Nina und Paul tanzten. Und sie tanzten wirklich gut. Sie waren mittlerweile wirklich sicher in der Choreografie und bei ihnen sah es so routiniert aus, so fließend, so...
„Bei euch sieht das total leicht aus. Es sieht aus, als würdest du einfach nur daher schweben, Nina. Schweben! Das krieg ich doch nie hin", murrte ich und die beiden Tänzer lachten nur leise.
„Es ist der erste Tag, nicht den Kopf hängen lassen. Ich tanz die Choreografie seit Wochen rauf und runter und hab sie damals regelrecht in meinen Kopf gehämmert bekommen. Also lässt du deinen jetzt nicht hängen. Wir schaffen das, ja?", meinte Nina nur und wollte mich mit einem warmen Lächeln anlächeln, doch es gelang ihr nicht.
„Ja", meinte ich nur und versuchte weiter Pauls Erklärungen zu folgen. ‚Halt die Hand so. Greif am besten da hin. Mach nicht zu große Schritte, mach nicht zu kleine Schritte. Halt sie ja gut fest' und all die anderen Anweisungen prasselten auf mich ein. Und ich versuchte wirklich mein Bestes. Einigermaßen ging es auch. So die Standardschritte bekam ich hin, auch die Haltung war ziemlich okay. Bloß als es an die ersten Hebungen ging, war ich ziemlich nervös. Klar, Nina war nicht super kräftig vom Aussehen her, aber sie war trotzdem noch ein Mensch, den ich da durch die Luft wirbeln sollte.
Als ich meine Hände um ihre Taille legte, zuckte sie sofort merklich zusammen und versteifte sich. Perplex ließ ich sie wieder los.
„Nina, ist alles klar?", fragte ich vorsichtig und sie nickte zuerst, schüttelte dann sich die Tränen verkneifend den Kopf.
„Ich, ich brauch ne Pause", murmelte sie, hatte sich sofort umgedreht und war aus dem Raum gerannt. Was hatte ich denn jetzt schon wieder getan?
Seufzend ließ ich mich auf den Boden fallen und stützte meinen Kopf in meine Hände. Das würde doch alles in einer großen Katastrophe enden.
„Sie mag mich nicht", murmelte ich und merkte, wie sich jemand vor mich hinkniete. Es war Paul, der beharrlich den Kopf schüttelt.
„Nein, du bist ihr sehr sympathisch. Aber sie macht gerade eine nicht so leichte Zeit durch. Sie musste aus ihrem Appartement raus, sie hat ihr ganzes Hab und Gut in irgendeinen Lagerraum gestellt, hat nur das Nötigste mitgenommen. Sie macht sich im Moment viele Gedanken um ihre Zukunft, aber sie braucht diesen Job hier. Dringend... Das alles wird sie dir irgendwann aber noch erzählen. Sie muss erst mal klar kommen hier. In ein, zwei Tagen hat sie schon wieder vergessen, was früher war, und einfach so weiter gemacht. Sie ist eine Kämpferin, das müsstest du doch schon festgestellt habe. Sie muss erst mal reinkommen. Wahrscheinlich wird sie gleich schon wieder in den Raum kommen und sich entschuldigen. Also mach dir keinen Kopf. Das wird super werden", Paul klopfte mir auf die Schulter und stand dann auf. „Wir machen morgen weiter, ja?"
Ich nickte nur. Das war genau das, was ich gerade brauchte. Ne Pause. Am ersten Tag. Klasse...
So saß ich aber hier in diesem eigentlich viel zu kleinen Raum, um richtig zu tanzen, auf dem Boden und dachte über das nach, was mir heute beigebracht wurde. Haltung, Griffe und Schritte. Grundlagen. Und ich war jetzt schon überfordert. Vor allem, weil Nina und ich so gar nicht harmonierten. Bei Paul und ihr sah es so einfach aus, doch irgendwas gab es, das da zwischen uns stand. Wir wurden einfach nicht warm...
„Ed?", hörte ich irgendwann eine leise Stimme und sah zur Tür, durch die Nina ihren Kopf gesteckt hatte.
„Komm rein", meinte ich nur und stand auf.
„Ich... es tut mir leid. Das, was ich vorhin gesagt habe, stimmt wirklich. Du bist mir kein Stückchen unsympathisch, aber diese ganze Situation hier ist einfach gerade zu viel geworden. So wie ich Paul diesen Quatschkopf kenne, hat er dir bestimmt verraten, dass es bei mir gerade nicht so gut läuft, ich aus meiner Wohnung musste und und und. Mit auf Tour zu gehen ist gerade die Chance, um endlich wieder Boden unter die Füße zu bekommen", erklärte sie mit leiser, ruhiger Stimme. Sie schaute mich nicht an, sah nur auf den Boden.
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Thinking out loud (Ed Sheeran)
Fanfic‚Will your mouth still remember the taste of my love? Will your eyes still smile from your cheeks?' Zwei junge Menschen. Eine gemeinsame Vergangenheit. Und ein Zusammentreffen, das alles verändert. Sie teilen sich Erinnerungen. Gute Momente, schlech...