2. "Auf'm Jungsklo?"

33 6 0
                                    

"Mädchen haben hier nichts zu suchen, denke ich. Ich sollte... Mich dann mal auf den Weg machen."
Ich blieb nachdem ich das gesagt hatte trotzdem einen Moment neben ihm stehen und sah ihm dabei zu, wie er seine Hände unter dem laufenden Wasser zu einer Schale formte, die sich schnell mit Wasser füllte. Er beugte sich anschließend leicht mit seinem Kopf zu dem Waschbecken herunter und erfrischte sein Gesicht mit dem Wasser. Dann blickte er wieder auf in den Spiegel. Wir sahen uns gegenseitig im Spiegel an. Und erst jetzt stellte ich fest, dass seine seine Augen so grau waren, wie der bewölkte Himmel an einem Regentag. Das grelle Licht der LED, die die Herrentoilette beleuchte ließ sie umso langweiliger und eintöniger erscheinen, wobei man nach und nach einem leichten grünen Schimmer rund um seine Pupille erkennen konnte. Ich war so von seinen Augen fasziniert, dass ich gar nicht mehr wegschauen konnte. "Was willst du dann noch hier?", fragte er.
Er hatte ja eigentlich Recht, schließlich befand ich mich hier gerade als Mädchen auf dem Jungs-WC unserer Schule, allerdings war ich schon ein wenig neugierig, was seinen Namen betraf, den er mir immer noch nicht verraten hatte. "Also nach dem, was gerade passiert ist, wüsste ich schon gerne, wie du heißt. Schließlich hast du eben noch behauptet, mein Cousin zu sein..." "Ich heiße Jonas. So, würdest du mich jetzt bitte alleine lassen?"
Das Wasser perlte seine Schläfen hinunter über seine Wangen bis unter sein Kinn und tropfte von dort aus in das Waschbecken unter seinem Kopf. Er schaute mich erwartungsvoll an. "Eigentlich ja ungern, schließlich bist du vorhin aus irgendeinem Grund zusammengeklappt und-"
Sein fast schon verärgerter Blick verriet mir, dass er anscheinend gemerkt hatte, dass ich Zeit schindete, was ich eigentlich auch nur tat, um mehr über ihn zu erfahren. Normalerweise ließ ich mich nicht so schnell abwimmeln, aber bei ihm gab ich einfach auf, zumal der Unterricht in wenigen Minuten beginnen würde. "Aber du hast ja wieder Farbe im Gesicht und, ähm... Ich geh' dann einfach mal. Man sieht sich..." Gerade als ich die Tür zum Gang im Erdgeschoss öffnen wollte, wurde diese ruckartig von der anderen Seite geöffnet. "Alter, dann meinte die so, ich solle mich-" Vor mir standen zwei Typen die schlagartig in eine Art schockstarre verfielen. "Alter, 'n Mädchen auf'm Jungs-Klo? Ist das überhaupt erlaubt?", fragte der eine mit einem ziemlich unhöflichen und respektlosen Unterton. "Diggah Jonas? Habt ihr etwa... Du weißt schon, ge-?" Er beendete den Satz nicht aber ich denke, dass wir alle wussten, was er eigentlich sagen wollte. "Nein, natürlich nicht. Wir kennen uns nicht mal wirklich. Ist 'ne längere Geschichte", erklärte Jonas knapp. "Ich geh' dann mal", versuchte ich mich unauffällig darauszuhalten. Als ich gerade durch die Tür gehen wollte, stieß ich mit dem anderen Typen zusammen, der hinter dem 'Möchtegern-Kollegah' gar nicht wirklich auffiel. Er wollte wohl gerade auch ins Geschehen eintauchen. "Oh sorry, ich-", begannen wir beide gleichzeitig. Er schien nicht so unhöflich zu sein, wie sein Freund. Erst schaute er mich an, wich meinem Blick jedoch schließlich aus und guckte verlegen zum Boden. Seine Haare erschienen in einem orange-blond-Ton vor allem in diesem Licht sehr hell, was ja so gar nicht mein Typ war, trotzdem lächelte ich ihn kurz an. Ich wusste selbst nicht, wieso. Aber ich schätzte, dass ich genauso sympathisch rüberkommen wollte, wie er mir in diesem Moment.

Wie Nougat Pralinen mein Leben veränderten...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt