~ Kapitel 18 ~

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Leichtes Hintergrundlicht, dumpfe Bässe, niemand, der mich zu erkennen schien. Ich war lange nicht mehr hier gewesen. Dort, wo so vieles seinen Anfang gefunden hatte. Ich hatte damals meine Zeit ziemlich oft hier verbracht, hatte oft gespielt, viel getrunken und viele brauchbare Kontakte geknüpft. Warum war ich so lange diesem Ort ferngeblieben?
„Hey Ed!", hörte ich eine mir bekannte Stimme.
„DU?", fragte ich verwirrt und schaute auf. Die gleiche Location wie damals mit der gleichen Barkeeperin? Und das, obwohl es mittlerweile schon drei Jahre her war? Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Du erinnerst dich an mich, Superstar?", fragte Liz erstaunt und ich lächelte nur.
„Natürlich, wie könnte ich es vergessen? Es tut mir übrigens leid, dass ich damals einfach so abgehauen bin", murmelte ich etwas schuldbewusst und bekam zeitgleich von ihr ein Getränk vor die Nase gesetzt. Wie damals.
„Geht aufs Haus. Und Schwamm drüber, war sogar wahrscheinlich besser so", begann sie und ich sah sie mit schief gelegtem Kopf an, wollte, dass sie weiter redete. „Du musst wissen, dass am Morgen danach mein Ex vor der Tür stand und mir einen Heiratsantrag gemacht hatte", setzte sie in Gedanken dazu und drehte an dem Ring an ihrem Finger. Ich hatte anscheinend doch alles richtig gemacht damals. „Er ist drei Monate vor unserer Hochzeit gestorben. Wie geht's dir?", setzte sie dann aber dazu und ließ von ihrem Ring ab, schaute mich einfach nur interessiert an.
Für einen kurzen Moment war ich verwirrt, wollte irgendetwas sagen, dass es mir leid tat oder so, aber Liz war keine Person für Mitleidsbekundungen und sie sah auch nicht so aus, als ob sie eine haben wollte.
„So lala. Danke für den Drink", antwortete ich so einfach nur. „Habt ihr immer noch die offene Bühne?", wollte ich dann noch wissen und schaute zu der kleinen Erhöhung am Ende des Raumes. Wie oft hatte ich damals hier gespielt? Es waren bestimmt mehr als 15 Mal gewesen. Ich hatte die Atmosphäre hier echt gemocht.
Liz schüttelte aber nur den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Nicht mehr, wir haben nur noch normale Konzerte. Irgendwie schade, aber es würde eh niemand an deine Performances rankommen", lächelte sie dann und stellte mir ein weiteres Getränk vor die Nase. Jetzt hatte ich zwei Gläser vor mir stehen. Verwirrt sah ich sie an.
„Das eine ist Wodka O, das hatte ich dir damals auch immer eingeflößt, glaube ich. Und das andere ist meine neuste Kreation, du musst mir sagen, was du davon hältst", erwiderte sie nur und rückte das Glas näher zu mir. Und ich probierte, hatte aber Probleme, alles davon im Mund zu behalten. Als ich das Zeug dann doch runter hatte, erschauderte ich stark.
„Boah ist das sauer", meinte ich und schüttelte mich nochmal. „Ist das purer Zitronensaft?", wollte ich wissen, Liz sah mich nur nachdenklich an.
„Eigentlich nicht. Ich hab gar nicht mal so viel Limette ins Glas getan, oder doch?", lachte sie mich dann an und wandte sich von mir ab, weil Kunden warteten.
Nachdenklich ließ ich meinen Blick auf der Barkeeperin liegen. Sie hatte diesen Job echt im Blut, ihr machte es so unendlich viel Spaß und sie zog beim Mixen eine richtige Show ab, so, wie es die meisten guten Barkeeper machten.
Sie hatte sich vom Aussehen kein Stück verändert, außer dass sie älter aussah. Mittlerweile würde ich sie eher auf Ende 20 schätzen, vor drei Jahren war ich noch fest der Meinung, dass sie gerade mal 20 geworden sein könnte. Wie alt sie wirklich war, würde ich wohl nie erfahren. Eine Frau fragte man nicht nach ihrem Alter.
„Deine Tattoos sind mehr geworden", stand Liz dann irgendwann wieder vor mir und ich schaute auf meine Arme. So viele Erinnerungen, so viele Erfolge, so viele Niederlagen. Meine ganze Geschichte stand auf meinen Armen, sodass ich sie niemals vergessen würde.
„Du hast immer noch keins", zuckte ich mit den Schultern und betrachtete sie. Sie sah eigentlich aus wie jemand, der sich gerne Tattoos stechen ließ. Damals hatte sie aber noch keines gehabt.
„Sicher?", grinste Liz aber nur und zwinkerte mir zu. So genau wollte ich da eigentlich gar nicht drüber nachdenken.
„Ich hab übrigens nen Song über dich geschrieben", wechselte ich schnell das Thema und verdrehte innerlich die Augen. Ich sollte solche spontanen Ideenanfälle in Zukunft wohl mit mehr Vorsichtig genießen und nicht wildfremden Menschen an den Kopf knallen, Lieder über sie geschrieben zu haben. „Naja, keinen ganzen Song, aber ein paar Zeilen, willst du mal lesen?", schlug ich vor und kramte im nächsten Moment mein Handy heraus, um ihr den passenden Notizbucheintrag zu zeigen.
Ihre Augen huschten hin und her und je mehr sie davon las, desto breiter wurde ihr Grinsen. Ich hätte es ihr nicht zeigen sollen...
„Erinnerst du dich noch an ALLES, was damals passiert ist?", wollte sie wissen und ich senkte grinsend den Kopf, während sie mir mein Handy zurück gab und ich es in meine Hosentasche gleiten ließ.
„So gut wie."

Thinking out loud (Ed Sheeran)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt