Kapitel 7. Ich will dich!

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~Yuus Sicht ~

Immernoch verwirrt komme ich in meiner Klasse an. Das Sportzeug lasse ich achtlos auf meinem Platz fallen und danach laufe ich zu den Toiletten. Mein Spiegelbild zeigt mir die verschiedensten Emotionen, von peinlich berührt bis wütend ist wirklich alles dabei und ich gebe mir viel mühe sie, mit reichlich kaltem Wasser, von meinem Gesicht zu waschen. Den Ausdruck, den ich nun im Gesicht trage könnte man bestenfalls als verstört bezeichnen, aber verstört von was? Davon, dass ich kurze Zeit ebenfalls in Versuchung war? Oder nur davon, dass sich mal jemand ernsthaft für mich interessiert? Ich habe wirklich viele fragen und es macht mich immernoch wütend, dass ich von ihnen so aus der Bahn geworfen werde.
Ich höre die Pausenklingel und stöhne genervt auf. Jetzt gleich würden hier bestimmt andere Schüler auftauchen und im Moment konnte ich wirklich auf Gesellschaft verzichten!
Ein letzter Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich mich in Ansätzen beruhigt habe. Ich gehe aus dem Waschraum und suche mir auf dem Pausenhof einen Platz an dem mich bestimmt niemand finden würde (ich hatte meine Lektion vom Morgen gelernt). Diese Pause wurde ich dann auch, wie erhofft, in ruhe gelassen und ich konnte mir endlich etwas Zeit zum nachdenken nehmen.
Meine Gedanken kreisen erst um Mika, schweifen dann aber sehr schnell zu Otaya ab, was auch nicht besonders zu meiner Laune beiträgt.
Viel zu schnell ist die Pause zu ende und es klingelt zur nächsten und letzten Stunde.
Anstatt mich in meine Klasse zu begeben, wo ich ja eigentlich hin gehörte, ging ich los, um auf das Schuldach zu steigen. Ich muss wirklich vorsichtig sein, denn ich habe keine Lust vom nächst besten gesehen und dann gemeldet zu werden!
Oben angekommen atme ich die lauwarme Luft ein und merke gleich, dass ich am richtigen Ort gelandet bin. Ich stelle mich an das Geländer und lasse meinen Blick über den Schulhof und die angrenzenden Gebäude schweifen. Alles ist leer und verlassen, so als wenn ich der einzige Mensch auf der Welt wäre. Ich muss bei dem Gedanken lächeln, ja Einsamkeit war für mich noch nie ein Problem gewesen!
An meine Eltern kann ich mich kaum noch erinnern. Wie an so vieles aus meiner Kindheit sind sie nur noch ein Schatten einer Erinnerung. Sicher weiß ich nur, dass Guren mein Elternersatz ist, seid... ja seid wann eigentlich? Von all der Grübelei bekomme ich Kopfschmerzen und ich setzte mich mit dem Rücken zur Tür vor das Geländer und denke einfach mal an nichts.
Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich hier schon so da sitze, aber auf einmal höre ich eine Stimme hinter mir.
"Schön ist es hier."
Ich drehe mich erschrocken um, ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand her kommen könnte. Es ist Mika wie ich schnell feststelle, er hat die Tür hinter sich geschlossen und hebt die Hände, als Entschuldigung dafür, dass er mich erschreckt hat.
"Was willst du?", frage ich unfreundlich.
Mika braucht eine Weile um zu antworten, doch als er spricht höre ich Unsicherheit in seiner Stimme.
"Ich glaube, ich möchte etwas bei dir sein!?"
Es folgt eine Pause in der keiner von uns beiden auch nur mit der Wimper zuckt. Er will bei mir sein? Weiß er denn nicht, dass es ihm nur schaden würde, mit mir Zeit zu verbringen? Plötzlich lässt ein Windstoß die Bäume rauschen und ich werde für einen kurzen Moment von einem Ballon abgelenkt, der nicht weit von uns in den Himmel schwebt. Diese kurze Zeit nutzt Mika, um in einer unglaublichen Geschwindigkeit und mit lautloser Eleganz zu mir zu kommen. Wir stehen nun so nah zusammen, dass ich seine Atmung wahrnehmen kann. Wieder schauen wir uns tief in die Augen, doch diesmal sehe ich keine Unsicherheit. Sein Blick wirkt verlangend und ich habe das Gefühl, dass er mich stumm um Erlaubnis fragt. In mir tobt nur noch ein einziges Chaos, doch ich kann ganz deutlich spüren, wie ich von Mika angezogen werde.
Ganz langsam und kaum merklich nicke ich.
Ich dachte erst, dass Mika es nicht mitbekommen hätte, doch nun nähert er sich mir noch etwas und küsst mich leicht auf dein Mund. Obwohl der Kuss so zart und unschuldig ist spüre ich mit jeder Faser meines Körpers, dass er mehr will und ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt oder nicht. Der Kuss dauert nicht lange an, doch er reicht aus um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Ich bin so erschrocken von meiner Reaktion, dass ich einen Schritt vor Mika zurück weichen will, doch ich spüre sofort das Geländer in meinem Rücken. Ich muss wirklich verängstigt aussehen, denn Mika schaut mich mit einem besorgten Blick an. Ich denke darüber nach ob er nun glaubt, dass ich ihn verachte und fühle mich augenblicklich schlecht.
"Es ist nichts.", versuche ich ihn zu beruhigen, doch meine Stimme ist aufgeregt und was mich viel mehr überrascht rau von... verlangen?!
Diese Tatsache entgeht Mika natürlich nicht und mit einem Lächeln kommt er mir wieder näher. Erneut will ich zurück weichen, doch das Geländer lässt mir keinen raum.
Mika ist nun wieder bei mir und stützt sich mit den Händen am Geländer ab, wodurch er mir keine Wahl lässt, als ganz nah bei ihm zu stehen. Ich schaue zur Seite, denn ich habe das Gefühl, wenn ich ihm in die Augen gucke, kann er mir direkt in die Seele sehen. Das scheint Mika jedoch nicht recht zu sein, denn er zieht mein Kinn sanft zu sich, sodass ich ihn ansehen muss. Abermals küsst er mich, doch dieses Mal merke ich, dass er sich nicht mehr so zurück hält, wie noch vor wenigen Minuten.
Mit seiner Zunge bittet er um einlass und ich erwiedere den Kuss, indem ich meine Lippen leicht öffne. Der Kuss fühlt sich seltsam intensiv und auch sehr schön an. Mika und ich tragen ein Gefecht mit unseren Zungen aus, aus dem Mika eindeutig als Sieger hervor geht. Erst der Luftmangel lässt uns auseinander gehen und wir beide atmen schwer, auch wenn ich glaube, dass es bei ihm auch aus erregung ist. Wieder nährt er sich mir, doch ich weiche ihm aus und eile zu der Tür die zum Treppenhaus führt.
"Ehm ich...", ich weiß nicht was ich sagen soll, ich bin vollkommen verwirrt und weiß selber nicht so genau, warum ich nun die Flucht ergreife, " ich hab noch was zu erledigen.", ich laufe einfach weg und bin mir nicht sicher was überhaupt gerade passiert ist. Er muss denken ich bin verrückt!

Mika X Yuu Owari No Seraph YaoiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt