Anvie POV:
Und da standen wir nun vor der Tür, die uns noch vom Betreten des mir allzu bekannten Ferienhäuschens trennte. Mein Herz klopfte schon wieder schnell, wie es auch schon vorher am Bahnhof passiert war. Ich wusste um ehrlich zu sein gar nicht genau warum, schließlich war es ja immer noch ein Haus, nichts weiter. Und meine Schwester würde wohl kaum auf der anderen Seite der Tür stehen und uns gleich begrüßen. Doch trotzdem war in mir ein kleiner Funke Hoffnung. Es war, als würde ich kurz davor stehen, in eine lange nicht betretene, doch mir allzu bekannte Welt einzutauchen.
"Immer dieser Schlüssel, jedes Mal klemmt er!" Meine Mutter rüttelte, wie bei jedem unserer Urlaube, an der Tür, bis es schließlich klackte und sich der Schlüssel herumstehen ließ. Da hörte ich plötzlich, wie ein bellen vom Inneren des Hauses nach draußen drang. Ich runzelte verwundert die Stirn. Doch meine Cousine beantwortete meine unausgesprochene Frage."Rocky. Ich konnte ihn einfach nicht zu Hause lassen."
Natürlich! Jetzt machte alles einen Sinn. Rocky war der Hund von Flor und Mario. Er war ein brauner Cocker Spaniel. Das letzte Mal hatte ich ihn vor vielen Jahren gesehen, da war er noch ein Welpe gewesen. Jetzt müsste er wahrscheinlich schon ein großer Hund sein.
Meine Mutter schloss endlich die Türe auf, und augenblicklich schoss ein braunes etwas aus dem Haus heraus. Rocky sprang aufgeregt an Flor hoch und begrüßte sie freudig. Dann lief er zu mir und beäugte mich kritisch, wie als ob er gerade am nachdenken war, wer genau ich denn noch einmal war. "Och ist der süß!" Violetta stand neben mir und blickte Rocky mit großen Augen an. "Ich liebe Hunde!"
Ich ging in die Hocke und hielt Rocky meine Hand hin. Dieser schnüffelt daran und schien mich wieder zu erkennen, denn dann bellte er einmal freudig und schleckte meine Hand ab. Ich konnte nicht vermeiden, laut aufzulachen. Rocky war schon als Welpe süß gewesen, doch das war gerade wirklich putzig. Violetta kniete mittlerweile neben mir auf dem Boden und fing nun an, Rocky zwischen den Ohren zu kraulen. Dieser widmete sich nun ganz Violetta und ließ sich von ihr verwöhnen. Lächelnd stand ich wieder auf und sah den beiden zu. German, der nun neben mir stand, warf mir ein liebevolles Lächeln zu. 'Bleib ruhig, Angie.' Ich zwang mich selbst zur Ruhe, denn allein dieses Lächeln hatte in mir schon wieder heftiges Herzklopfen ausgelöst.
"Sollen wir nach drinnen gehen? Dort kannst du ihn auch weiterhin streicheln." sagte meine Cousine zu Violetta und griff nach meinem Koffer.
"Ich kann meinen Koffer auch selbst tragen." sagte ich zu Flor, doch diese ignorierte meinen Kommentar, rief ihren Hund mit einem "Rocky, hierher." zu sich und schob mich vor sich ins Haus.
Als ich drinnen stand, wurde ich von der Vertrautheit von allem erst einmal erschlagen. Alles war noch genau so, wie ich es in Erinnerung gehabt hatte. Ich trat langsam aus dem Eingangsbereich in den Flur und blickte mich vorsichtig um. Das Wohnzimmer war rechts von mir, genau so wie die Küche. Eine Treppe links von mir führte nach oben zu den Schlafzimmern im ersten Stock. Unbewusst war ich ins Wohnzimmer gelaufen und strich liebevoll über die Couch. Hier hatte ich mit meiner Schwester immer gesessen, aneinander gekuschelt in eine flauschige Decke. Hier hatten wir viele Gespräche geführt. Hier hatte sie mir schon so manchen guten Ratschlag gegeben. Hier, an dieser Couch, hingen so viele schöne Erinnerungen.
Plötzlich spürte ich eine Hand, die sich auf meine Schulter legte. Ich drehte mich um und sah Violetta hinter mir stehen. "Du siehst in allem Erinnerungen an Mamá, oder?" In ihrem Blick lag Trauer, schließlich verbindete sie diesen Ort automatisch auch mit ihrer Mutter. Sie wusste ja, dass ich mit ihrer Mutter hier sehr viel Zeit verbracht hatte. Ich wollte ihr nicht noch mehr Sorgen machen, doch leugnen konnte ich es auch nicht. "Ja Vilu, das stimmt. Ich habe mit deiner Mutter hier sehr viel Zeit verbracht." Ich warf kurz einen Blick zu den anderen, doch diese standen im Flur und waren mit dem sortieren der Koffer und Taschen beschäftigt.
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Memories ~ Germangie * pausiert *
FanfictionEin Anruf. Eine Geburtstagsfeier. Und so viele Erinnerung an Angies Vergangenheit, die ihr das Leben schwer machen. Und dann ist da noch ein Mann, den sie schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte....