Er liebt dich, daran darfst du nicht zweifeln

922 82 13
                                    

Mit zitternder Hand schloss ich unsere Wohnungstür auf. ,Was wenn Steve da drinnen ist? Was wird er sagen? Will er überhaupt noch mit mir reden?', schoss es mir durch den Kopf. Mit dem Kopf voller Sorgen öffnete ich leise die Tür. Plötzlich klang das leise Quitschgeräusch unserer Tür lauter als eine explodierende Bombe. Glücklicherweise hörte mich keiner, oder ich wurde ignoriert. ,Ignoriert wirst du. Keiner würde sich je um dich kümmern, geschweige denn lieben', schaltete sich meine innere Stimme wieder an. Ich versuche immer wieder diese Stimme zu überhören, aber ich schaffe es nie. Sie klammert sich zu sehr an meine Ängste und Befürchtungen. Endlich hatte ich meine Schuhe ausgezogen und sie sanft und leise im Flur abgestellt. Planlos stand ich nun da. ,Was sollte ich tun? Sollte ich Steve suchen?', letzteres verwarf ich wieder und ich schlich mich stattdessen leise zu meinen Zimmer. Genauso leise wie zuvor die Wohnungstür öffnete ich nun die Tür zu meinen Zimmer. Als sie halb offen war, wollte ich hinein schlüpfen, doch Steve saß auf meinen Bett. Er hatte den Kopf an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen. Ob er schlief oder nicht, konnte ich nicht sagen. Schnell zog ich meinen Kopf wieder aus der Tür heraus und schloss sie. ,Was macht er hier? Wo ist Sarah?' Kurzer Hand entschloss ich zwei Stockwerke tiefer zu gehen, um Sarah zu suchen. Nur in Socken lief ich hinunter und läutete an der Glocke. ,,Ich hab gesagt du sollst oben bleiben, wenn du jetzt gehst!", rief mir eine wütende Stimme von Innen heraus zu. ,Scheiße... Du hast das zwischen ihnen verkackt' ,,Bitte Sarah ich bins Rick, mach die Tür auf!", rief ich ihr zu. Sarah zögerte einen Augenblick, öffnete schließlich doch die Tür. ,,Steve ist nicht da", meinte sie kalt. ,,Ich weiß, ich will auch mit dir reden", erklärte ich ihr. Sie sah mich einen Moment abschätzend an, trat aber dann beiseite und winkte mich herein.

,,Setz dich", wies sie mich kalt an. Vorsichtig ließ ich mich auf die Couch sinken. ,,Was ist passiert, nachdem ich abgehauen bin?", fragte ich. Sarah setzte sich mir gegenüber und sah mich eindringlich von oben bis unten an. ,,Steve wollte dir nach. Ich hab ihn aufgehalten, hab ihm gesagt, du bräuchtest kurz Zeit für dich, aber er wollte nicht auf mich hören", begann Sarah mit zitternder Stimme zu erzählen. ,,Ich konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten... Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen", eine einzelne Träne löste sich aus ihren Augen und kullerte ihr Wange hinunter. Ich begann langsam Mitleid mit Sarah zu bekommen. ,,Er hat mich angeschrien, was ich zu dir gesagt habe. Ich... Ich wusste nicht was ich tun sollte und hab ihn auch an geschrien, dass ich nur das gesagt habe, was du schon erwähnt hast", immer mehr Tränen flossen über ihre Wangen. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen und nahm sie vorsichtig in den Arm. Erst legte sie nur sanft ihre Arme um mich, klammerte sich aber bald an meinen Pulli fest. ,,Wir haben uns gestritten, wie wir uns noch nie gestritten haben. Hätte ich ihn nicht so gut gekannt, hätte ich geglaubt, dass er mich gleich schlagen würde. Ich hatte Angst... Schließlich hat er gesagt, dass er keinen Bock mehr hat und auf dich warten würde und ist gegangen", erzählte sie zu Ende. Sie hätte ihr Gesicht gegen meine Schulter gepresst, diese bereits leicht von ihren Tränen feucht war. Mein Mitgefühl zu dieser Frau war nun endgültig geweckt. So begann ich sie zu trösten, indem ich ihr beruhigend über ihr weiches Haar strich. Langsam beruhigte sie sich wieder und löste sich von leicht von mir. ,,Wieso tust du das?", fragte sie mich und sah mich mit ihren geröteten Augen an. ,,Was? Warum ich was tue?", fragte ich sie verwirrt. ,,Na dass", und machte dabei eine undeutbare Handbewegung, ,,du hast allen Grund mich zu hassen, sitzt aber trotzdem bei mir und tröstest mich, wobei du aber mindestens so leidest, wie ich es gerade mache", erklärte sie sich. ,,Naja, du machst Steve glücklich und das... Das ist für mich das wichtigste", erwiderte ich Gedanken verloren. ,,Aber... Du hast Steve viel mehr verdient als ich. Ich bin nur ein selbstsüchtiges Stück Mist", sagte sie traurig. Ich sah sie eindringlich an. ,,Wenn du wirklich so bist, wie du gerade behauptet hast, hätte sich Steve nie in dich verliebt und würde dich nicht lieben. Bei Gott wie sehr er dich liebt. Wenn du ihn nur einmal erlebt hättest, wenn er von dir erzählt hat, wüsstest du, wovon ich rede. Er konnte einen Tag und Nacht davon erzählen, welches Glück er doch hatte, dich zu haben. Sarah er liebt dich, daran darfst du nicht zweifeln", redete ich auf sie ein, obwohl es mir das Herz brach. Ich sah Steve und mich in meinen Zimmer. Wir waren dabei eine Super Smash zu spielen, als sein Handy läutete und eine Nachricht ankündigte. Prompt drückte er auf Pause und sah nach. Augenblicklich fing er an breit zu grinsen. Er und Sarah waren erst kürzlich ein Paar und er war noch total frisch verliebt. Stolz hat er mir ihre Nachricht gezeigt, in der sie schlicht sagte, sie gehe jetzt ins Bett, gute Nacht und sie habe ihn lieb. In diesen Moment freute ich mich tierisch für Steve, da er so glücklich war, doch fühlte es sich so an, als würde mein Herz langsam sterben. Jeder Schlag spürte sich an, wie ein Stich eines Messers, dass mich von Innen zerfleischte.

,,Aber... Was wenn er auch in dich verliebt ist", äußerte sie weiter ihre Sorgen. ,,Dann hättest du das bemerkt, glaub es mir. Steve war noch nie gut in Gefühle verbergen", beschwichtigte ich sie. ,,D-danke Rick. Danke obwohl ich es gar nicht verdient hätte, all das von dir zu hören. Du verdienst ihn viel mehr als ich", meinte sie erneut und schlang ihre Arme erneut um mich. ,,Schon gut", meinte ich und legte auch wieder meine Arme um sie. So saßen wir einige Zeit lang da. ,,Was wird das wenn es fertig ist?", kam eine kalte verwirrte Stimme hinter uns. Sarah sprang wie von einer Nadel gestochen auf und brachte Abstand zwischen uns. ,,Also?", fragte Steve mit fordernder Stimme. Er stand vor uns mit verschränkten Armen und funkelnden Augen.

Zwei Frösche, oder doch mehr? RiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt