alte Routine

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Mein Wecker holte mich aus meinem traumlosen Schlaf. Gestern Nacht wurde es noch spät bei mir und Flo, da wir uns wieder einmal in allen möglichen Diskussionsthemen verloren haben. Verschlafen stellte ich den Wecker ab und erhob mich aus meinem Bett. Ich nahm die ersten Klamotten aus meinem Schrank und zog sie an. Kurz betrachtete ich mich im Spiegel. Mittlerweile habe ich meinen kleinen Bauch verloren. Anfangs noch durch ungesundes Hungern, jedoch habe ich Sport für mich entdeckt. Dabei kann ich immer abschalten und hat mir auch sehr über die schwierige Zeit geholfen. Nach einem kurzen Uhrencheck beschloss ich, dass noch genug Zeit war für ein kleines Frühstück und so frühstückte ich in Ruhe. Da es noch früh am Morgen war, schlief Marti noch, daher hatte ich die Küche für mich. Während ich aß, hing ich meinen Gedanken nach und ließ die letzte Zeit revue passieren. Nach jenem Nachmittag versuchten Steve und Sarah noch die Beziehung zu retten, jedoch bekamen sie es nicht mehr auf die Reihe. Steve schien erstaunlich gut damit umgegangen zu sein, zumindest hatten mir das die anderen berichtet. Zu dieser Zeit hatte ich Steve noch immens gemieden. Als ich erfuhr, dass sie getrennte Wege gingen, habe ich mich fertig gemacht, dass dies alles meine Schuld war. Naja im Prinzip war es auch so, aber Steves jetzt Exfreundin hat anscheinend schon einen Neuen. Uns war allen klar, was dies eigentlich bedeutet und selbst Steve hat gemeint, dass es ihr dann nicht so viel wert gewesen sein konnte und er deshalb besseres verdiene. Klar war er am Anfang sehr bestürzt, aber es legte sich erstaunlich schnell wieder. Seither hatte er sich auch von anderen Frauen ferngehalten, auch wenn er genug Gelegenheiten bekommen hatte. Durch seinen Charme und sein Auftreten werden die Frauen anscheinend angezogen. Ich selbst hatte auch Ausschau nach attraktiven Frauen gehalten und sogar die eine oder andere angesprochen beim Feiern. Dabei ist mir klar geworden, dass ich anscheinend noch immer auch Frauen als potenzielle Partner wahrnehme, jedoch merkte ich bald, dass neben Steve alle Frauen unwichtig wurden. Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich nicht schwul bin, sondern bi oder was es auch sonst noch gibt. Naja ich sollte dann mal los, bevor ich zu spät ins Büro komme. Schnell räumte ich noch das dreckige Geschirr weg und machte mich auf dem Weg. Steve und ich waren früher immer gemeinsam zum Büro gegangen, jedoch seither kein einziges Mal mehr und umso erstaunter war ich, als ich Steve wartend im Hauseingangsbereich antraf. "Morgen", begrüßte ich ihn. Er erwiderte meinen Gruß und wir setzten uns gemeinsam in Bewegung. "Ist deine Schwester gar nicht mehr bei dir?", fragte ich ihn.

"Doch, doch, aber sie schläft noch aus. Sie meint, dass sie vielleicht noch ins Büro nachkommt oder mit ihren Freunden in Berlin etwas unternimmt. Wie war es gestern noch bei Flo so?", stellte er mir die Gegenfrage.

"Es war ganz angenehm. Ich war das Versuchskaninchen, da er Ina wieder einmal mit einem Dinner überraschen will. Die ist gerade mit den Kleinen bei ihren Eltern", antwortete ich meinerseits. Wie sehr ich es vermisst habe mit Steve ungezwungen zu plaudern. Mich freute es auch insgeheim immens, dass er extra auf mich gewartet hat wie früher. Es fühlte sich wie ein Stück Normalität an, die ich mir so sehr gesehnt habe.

"Das ist süß von ihm....", meinte Steve nachdenklich. "Sag mal, wir haben eigentlich nicht mehr wirklich darüber geredet, aber wie ist es dir eigentlich nach der ganzen Sache gegangen?"

Die Frage erwischte mich kalt und ich musste erst eine Antwort finden, die ich auch wirklich so unterschreiben konnte. "Naja die erste Zeit war nicht leicht. Ich hatte Angst um unsere Freundschaft, Angst was aus unseren Kanälen wird, da sie ja auch unser Einkommen darstellen, hatte Schuldgefühle, weil eure Beziehung wegen mir zerbrochen ist, fühlte mich aber zugleich auch befreit. Insgeheim hat das Geheimnis mir doch mehr zu schaffen gemacht, als ich selbst gedacht hatte und die Last dann weg. Versteh mich nicht falsch, ich war echt fertig, aber es hat sich wieder stückweise gebessert. Ich bin froh, dass ein gewisses Maß an Normalität wieder eingekehrt ist. So wie der gemeinsame Arbeitsweg. Es fühlt sich einfach gut an, wieder einmal die gewohnte Routine zu erfahren. Wie ist es dir ergangen? Das Gespräch haben wir schon viel zu lange aufgeschoben scheint mir."

"Da hast du recht, das Gespräch ist überfällig. Mir gings anfangs elendig. Ich wusste nicht, wo mir mein Kopf steht. Ich war verwirrt, was das Alles für uns und unsere gemeinsame Arbeit bedeutet und zwischen mir und Sarah. Es war so angespannt zwischen uns und sie fing an lange auszubleiben. Irgendwann haben wir beschlossen, dass wir es besser lassen sein sollte, da wir aneinander vorbeilebten. Naja kurz nachdem sie ausgezogen war, hatte sie einen Neuen und ich bin nicht dumm, der war vorher auch schon da, warum sollte sie sonst so viele Überstunden machen. Ich war am Boden zerstört, jedoch nicht sosehr ich gedacht hatte. Danach hatte ich Zeit mit mir ins Reine zu kommen und gleichzeitig fing sich die komisch angespannte Atmosphäre zwischen etwas aufzulösen. Da ging es wieder etwas bergauf. Ich habe dich vermisst als Freund und bin auch heilfroh, dass wieder etwas Normalität zwischen uns eingekehrt ist. Deshalb habe ich auch auf dich wieder gewartet. Ich will wieder unseren gewohnten Umgang miteinander haben. Ich weiß nicht wie es für dich ist und ob du so weitermachen kannst wie zuvor, wie du an dem Tag gesagt hast, aber ich will es zumindest versuchen. Du bist schon solange mein bester Freund und ich möchte, dass dies so bleibt... insofern das auch in deinem Ermäßen ist", erläuterte mir Steve.

"Nichts wäre mir lieber. Ich meine, ich habe gesagt, ich komme damit klar und so meinte ich es auch. Ich würde auch nie etwas tun, was unsere Freundschaft gefährden würde. Ehrenwort! Und sollte dich etwas stören oder sollte irgendetwas sein, bitte sag es mir", bemerkte ich.

"Na das hört sich doch gut an und ich melde mich, sollte etwas sein", meinte Steve mit einem erleichterten Lächeln. Wir gingen eine Weile, ohne etwas zu sagen, nebeneinander her. "Darf ich noch eine dumme Frage stellen?", fragte schließlich Steve.

"Hast du schon, aber du darfst noch eine weitere dumme Frage stellen", erwiderte ich.

"Ich habe beobachtet, dass du, wenn wir aus waren, andere Frauen angesprochen hast. Hat das was zu bedeutet, wenn ich fragen darf. Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst."

"Ähm naja... ich wollte einfach ausprobieren, ob ich noch auf Frauen stehe, oder ob irgendwie alles anders ist. Wie soll ich sagen... Irgendwie fand ich die Frauen schon anziehend, aber ich wollte halt nicht wirklich was von ihnen." Es folgte eine kurze Pause, bis ich mich zu meiner Gegenfrage durchringen konnte: "Du hast auch mit der einen oder anderen Frau geflirtet. War da keine dabei, die dir gefallen hätte?"

"Hmmm... keine Ahnung ob mir eine wirklich gefallen hat. Ich komme gerade aus einer Beziehung und bin noch nicht bereit für etwas Neues. Ich hätte keinen Kopf für eine neue Beziehung. Bevor ich mich auf eine neue Person einlassen könnte, muss sich die Situation zwischen uns wieder klären. Für mich steht gerade an oberster Priorität, dass wir wieder ins Lot kommen", erläutert mir Steve.

"Oh ok, danke schätze ich", stammelte ich. Wir waren am Büro angekommen und begrüßten unsere Freunde darin. Das Gespräch war für erste zumindest beendet und wir verloren uns in unsere Arbeit.



Heyo *Kapitel in die Runde werf ohne irgendwelche Erklärung und schau was passiert*



Zwei Frösche, oder doch mehr? RiveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt