Babyblue. || Part 05

38 6 0
                                    

Babyblue.

+Part 05 - Harry+

Nach zwei Wochen hatte sich nicht viel verändert. Niall und ich lebten noch immer zu zweit in der Einzimmerwohnung und er schlief noch immer mit dem Rücken zu mir gewandt. Doch - da war ein entscheidendes Detail anders. Wenn er aufwachte und bemerkte, dass ich ihn des nachts wieder in meine Arme gezogen hatte, schmiss er mich nicht mehr aus dem Bett. Manchmal blieb er sogar ein paar Minuten einfach liegen und löste sich erst dann von mir. Woher ich das wusste? Ich stellte mich viel öfter schlafend, als dass er es mitbekam. Und der Gedanke daran, dass er heimlich meine Nähe genoss, wenn ich es scheinbar nicht bemerkte, wärmte mich von innen heraus.

Aber in unserem Alltag war sonst alles beim selben geblieben. Ich neckte ihn noch immer mit kleinen Sprüchen, er wurde noch immer knallrot deswegen. Er ließ sich ab und an zu einer Umarmung überreden, aber jedes Mal, wenn ich ihn fragte, ob ich ihn küssen könne, verneinte er. Ja, es zehrte an meinen Nerven. Aber das hier war Niall. So schnell würde ich nicht aufgeben - denn ich sah, wie sein Widerstand mit jeder Frage bröckelte. Und wie er reagierte, wenn ich ihn bei seinem ganz speziellen Spitznamen nannte. Denn auch wenn er es mir jedes Mal wieder verbot, tat ich es doch ab und zu, um ihn daran zu erinnern, dass ich nicht auf eine einfache Freundschaft mit meinem Verhalten hinaus wollte. Denn momentan waren wir nicht mehr als das: Gute Freunde.

Und überraschenderweise störte mich das nicht allzu sehr. Immerhin hatte ich Niall den Großteil meiner Zeit um mich herum, wir spielten gemeinsam Videospiele und jedes Mal, wenn er gewann, brach ein Freudenschrei aus ihm heraus, den ich immer öfter sehen wollte. Vielleicht verlor ich ab und an auch mit Absicht, nur damit ich dieses Leuchten noch einmal in seinen Augen sehen konnte.

Aber diese Zeiten würden ab morgen vorbei sein. Niall würde anfangen zu studieren und ich würde in mein zweites Studienjahr starten. Das hieß, wir würden beide mit der Uni beschäftigt sein, und ich hätte weniger Zeit, die ich brauchte, um sein Vertrauen in mich aufzubauen. Denn da war noch immer ein Zögern, dass Niall davon abhielt, sich wieder in mich zu verlieben. Was ich damals getan hatte, musste für ihn wohl um einiges schrecklicher gewesen sein, als für mich. Immerhin hatte ich den Grund gekannt, warum der Kontakt abgebrochen war. Und Niall hatte ich völlig hilflos zurückgelassen. Wie ich ihn kannte, hatte er wahrscheinlich die Fehler bei sich selbst gesucht.

Das würde ich ihn nicht noch einmal durchmachen lassen. Nein, ich würde dafür sorgen, dass er sich sicher sein konnte, was eine Beziehung zwischen ihm und mir betraf. Ich würde ihm beweisen, dass ich sein Herz nicht noch einmal brechen würde.



Der Wecker klingelte. Ich hasste dieses Geräusch. War ich es doch für sechs herrliche Wochen los gewesen. Jetzt klirrte der viel zu hohe Ton wieder in meinen Ohren und verpasste mir meine allmorgendliche, schlechte Laune. Mit einer Hand fasste ich an das Kopfende des Betts, wo eine kleine Ablage war, auf der der Wecker stand. Ich ließ meine geballte Faust auf das Teil hinabfahren und es verstummte, ich brummte widerwillig während ich mich auf den Rücken rollte und mich somit von Niall entfernte. Ich musste mich wohl wieder von hinten an ihn geschmiegt haben.

Vorsichtig entwirrte ich den Beinesalat, den ich unter der Bettdecke vorfand, und hievte meine eigenen dann über den Bettrand. Der kalte Boden brannte an meinen nackten Fußsohlen, doch ich ignorierte es und stand wankend auf, lief zur Kommode und nahm mir frische Sachen zum anziehen heraus. Mit einem Blick über die Schulter stellte ich fest, dass Niall noch immer friedlich schlummerte, dann tapste ich mit halb geschlossenen Augen ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Kaltes Wasser weckte meine Sinne.

Babyblue.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt