis?", unterbrach ich dich mit heiserer Stimme.

Du verstummtest und hast mich fragend angesehen, in deinem Blick eine stumme Aufforderung liegend, weiter zu reden.

"I-ich muss weg... Entschuldige", murmelte ich leise, den Blick verlegen auf meine Fingerknöchel gesenkt, bevor ich mich von dir löste, schnellstmöglich aus der Tür eilte und dich verwirrt auf meinem Bett zurück ließ.

Ich hörte dich noch "Hazza! Wo willst du denn hin?", rufen, doch ich drehte mich nicht um, sondern rannte weiter, die Treppen hinunter, aus dem Haus, in unseren Garten, bis zum Zielpunkt, einem speziellen Beet, in dem Vergissmeinnicht wuchs.

Als wir die zarten, blauen Blumen gepflanzt hatten, hatte mir meine Mutter erzählt, dass man Vergissmeinnicht denjenigen schenkte, die einem besonders wichtig waren und von denen man hoffte, dass sie immer an einen denken würden.

Nachdem ich vorsichtig einige von ihnen gepflückt und zu einem kleinen Strauß gebunden hatte, machte ich mich auf dem Weg zurück in mein Zimmer, in dem du immer noch auf mich wartend auf meinem Bett saßt.

Als ich hereinkam, hast du deinen Blick gehoben und mir intensiv in die Augen gesehen.

Meine Knie wurden unter deinem liebevollen Blick weich, mein Körper fing an zu kribbeln, alles in mir spielte vollkommen verrückt.

Ich trat vor dich, mit zitternder Hand, in der die Blumen ruhten und traute mich nicht, zu dir hoch zu sehen, in deine wunderschönen blauen Augen, die ich so liebte.

"Hazzy? Was machst du da?", hast du mich gefragt und mit zwei Fingern sanft mein Kinn angehoben, sodass wir einander mühelos ansehen konnten, und dein warmer Blick lag auf mir.

Verlegen zupfte ich mit einer Hand am Saum meines T-Shirts, während ich dir mit der anderen die frisch gepflückten Blumen hinhielt.

"Ich habe Blumen für dich gesammelt... Es sind Vergissmeinnicht.", sagte ich vorsichtig und du nahmst mir die Blumen aus der Hand, hast an ihnen gerochen und deine Finger berührten sachte die Ränder der Blütenblätter.

Zu sehen, mit wie viel Sorgfalt du die Blumen behandeltest, die ich extra für dich gepflückt hatte, machte mich glücklich.

"Sie sind wunderschön! Danke, Haz. Aber...wieso?", fragtest du erstaunt und hast mich aus großen, gutmütigen Augen angesehen.

"A-also i-ich... Ich wollte nicht, dass du mich vergisst, wenn du so lange weg bist. Oder dass du Stan lieber hast und mich gar nicht mehr als besten Freund haben willst", bei diesen Worten stieg mir erneut ein Anflug von Tränen in die Augen, ohne, dass ich es hätte verhindern können.

Du warst mir einfach zu wichtig und der Gedanke, dich an einen anderen Jungen zu verlieren, schmerzte zu sehr.

Als ich dies aussprach, sahst du kurz aus, als dächtest du angestrengt über meine Sätze nach.

Deine Augenbrauen waren zusammengezogen, die Stirn gerunzelt, einige Haarsträhnen hingen dir ins Gesicht.

Ich erhob meine Hand und strich mit einigen Fingern gefühlvoll die weichen, flauschigen Strähnen hinter dein Ohr, bevor sich deine Miene erhellte und deine ozeanblauen Augen anfingen, mit den Sternen um die Wette zu strahlen.

"Oh Harry. Niemals könnte ich dich vergessen! Du bist mein allerbester Freund und niemand anders könnte mir jemals so viel bedeuten, wie du es tust", eröffnest du mir und auch ich fing an, über beide Ohren zu strahlen.

Als du mich dann in deine Arme nahmst und wir uns fest umarmten, war die Welt wieder in Ordnung und in diesem Moment einfach alles perfekt. «

Nachdenklich gestimmt sah der schüchterne Junge auf die hellblauen Vergissmeinnicht hinab, die vor ihm lagen und ihn an diesen Tag erinnerten. Ob Louis sein Versprechen wohl bis heute gehalten und ihn nicht vergessen hatte? Bald würde er es wissen, dachte er sich, und lächelte, denn die Blumen waren nicht nur strahlend blau wie Louis' wunderschöne Augen, in denen Harry damals wie heute nur allzu gern zu versinken drohte, nein, sie standen auch für das Band aus Vertrauen zwischen Louis und Harry, das in jenem Moment geknüpft wurde und bis in alle Ewigkeit bestehen würde.

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Hallo, loves! ❁♥
Ich hoffe wie immer, euch gefällt das Kapitel. Danke für 3K Reads!♥
Hinterlasst gerne Meinungen :)

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