Wer sehen will,
muss die Augen schließen.
- Paul Gauguin
„Alles in einem wird das Wetter heute sehr schön, mit zwanzig Grad. Wir wünschen allen einen wunderschönen Dienstagmorgen!" Mit einem Seufzen stellte ich meine leere Kaffeetasse in die Spülmaschine und schaltete das Radio aus. Es war schon fast Zeit um loszufahren, ich hatte gerade noch genug Zeit, um mich im Bad fertig zu machen. Ich zog meine Chucks an und nahm die Schlüssel zu meinem türkisen VW Beetle vom Schrank. Ich hatte noch zwanzig Minuten Zeit, um fünf Minuten zu früh am Kindergarten zu sein. Bevor ich meine Wohnung verließ, stellte ich sicher, dass alle Fenster geschlossen und alle Lichter aus waren. Ich schloss die Haustür ab, zwei mal, und machte mich auf den Weg zum Kindergarten „Blumenwiese". Meine beste Freundin Kyra, die ich noch aus dem Abitur kannte, hatte ihn wenige Jahre später gegründet und mich gleich fest eingestellt.
Als ich ankam, wurde ich gleich von ihr empfangen.
„Lukas, gut dass du da bist, ich muss dir unbedingt Jemanden vorstellen! Ich wollte dir ja schon immer Hilfe in deiner Gruppe geben, aber ja... ."
„Dir auch einen guten Morgen, Kyra." Sie grinste mich breit an und nahm meine Hand, um mich in das noch leere Gebäude zu ziehen.
„Also, wie gesagt: Ich habe dir für die Igel-Gruppe einen Partner besorgt. Lass mich ihn dir vorstellen. Das ist Luzifer." Weiter hörte ich ihr nicht wirklich zu. Ich war zu beschäftigt damit, den Mann vor mir ins Auge zu nehmen. Er war recht groß, weitaus größer als ich, dazu schulterlange, schwarze Haare in einem losen Zopf und dunkle Augen. Und er war ein Mann... .
„Ich weiß, Häschen. Gib ihm eine Chance.", raunte sie mir zu. Ich seufzte.
„Schön dich kennenzulernen, Luzifer... ." Ich hatte meine Arme vor der Brust verschränkt, mein Blick auf ihm. Er schritt auf mich zu, seine Hand ausgestreckt und ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
„Die Freude ist ganz meinerseits." Diese Stimme... ein dunkler, voll klingender Bariton. Er schien nach meiner Hand greifen zu wollen, doch ich schreckte einen Schritt zurück, sowohl seinen, als auch Kyra's entsetzten Blick ignorierend.
„Wie hast du ihn gefunden?", fragte ich sie, die Existenz des Mannes weiterhin geflissentlich ignorierend. Sie verdreht die Augen.
„Er ist mein Bruder, Lukas. Und ich erwarte, dass du ihn nett behandelst. Sei brav." Ich versuchte, mein sarkastisches „Nur wenn er es auch ist" zu vertuschen, doch ich war mir sicher, dass zumindest Kyra es dennoch gehört hat.
„Dann sollten wir uns wohl mal aufmachen, in die Gruppe zu gehen, Luzifer... ."
„Ich will auch, Luzifer!" Innerhalb von kürzester Zeit hatte mein neuer Partner die Herzen ziemlich aller Kinder gewonnen. Und so ungern ich es auch zugeben mag, er war eine enorme Hilfe. Vor allem mit den Jungs hatte ich öfter meine Probleme gehabt.
„Alle Igel-Kinder kommen jetzt bitte und decken die Tische. Die Anderen gehen in ihre Gruppe.", wies ich die Kleinen an. Sie wirkten eher genervt darüber, dass ich ihr Spielen für die Essenszeit unterbrach. Aber es war nun mal wichtig unseren festen Zeitplan einzuhalten.
„Ihr solltet auf Lukas hören... .", fügte Luzifer nach ein paar Sekunden hinzu und die Kinder reagierten fast umgehend. Diejenigen, die in meine Gruppe gehörten, begannen sich Teller und Tassen, sowie ihre Brotdosen zu holen.
„Würdest du bitte den Kakao und den Apfelsaft holen?", fragte ich Luzifer und half, ohne auf seine Antwort zu warten, den Kindern, die Hilfe benötigten. Ich setzte mich an einen der kleinen Tisch und sah den Kleinen beim Essen zu. Selber kam ich, wie immer, nicht dazu.
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Limbus Infantium
ParanormalEin gefallener Engel. Seine Aufgabe. Ein neues Leben. Und eine Liebe, die siegen muss... ----------------------------------------------------- Zu dieser Geschichte gibt es eine Übersetzung ins Englische. Wer also Interesse hat, kann gerne einmal bei...