Eine Idee muss Wirklichkeit
werden können oder sie ist
eine eitle Seifenblase.
- Berthold Auerbach
„Noch fünf Minuten. Seid ihr Zwei bereit?", Kyra, Luzifer und ich standen in der Eingangstür der Igel-Guppe, die Praktikantin, deren Namen ich nicht wusste, war gerade dabei die Haupttür zu öffnen. Wirklich bereit war ich nicht, der Gedanke mit Luzifer zu arbeiten, behagte mir immer noch nicht so ganz. Allein Hannah und Kyra zuliebe, die Beide nach unserem „Streitgespräch" noch einmal bei mir um Verständnis gebeten hatten, wollte ich seine Anwesenheit zumindest akzeptieren. Nicht aber tollerieren.
Noch an diesem Morgen, während meiner täglichen Routine, hatte ich den Entschluss gefasst, ihn zu ignorieren und nur die nötigste Konversation mit ihm zu führen.
Ohne Kyra zu antworten, ging ich weg. Die ersten Kinder erreichten mit ihren Eltern das Gebäude und sofort begannen die ersten Stimmen die stille zu zerreißen. Wie jeden Morgen begrüßte ich die Mütter und Väter, half Kindern aus den Schuhen und brachte sie in ihren Gruppenraum. Binnen weniger Minuten hatte sich der Kindergarten gefüllt und der Krach war fast unerträglich. Aber das war nun mal mein Alltag. Es dauerte etwas bis ich die Kinder für den Morgenkreis bändigen konnte, doch als ich sie endlich dazu bekommen hatte, saßen sie alle brav da und sahen Luzifer und mich mit großen Augen an.
„Ist Luzifer jetzt immer bei uns?", fragte ein kleiner Junge endlich und sah hibbelig von ihm zu mir.
„Ja, ist er.", bestätigte ich seine Worte und sprach weiter, ehe sie in freudige Turbulenzen auzsbrechen konnten. „Das hier ist sein erster Morgenkreis. Warum sagt ihr ihm nicht, welches Lied er für euch singen soll?"
Seinem Gesicht nach war Luzifer sehr begeistert von meinem Vorschlag. Gut, es war vielleicht etwas gemein von mir, aber das war mir egal. Die Kinder hatten sich letztendlich für „Ja, Gott hat alle Kinder lieb" entschieden. Entgegen von Luzifer's Unwillen, schienen die Kleinen geradezu ekstatisch bei dem Gedanekn ihren neuen Betreuer singen zu hören.
„Möchtest du auch die Gitarre spielen?", fragte ich ihn süffisant und registierte zufrieden sein Schnauben.
„Ja, sehr gerne." Ehe ich mich versah, hatte er sich die Gitarre geschnappt. Etwas missmutig schob ich ihmdie Noten zu dem Lied zu. Dass dieser Playboy auch noch Gitarre spielen kann, machte ihn noch unsympathischer. Bestimmt verführte er damit reihenweise Frauen. Und Männer. Der machte garantiert vor nichts halt, das nicht bei drei auf dem Baum war.
Das Spiel zweier Akkorde riss mich aus meinen Gedanken. Und schon begann er zu singen. Scheiße! Singen konnte der Typ anscheinend auch noch. Man merkte ihm noch nicht einmal an, dass er das Lied nicht kannte. Nach Kurzem stimmten unsere Schützlinge mit ein und ruinierten die Harmonie, die sein Gesang mit der Gitarre bildete. Doch ich war froh darüber. Ich war kurz davor ihn für sein 'Talent zu bewundern. Nein! Er hatte kein Talent! Nur Glück. Er war ein dummer, untalentierter Player.
Glücklicherweise war die Tortur bald zuende und alle verteilten sich in dem Gruppenraum. Ich konnte mich also an meinen Tisch setzen und anfangen, die Anwesenheit zu checken. Ein paar der Mädchen setzten sich zu mir und holten die Basteldose. Super, ich würde heute Abend wieder Glitzer in allen Kleidungsstücken finden. Ich ließ meinen Blick schweifen, noch einmal kontrollierend, ob tatsächlich alle da waren, bis eine Präsenz neben mir mich aufschrecken ließ. Luzifer hatte sich auf einen der kleinen Stühle gesetzt und sah den Mädchen beim Schneiden zu.
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Limbus Infantium
ParanormalEin gefallener Engel. Seine Aufgabe. Ein neues Leben. Und eine Liebe, die siegen muss... ----------------------------------------------------- Zu dieser Geschichte gibt es eine Übersetzung ins Englische. Wer also Interesse hat, kann gerne einmal bei...