Kapitel 4

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"Du lieber Himmel...und sie hat tatsächlich nie irgendwas in der Art erwähnt?" Ich schüttle den Kopf und wische mir eine einsame Träne aus dem Auge. Ich verstehe es einfach nicht. " Und was meinst du, könnte sie-" "Brian, bitte. Ich hab dich wirklich lieb, aber bitte lass uns über etwas anderes sprechen...ich will jetzt nicht mehr drüber reden..okay?" unterbreche ich ihn. Er nickt kurz und widmet sich dann einem Buch.Super, jetzt habe ich ihn auch noch vergrault. "Brian?" frage ich zaghaft. "Hm-hm?" "Tut mir leid. Aber ich kann jetzt einfach nicht." Mit einem verständnisvollen Lächeln wendet er sich wieder ab und ich kann nicht anders, als zu denken, was er doch für ein Guter ist. Ich hänge also weiter meinen Gedanken nach. Sollte ich vielleicht einfach nach Grimsby, ihren Heimatort, fahren und ich weiß nicht...nach irgendetwas suchen? Vielleicht auch einfach nur ihrer Mutter, die sie allein großgezogen hatte, einen Besuch abstatten und sie trösten? Aber so an sich war diese Idee doch gar nicht schlecht...

                                                                              *

Ich rumpele mit dem hellblauen Käfer über die Landstraße, lasse eine lahme Katze die Straße passieren und fahre über ein paar Schlaglöcher, als das Auto plötzlich abrupt stoppt. Ich schalte die Kuppelung, aber es tut sich nichts. Nada. Niente. Na toll. Ich sehe auf die Tankanzeige. Leer. Aha.

Ich steige aus und öffne den Kofferraum. Natürlich gibt es hier keine Halterung für einen Kanister und folglich auch diesen nicht. Brian, dieser Scheißhipster. Kann er keinen Opel Corsa oder so fahren?! Wo war ich hier denn überhaupt? Ich schließe das Auto ab und erklimme eine Anhöhe. Und plötzlich weiß ich, wo ich bin: die knorrige Esche, die ihre Blätter längst abgeworfen hat und einsam und kahl direkt vor mir steht, ist dieselbe Esche, auf der wir damals immer saßen und über Gott, die Welt und natürlich heiße Typen geredet hatten, die Esche, wo sie sich einmal das Kreuzband gerissen hatte, als sie über eine der dicken Wurzeln gestolpert war. Die Esche, unter der wir die Zeitkapsel vergraben hatten. Sie musste hier sein. Ich falle auf die Knie und fange an, mit meinen bloßen Händen danach zu graben. Die vereiste Erde lässt sich erst bewegen, als ich einen Ast hineinramme. Nach etwa einer halben Stunde , meine Hände fühlen sich an wie Eisklumpen, stoße ich mit meinem Stock auf etwas Hartes und halte ein paar Minuten später die kleine Kiste in der Hand. Mit meinen klammen Fingern öffne ich sie und halte dann den Brief in der Hand. Ich reiße ihn auf und falte ihn auseinander.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 26, 2016 ⏰

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