Babyblue. || Part 02

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Babyblue.

+Part 02 - Niall+

Ein Kerl. In meinem Bett. Da, wo ich jetzt eigentlich liegen und tief und fest schlafen sollte. Aber nein. Natürlich nicht. Konnte ja nicht so einfach sein. Es musste natürlich wieder Komplikationen geben, wie mit dem Gepäck. Warum konnte ich nicht einfach ganz normal in London ankommen und ins Bett fallen wie jeder andere Mensch?

Verärgert seufzend trat ich noch einen Schritt näher und beugte mich herunter, um den Kerl aufzuwecken und aus meiner Wohnung zu scheuchen. Doch dann sah ich in sein Gesicht und stockte. Es war von dichten, sicher schulterlangen Locken eingerahmt und sanft vom silbernen Mondlicht beleuchtet, sodass seine blasse Haut zu glitzern schien. Eine der Locken hatte sich in seinem Mundwinkel verfangen und bei jedem Atemzug durch die einen Spalt weit geöffneten Lippen zitterte die Haarsträhne.

Automatisch hob sich meine Hand und strich die Strähne zurück, blieb auf seiner Wange liegen. Die Haut war weich und warm vom Schlaf. Meine kalten Fingerspitzen kitzelten davon. Ich strich über seinen Kieferknochen, runzelte die Stirn in Verwirrung. Fuhr mit dem Daumen in die kleine Kuhle unter seiner Unterlippe und stutzte. Nahm die andere Hand hinzu und zog die Form seiner Augenbrauen nach.

Das ganze hier wurde mit jeder Sekunde merkwürdiger. Denn ich könnte schwören, dass ich diese Gesichtszüge kannte. Vor langer Zeit schon einmal so erkundet hatte. Denn es fühlte sich so vertraut an, der Schwung seines Kieferknochen, die Wölbung seiner Augenbrauen. Und dann ... dann versank ich plötzlich in einer Erinnerung, die ich mir schon jahrelang verboten hatte.


Ich erinnerte mich noch ganz genau, wie unsere Nachbarn uns erzählten, dass sie ihr Haus für drei Wochen in den Sommerferien vermieten würden und dass sie schon eine Familie gefunden hatten, die hierher kommen würde. Ich war so aufgeregt, dass ich tagelang nicht stillsitzen konnte, weil ich endlich wissen wollte, wer unsere neuen Nachbarn sein würden. Und dann kam der Tag endlich und ich wartete hibbelig im Vorgarten des Hauses auf das Auto, um die Familie willkommen zu heißen. Aber es kam nicht. Und so hockte ich stundenlang auf dem Schaukelstuhl, bis mir schließlich die Augen zufielen.

Aufgeweckt wurde ich durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter. Ich öffnete die verklebten Augen und sah in so strahlend grüne Augen, dass mir einfach die Kinnlade hinunterfiel. Der Junge mit den grünen Augen und den wilden Locken stellte sich als Harry vor, Harry Styles. Und seit diesem Tag unternahmen wir jeden Tag etwas miteinander und ich musste mich unweigerlich in diese grünen Augen und die tiefen Grübchen und die wilden Locken verlieben. In das breite Grinsen und das laute Lachen und in den Arm, der sich um meine Schulter legte, und den großen Körper, der meinen schmalen in einer Umarmung begraben konnte.

Nach zwei Wochen schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen, ging zum Nachbarshaus und wartet hinten im Garten auf Harry. Gott, was schlotterten meine Knie! Weil es ziemlich früh an Morgen war, kam Harry noch in seinem Schlafanzug heraus, gähnend. Mein Gesicht brannte wie Feuer und ich stotterte wie nichts. Aber schließlich brachte ich es zustande, die drei Worte zu sagen, um dann peinlich berührt meine Zehenspitzen zu inspizieren.

"Na, Gott sei Dank", Harry atmete erleichtert auf und nahm mich in den Arm, "Und ich dachte schon, ich hätte da was falsch interpretiert."

Erstaunt sah ich zu ihm hoch, mit weit aufgerissenen Augen. "H-heißt das, dass du ... mich, also ... auch ... so magst?"

Ich bekam keine verbale Antwort darauf. Aber dafür etwas viel schöneres. Meinen ersten richtigen Kuss. Meine Lippen waren kalt und seine waren warm, aber das konnte uns beide nicht weniger kümmern. Seine Hände schoben sich auf meine Hüften, zogen mich näher an seinen Körper heran. Meine Hände lagen auf seiner Brust, krallten sich in das T-shirt.

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